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Pforzheim -  01.11.2022
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Begriffe erklärt: Was ist Graffiti, Kunst oder Schmiererei?

Pforzheim. Wenn am Donnerstag, 3. November, der Diskussionsabend zum Thema „Urban Art und Graffiti: Kunst oder Schmiererei?“ für einen hoffentlich lebhaften Meinungsaustausch sorgt, dann geht es dabei sicherlich auch um Begriffe aus dem englischen Sprachbereich, die nicht immer geläufig sind. Hier ein Überblick, was sich dahinter verbirgt:

Guido van Heltens großes Wandbild aus dem Jahr 2015 in Kiew.
Guido van Heltens großes Wandbild aus dem Jahr 2015 in Kiew. Foto: Guido van Helten

Urban Art

Urban Art steht als Oberbegriff über Streetart, Graffiti und Kunst im öffentlichen Raum und wird häufig als Synonym für die verschiedenen Arten von Bildender- sowie Aktions-Kunst genutzt. Dazu zählen unter anderem Graffiti, Streetart, Stickerkunst und Adbusting. Die junge, legale Kunstrichtung des 21. Jahrhunderts bezieht ihren Impetus aus den Städten und dem Stadtleben. „Urban Art ist ein kulturelles Phänomen unserer Zeit, keineswegs eine neue Kunstform“, charakterisiert Frank Krämer, der die Urban Art Biennale im Weltkulturerbe Völklinger Hütte kuratiert hat.

Streetart

Der Begriff Streetart etablierte sich ab etwa dem Jahr 2005. Er bezeichnet allgemein alle Formen von urbaner Kunst. Mit dem Begriff werden verschiedene, meist nicht kommerzielle Formen von Kunst im öffentlichen Raum bezeichnet, die nach der Absicht der Ersteller durchaus dauerhaft dort verbleiben sollten. Im Gegensatz zu Graffiti überwiegt oft der Bildteil, nicht das Schreiben/Malen des eigenen Namens. Für die Streetart kommen verschiedene Medien zum Einsatz, wie Marker, Pinsel, Malerrollen, Spraydosen oder Aufkleber. Künstler wie beispielsweise Banksy möchten, dass die Menschen des öffentlichen Lebens ihre Arbeit sehen. Das Ziel besteht hauptsächlich darin, Diskussionen und Reaktionen über die Werke auszulösen. Streetart und Graffiti sind Formen des öffentlichen Ausdrucks, die – freundlich formuliert – nicht immer mit der Erlaubnis von Eigentümern gemacht werden.

Graffiti

Graffiti-Künstler haben traditionell nicht die Absicht, dass die Öffentlichkeit ihre Arbeit versteht. Sie richten ihre Botschaften an andere Personen aus der Szene. Das Wort Graffiti kommt aus dem italienischen, ist der Plural von Graffito und beschreibt ein Kratzbild oder eine in harten Stein geritzte Zeichnung. Schon die ersten Höhlenmalereien und Funde in der Antike gehören somit laut wissenschaftlicher Definition zu dieser Kunstform.

In der heutigen Zeit benutzen die Graffiti-Künstler hierzu einen Marker oder einer Sprühdose – um Signaturen (Tags), Motive, Figuren (Character), politische Parolen oder eine Buchstabengruppe (Style) auf Wände zu sprayen, was meist nur für die Szene und nicht für den Laien lesbar ist. Graffiti und Sprayen sind gleichzusetzen mit Sachbeschädigung. Dieser Tatbestand wird durch das vom Besitzer unerwünschte Verändern der Bausubstanz erreicht. Dazu zählt unter anderem das Anbringen von Graffiti-Pieces in jeglicher Form. Diese bleiben nicht nur an der Oberfläche, sondern ziehen bis zu zehn Zentimeter in die Wände ein. Dadurch ist eine restlose Beseitigung der Lacke schwer möglich. Damit ist der Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllt und kann gesetzlich verankert mit bis zu mehreren Jahren Freiheitsentzug geahndet werden. Beim Graffiti gilt prinzipiell, dass Jugendliche, die das 14. Lebensjahr erreicht haben, strafrechtlich verfolgt werden können.

Mural

Murals sind aufwendige Wandbilder, die Streetart-Künstler großflächig meist über ganze Fassaden von Häusern anbringen, wie etwa gerade 1010 in der Karlstraße in Pforzheim oder als nächstes Projekt ein Werk des international tätigen Künstlers Guido van Helten. Wie häufig, handelt es sich hierbei um Auftragsarbeiten.

Tags

Tags sind die Kürzel oder Pseudonyme der Künstler und Sprayer. Sie werden oft unter den Werken oder alleinstehend angebracht, um einen Wiedererkennungswert zu schaffen.

Stickerkunst

Stickerkunst ist eine Form von Streetart, bei der Aufkleber im öffentlichen Raum angebracht werden. Die Einordnung zwischen akzeptierter Kunst und unerlaubter Verunzierung ist dabei fließend. Im Gegensatz zum Graffiti fällt diese Form des Eingriffs in den öffentlichen Raum allerdings meist nicht unter den Straftatbestand der Sachbeschädigung, sondern wird als „Wildplakatierung“ geahndet und stellt somit eine Ordnungswidrigkeit dar.

Adbusting

Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „advertisement“ (Werbung) und dem Verb „to bust“ (zerschlagen) zusammen und ist eine Aktionsform, bei der Werbung im öffentlichen Raum verfremdet, überklebt oder auf andere Weise umgestaltet wird, um so ihren Sinn umzudrehen oder sie lächerlich zu machen, wie in der Vergangenheit etwa bei zahlreichen Wahlplakaten in Pforzheim.

Autor: Sandra Pfäfflin