Birkenfelds Gedächtnis in Person: Helmut Vester wird am Samstag 90 Jahre alt
Birkenfeld. „Leut, Leut, no nex Narrets“ – übersetzt ungefähr „Immer mit der Ruhe, Leute“: So lautet der Titel eines der Bücher von Helmut Vester, in denen er die schwäbische Mundart der Birkenfelder lebendig macht. Der Satz sagt einiges aus über den promovierten Sprachwissenschaftler, der am Samstag seinen 90. Geburtstag feiert.
Corona-gerecht im großen Garten und mit etwas Abstand zur großen Familie. Vester ist einer, der in Birkenfeld viel bewegt hat. Aber eher im Hintergrund. Mit gründlicher Recherche in der Ortsgeschichte oder mit dem exakten Hören auf die Sprache der Mitmenschen. Aber eine öffentliche Ehrung für diese Arbeit durch seine Heimatgemeinde? Bürgermeister Martin Steiner hat 2016 schmunzelnd daran erinnert, wie viel Überzeugungsarbeit er leisten musste, ehe er dem Forscher die Große Ehrenmedaille Birkenfelds überreichen konnte.
Nur kein großer Wirbel – „no nex Narrets“. Das passt zu Vester. Und zu dem Menschenschlag, den er gerne als „Dachtraufschwaben“ beschreibt. Als Schwaben, die durchaus stolz von der Höhe herab aufs badische Pforzheim blicken. Deren Geschichte hält er seit Jahrzehnten fest. Schon 1980 war er als Mitherausgeber der detaillierten Birkenfelder Ortschronik eingesprungen, als deren Autor August Engelhardt verstorben war. Seine Geschichtsforschung mündete schließlich in eine Ausstellung über Birkenfelds Vergangenheit von der Zeit der fränkischen Merowinger-Könige bis in die Neuzeit, die seit 1992 im Historischen Rathaus am Marktplatz zu sehen ist.