Bad Wildbader Bergorte mit langer Geschichte
Bad Wildbad-Aichelberg. Um Orts- und Kirchengeschichte sowie die Heizung des schmucken Jugendstil-Gotteshauses von Aichelberg ging es bei einem Vortragsabend. Einen musikalischen Rahmen gab der Kirchenchor, am E-Piano von seinem auch als Solist aufgetretenen Leiter Martin Nonnenmann begleitet. Der Begrüßung durch Kirchengemeinderätin Marianne Schwarz folgte der Referent Hans Schabert mit Ausführungen zur Historie. Dabei überraschten urkundliche Erstnennungs-Daten aus dem 14. und 15. Jahrhundert für Hünerberg und Meistern.
Pfarrer Gottfried Löffler sprach zum kostspieligen anstehenden Erneuerungsbedarf des Heizungssystems. Schon vor 20 Jahren habe man die Notwendigkeit entdeckt. Jetzt müsse man vor allem auch aus Sicherheitsgründen handeln. Dem im letzten Jahr mit 175.000 Euro errechneten Finanzbedarf stünden bislang 60.000 Euro vorhandene Mittel gegenüber. Die fehlende Summe könne auch ein beantragter und erhoffter Zuschuss der Landeskirche nicht voll decken.
Mit einer laufenden Umfrage wolle man den Stellenwert des Kirchengebäudes für die Einwohner der Bergorte ermitteln. Die ersten Bogen seien schon eingegangen. Hoffnungen, in der kleinen Gemeinde alles zu bewältigen, stützen sich auf die Erfahrungen früherer Generationen, die sich immer wieder in besonderem Maß engagierten. Auch zur Handhabung des aktuellen Themas Energiesparen machte Pfarrer Gottfried Löffler Ausführungen. So sollen in den anstehenden kalten Tagen in der Kirche nicht mehr alle Heizkreise unter den Kirchenbänken geschaltet werden. Außerdem ist für die Besucher der Gottesdienste an die Bereitstellung von Heizkissen gedacht.
Der Beitrag zur Historie, eingebettet in Regionales und Überregionales, machte deutlich, dass die Bergorte, auf deren Markung auch die Fautsburg, Rehmühle und Kälbermühle liegen, eine bis ins Mittelalter zurückreichende Geschichte besitzen. Auf der Burg hatten die im 13. Jahrhundert genannten Vogtsberger als Herren des Ämtleins Neuweiler, eines später gemeindeähnlichen Unteramts des Oberamts Calw, ihren Sitz.
Aus dem Verbund Neuweilers lösten sich Aichelberg, Hünerberg und Meistern 1850. Die drei Dörfer bildeten die Gemeinde Bergorte, die ab 1938 Aichelberg hieß. Bei der großen Gemeindereform in Baden-Württemberg traten sie, wohl um einer Zwangseingemeindung zuvorzukommen, 1974 freiwillig der Stadt Wildbad bei.
Urkundliche Erstnennungen waren für Aichelberg im Jahr 1330, für die beiden anderen Orte 1523 aus einem Lagerbuch von Württembergs österreichischer Zeit bekannt, an die auch das Denkmal von Erzherzog Ferdinand von Österreich vor Bad Wildbads evangelischer Kirche auf dem Kurplatz erinnert. „Bei Vorbereitung auf den heutigen Abend“, so der Referent, „ist mir eine Urkunde begegnet, die Hünerberg schon im Jahr 1346 nennt.“
Wie schon bei der Verselbstständigung der Gemeinde Bergorte, so drängten die Einwohner aufgrund der langen Wege auch hinsichtlich der kirchlichen Zugehörigkeit auf Selbstständigkeit. 1907 hatten die Bestrebungen um eine eigene Kirchengemeinde Erfolg. Die selbstständige Pfarrgemeinde Aichelberg und ihre Kirche entstand unter großen Anstrengungen der nur 385 Einwohner aus den drei Dörfern auf dem Meisternrücken.
