Beleidigungen und Demütigungen – "Du bist meine Sklavin": Pflegekräfte leiden unter Rassismus
Neuenbürg. Oana M., die eigentlich anders heißt, möchte ihr Gesicht lieber nicht zeigen. Sie ist eine von zwölf ausländischen Mitarbeiterinnen im Pflegedienst der Diakonie Neuenbürg – und berichtet wie viele ihrer Kolleginnen verstärkt über Rassismus-Erfahrungen im Berufsalltag.
Von Beleidigungen über Demütigungen bis zur Wasserattacke aus dem Duschkopf – „die Hemmschwelle sinkt“, sagt auch Geschäftsführerin Andrea Lutz. Seit einem Jahr nehmen die Vorfälle stark zu, bestätigt die Leiterin des Pflegedienstes Danijela Balja. „Mit ungefähr zehn Prozent der Klienten gibt es Probleme in diese Richtung“, schätzt Balja, die ebenfalls osteuropäische Wurzeln hat. Dafür macht die Kirche auch das gesellschaftliche Klima seit der Flüchtlingskrise verantwortlich.
"Du bist meine Sklavin!" und "Warum schickt ihr mir immer die polnische Schlampe?" – Beleidigungen wie diese sind es, die sich Pflegemitarbeiterinnen der Diakoniestation in ihrem Arbeitsgebiet Neuenbürg und Engelsbrand laut eigener Aussage anhören müssen. Insgesamt werden 150 Klienten von 28 Mitarbeitern betreut – zwölf von ihnen haben einen Migrationshintergrund.
Angst um den Arbeitsplatz
"Einmal hat eine alte Dame sogar eine Mitarbeiterin mit dem Duschkopf nass gespritzt", erzählt Balja. Der Grund: Sie wollte nicht, dass immer Ausländerinnen zu ihr kommen. "Ich fühle mich dabei gar nicht gut", erzählt die Rumänin Oana M., "ich bin doch hergekommen, um zu helfen."
Der Träger, die evangelische Kirchengemeinde Neuenbürg, stärkt der Leitung den Rücken. Dekan Joachim Botzenhardt hat bereits im Januar vor den Mitarbeitern in einer Rede seine Unterstützung zugesagt. „Ich habe deutlich gemacht, dass so ein Verhalten mit den Werten der Kirche nicht zu vereinbaren ist“, sagt Botzenhardt.
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