Gemeinden der Region
Enzkreis -  12.06.2020
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Bitte Abstand: Handball-Training für den Nachwuchs kämpft noch mit Hindernissen

Pforzheim/Enzkreis. Das Coronavirus hat den Sport auch im Jugendbereich ausgebremst. Der Handball-Nachwuchs muss auf Körperkontakt verzichten. Nicht überall werden wieder Übungseinheiten absolviert.

Eine Halle haben die Jugendspieler der Handballmannschaften aus der Region nach dem Saisonabbruch wegen des Coronavirus schon lange nicht mehr von innen gesehen. Wenn überhaupt wurde bis Ende dieser Woche im Freien trainiert – unter strengen Auflagen versteht sich. So ist Körperkontakt verboten. Das ist für die Handballer ein großes Hindernis, ist dieser Sport doch geprägt von Körperkontakten. „Aktuell ist eigentlich nur Zirkeltraining möglich“, sagt Gabi Kubik von der TGv88 Pforzheim. In Gruppen von je drei bis vier Kindern beziehungsweise Jugendlichen trainiert der Nachwuchs des Frauen-Drittligisten auf dem vereinseigenen Platz. „Wir haben den Vorteil, das der Platz sehr weitläufig ist und zum Teil auch überdacht“, so Kubik weiter.

Per WhatsApp melden sich bei Kubik, die die weibliche C-Jugend der TG coacht, ihre Schützlinge zum Training an. Es werde zudem immer dokumentiert, wer wann mit wem trainiert hat und welche Betreuer dabei waren. Außerdem werden alle Trainingsutensilien gemäß der Vorschriften desinfiziert. Auch auf die Abstandsregeln wird geachtet. „Das ist gar nicht so leicht, die Mädels schnattern schon mal gern“, weiß Kubik.

Ganz verrückt nach Training

Die TG 88 hatte Mitte Mai wieder mit dem Training begonnen. Trotz des großen Aufwands sind viele froh, dass wieder Training möglich ist. „Die Mädels waren ganz verrückt danach, die wollten unbedingt wieder trainieren“, sagt Kubik. Diese Erfahrung hat auch Susanne Bregazzi, Abteilungsleiterin des TB Pforzheim gemacht. „Die Dokumentation und alles ist schon aufwändig, aber die Kinder sind einfach froh, dass sie wieder trainieren und sich auch mal wieder sehen können“, sagt sie. Unter anderem mit Hilfe von Hütchen sollen die Jugendspieler den gebotenen Abstand einhalten. „Das funktioniert gut – auch bei den Kleinen“, erzählt Bregazzi, die selbst die D- und E-Jugend coacht.

Bislang trainieren die Mannschaften des Turnerbundes im Freien. Zum Teil wird dafür auch ein Tennisplatz genutzt. Kommende Woche soll es aber auch wieder in die Halle gehen. Dann öffnet die Stadt Pforzheim diese fürs Training.

Wie trainiert man Handball ohen Ball?

Auch die SG Pforzheim/Eutingen will dann wieder in die Halle. In der zweiten Maihälfte hatte die SG mit dem Training im Freien begonnen. „Das war vor allem in den ersten ein bis drei Wochen in den Fünfer-Gruppen eine ganz neue Erfahrung“, sagt Alexander Lipps, SG-Jugendkoordinator sowie Trainer der A-Jugend. „Nicht nur, wegen der räumlichen Begrenzung, sondern weil am Anfang auch alles ohne Ball war.“ Es sei sehr wichtig, dass wieder Training stattfinde, findet Lipps.

Gespannt auf den Neustart

Während Gabi Kubik, Suanne Bregazzi und Alexander Lipps schon Erfahrungen mit Jugendtraining in Corona-Zeiten sammeln konnten, ist man beim TSV Knittlingen gespannt, wie das so wird. Die Knittlinger starten offiziell kommende Woche – dann direkt in der Halle. Im Vorfeld wurde ein Konzept erarbeitet und zahlreiche Maßnahmen getroffen. „Es war nicht einfach, alle Trainer mussten informiert werden, Trainingsinhalte geändert und die Zeitabläufe so geplant werden, dass sich die einzelnen Mannschaften nicht begegnen“, berichtet TSV-Jugendleiter Clemens Blaha. Die Mannschaften würden nun fünf Minuten eher mit dem Training aufhören, die darauffolgende komme fünf Minuten später als sonst.

Blaha ist gespannt, wie das Konzept in der Praxis dann aussieht. „Bedenken habe ich vor allem bei den Kleineren, dass es mit dem Abstand halten Probleme geben könnte“, sagt er. Für die Minis gibt es daher auch noch keine Übungseinheiten.

TV Ispringen wartet noch

Der TV Ispringen hingegen setzt derzeit weiter auf Individualtraining zu Hause. Man habe nun aber angefangen, sich mit den Richtlinien für eine Wiederaufnahme des Trainings zu beschäftigen, sagt Florian Mühlebach, Jugendleiter der Handball-Abteilung. Die Gemeinde Ispringen hat dem TVI angeboten, den Tartanplatz nutzen zu können. Bisher machte man davon aber keinen Gebrauch. Man müsse Abwägen, ob es Sinn mache zu trainieren, meint Mühlebach.

Keine Umkleiden, überall Desinfektionsmittel, kein Körperkontakt, all das sind eben Hindernisse. „Solang das in anderen Lebensbereichen wie zum Beispiel in der Schule nicht zur Gewohnheit für die Kinder geworden ist, sind wir wahrscheinlich mehr damit beschäftigt, die Vorschriften umzusetzen, als mit dem Sport“, so Mühlebach. Wichtig sei es nun aber, die Kinder bei der Stange zu halten.

Auch in Pforzheim wird noch nicht überall trainiert. Die TGS lässt den Trainingsbetrieb noch ruhen. Abteilungsleiter Wolfgang Taafel glaubt nicht daran, dass die Abstands- und Hygieneregeln so einfach umzusetzen sind. „Training ist derzeit auch nicht notwendig“, meint Taafel, „es weiß ja auch noch keiner, wann die neue Saison beginnt, bis dahin sind es noch Monate.“

Autor: Anna Wittmershaus