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Remchingen -  18.07.2018
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Bauteile aus dem Drucker - Symposium informiert über Fertigungstechnologien

Remchingen. Kaum eine Konstruktion dürfte es geben, die sich mit Hilfe von 3D-Druckern nicht realisieren lässt. In zunehmendem Maß wird additive Fertigung – so der Fachbegriff – von der Industrie genutzt – auch in der Region. Werner Morgenthaler von der Industrie- und Handelskammer sieht viele Anwendungsbereiche für kleine und mittelständische Betriebe.

Deshalb hat seine Organisation zusammen mit der Handwerkskammer und Leichtbau BW in der Remchinger Kulturhalle ein Symposium zu der neuen Technologie auf die Beine gestellt. Rund 170 Teilnehmer sind gekommen, um Vorträge zu hören und den 26 Ausstellern ihre Fragen zu stellen. Morgenthaler ist sich sicher: „Wenn man wettbewerbsfähig bleiben will, wird man um diese Technologie nicht herumkommen.“ So sieht das auch IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler: Eine Analyse zeige, dass der weltweite Markt für solche 3D-Druck-Produkte in der Industrie bis 2030 pro Jahr durchschnittlich zwischen 13 und 23 Prozent auf mehr als 22 Milliarden Euro anwachsen werde. Das führt zu vielen Veränderungen. So weist Leichtbau-BW-Geschäftsführer Wolfgang Seeliger in seinem Vortrag darauf hin, dass sich die Wertschöpfung durch additive Fertigung in Richtung Konstruktion verschiebe, in die Erstellung des digitalen Produktmodells. Viele Firmen haben sich bereits auf die neue Technologie eingestellt. Etwa die Firma Nonnenmacher aus Ölbronn-Dürrn, bei der in Ergänzung zur gewöhnlichen Serienproduktion additive Fertigungstechnologien zum Einsatz kommen. Etwa im Microguss-Verfahren, das die Herstellung komplexer Kleinteile aus Metall ermöglicht. Die Nachfrage werde immer größer, sagt Knut Heitzmann. Interessant sei das Verfahren unter anderem zur Herstellung einbaufähiger Muster, die einen Test des Produkts im Einsatz erlauben. Auch kleine Serien könne man auf diese Weise herstellen, so Heitzmann. „Je kleiner und komplexer die Teile, desto größer die Losgrößen, bei denen eine additive Fertigung wirtschaftlich ist.“

Metallische Bauteile

Gerade in der Medizintechnik gebe es für Spezialanwendungen Teile, die nur ein oder zwei Mal benötigt werden und herkömmlich, wenn überhaupt, nur unter großem Aufwand gefertigt werden können. Additive Fertigung werde schon in vielen Bereichen eingesetzt, bestätigt auch Matthias Bath, Geschäftsführer der Parare GmbH aus Frickenhausen. In seinem Unternehmen liegt der Fokus auf metallischen Bauteilen, die unter anderem im Automobilbau und in der Energietechnik verwendet werden. Er sieht in der additiven Fertigung viele Vorteile. Etwa die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, ohne dass dafür Lager und Werkzeuge vorgehalten werden müssen. Oder die Möglichkeit, Bauteile herzustellen, die sich mit den gewünschten Eigenschaften und integrierten Funktionen konventionell unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht realisieren lassen. Aber egal, was hergestellt wird: Ein 3D-Drucker ist nötig. Der Marktführer ist die Firma Stratasys, die das wegweisende FDM-Verfahren erfunden hat. In den zurückliegenden rund 30 Jahren habe man 140 000 Druckersysteme verkauft, erklärt Anwendungsingenieur Stefan Zoller. Etwa für die Luftfahrt – nicht nur Prototypen, sondern auch Serienteile. Leichtbau sei dort nämlich ein großes Thema, sagt Zoller.

Das Symposium macht deutlich: Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, denn allenthalben wird zum Thema additive Fertigung geforscht. Etwa am Karlsruher Institut für Technologie. Dort beschäftigt man sich aktuell mit endlosfaserverstärkten Kunststoffen, mit denen sich laut Jörg Dittus vom Institut für Produktionstechnik deutlich höhere Festigkeiten und Steifigkeiten realisieren lassen.

Seine Kollegin Manuela Leoni verweist im PZ-Gespräch auf ein weiteres Forschungsprojekt, bei dem elektrische Leiterbahnen direkt in keramische Bauteile eingedruckt werden sollen.

Autor: Nico Roller