Gemeinden der Region
Feuerwehr -  18.09.2019
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Brand in Keltern: Wie Ehrenamtliche einen Tag lang gegen Flammen kämpften

Keltern/Remchingen/Pforzheim. Am Ende waren es 87 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Polizei, Technischem Hilfswerk und Deutschem Rotem Kreuz, die stundenlang auf dem Höhenrücken zwischen Ellmendingen und der Autobahn mit Flammen kämpften, die nach der ersten Einschätzung der Polizei Folge einer Brandstiftung waren (die PZ berichtete).

Mit Atemschutz im Rauch: Feuerwehrleute lösten einander in der heißen Zone immer wieder ab.
Mit Atemschutz im Rauch: Feuerwehrleute lösten einander in der heißen Zone immer wieder ab. Foto: Foto: Keller

Praktisch nichts spricht damit für eine Selbstentzündung. Denn gebrannt hatte kein Heu, sondern gelagertes Stroh auf einer großen Wiesenfläche. Weit weg von Löschwasser oder dörflicher Infrastruktur. Ein Trupp der Remchinger Feuerwehr hatte nach dem Hinweis auf Rauch den abgelegenen Brandort erst suchen müssen, erkannte aber schnell die Dimension.

Einsatzleiter Joachim Straub, dem Kelterner Kommandanten, war schon beim Eintreffen klar, dass die Wehren vor einem langen Tag standen. Zu viel Hektik habe sich umso mehr verboten, sagt er am Tag danach. Wichtiger sei es zunächst gewesen, gut zu organisieren, wie man vorgeht. Eine lange Schlauchleitung von Keltern her wurde verworfen. Zu aufwendig und pannenträchtig. Also pendelte je ein Fahrzeug der Wehren aus Remchingen, Keltern und Pforzheim zwischen Brandort und Ellmendingen auf einer Runde zur Durlacher Straße, wo ein Feuerwehrmann für die Wasseraufnahme Posten bezog. Der einsame Wasserposten sei von der Nachbarschaft bestens versorgt worden, sagt Straub. 12 000 Liter wurden mit einer Pendelfahrt bewegt. „Am Ende sind die Fahrzeuge 15 Runden gefahren“, so Straub. Ein Wasserspeicher auf der Wiese wurde angelegt, eine Dieselreserve von 120 Litern organisiert. Auch ein Plan, den Einsatzort auszuleuchten, sollte sich das Löschen bis in die Nacht ziehen.

Die Feuerwehr zog die Heuballen auseinander, um sie besser ablöschen zu können.
Die Feuerwehr zog die Heuballen auseinander, um sie besser ablöschen zu können.
Mit Atemschutz im Rauch: Feuerwehrleute lösten einander in der heißen Zone immer wieder ab.
Mit Atemschutz im Rauch: Feuerwehrleute lösten einander in der heißen Zone immer wieder ab.

Dazu kam es nicht. Gegen 20.45 Uhr war der Kampf bewältigt, so Straub. Genau zwölf Stunden nach dem ersten Alarm. „Einige sind noch ohne Frühstück ausgerückt“, sagt der Kommandant. Da half der gute Draht zum örtlichen Deutschen Roten Kreuz. Kurz vor 11.30 Uhr rückte das DRK an. Mit Hilfe eines Geräteanhängers bauten bis zu 16 Rot-Kreuz-Helfer eine Art Feldküche auf, ließen ihre Kontakte zu örtlichen Metzgern, Bäckerei und Getränkehandel spielen und versorgten so auf die Schnelle die fast 90 Menschen draußen über dem Ranntal. Auch vom DRK waren Helfer bis zum Einsatzende draußen.

Den heißesten Part des Kraftakts hatten freilich die Atemschutzträger der Feuerwehren zu bewältigen, die mit C-Rohren in den Qualm geschickt wurden. Sie wechselten immer wieder durch. Ihre Hauptaufgabe: Sie richteten Riegel ein, um ein Ausbreiten der Flammen vor allem auf den Wald zu verhindern. Weil das Wasser gleichzeitig die Wiese zu rutschig für den Bagger des THW machte, verlegten sich dessen Fahrer darauf, brennende Strohballen zu einem befestigten Weg zu fahren, um sie auseinanderzuziehen. Am Ende ging alles glatt. In Keltern hat man zuletzt Erfahrungen mit Löscheinsätzen bei zwei Heu- oder Strohbränden und Feuer auf einem Häckselplatz gesammelt.