Busfahren wird teurer, die Taktung wegen Corona aber schlechter
Corona bremst das öffentliche Leben insgesamt und somit auch den Nahverkehr aus. Das hat Folgen: Um die Verluste zumindest einigermaßen im Zaum zu halten, steht eine Erhöhung der Ticketpreise an. Zugleich wollen die Betreiber auf zurückgehende Fahrgastzahlen mit einer Verschlechterung der Taktung von Buslinien reagieren.
Den regionalen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stemmen der Enzkreis sowie die Stadt mit ihrem Eigenbetrieb Pforzheimer Verkehrs- und Bäderbetriebe (EPVB) vereint im Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE). Der Aufsichtsrat des VPE hat die zum 13. Dezember geplante Tariferhöhung bereits abgesegnet.
Verunsicherte Kundschaft
Die Krux: Einerseits gilt es, die gestiegenen Kosten der Verkehrsunternehmen auszugleichen. Andererseits sollte die Erhöhung moderat ausfallen, um die Kundschaft nicht noch mehr zu verprellen. „Aufgrund der derzeit noch immer unterhalb des Niveaus des Jahres 2019 liegenden Fahrgastzahlen und einer nicht pro-gnostizierbaren Entwicklung der Covid-19-Pandemie beziehungsweise deren Auswirkungen auf den ÖPNV kann nicht davon ausgegangen werden, dass die kalkulierten Erlössteigerungen, die zum Ausgleich gestiegener Kosten benötigt werden, in vollem Umfang realisiert werden können“, heißt es in der Sitzungsverlage, über die der Werkeausschuss beraten wird. Er tagt am Montag, 9. November, ab 16.15 Uhr im Mittleren Saal des CCP.
Demnach liegt die durchschnittliche Tariferhöhung, auf das gesamte Verbundgebiet bezogen, bei 2,45 Prozent, im Pforzheimer Stadtlinienverkehr bei 2,38 Prozent. Etliche Preise, etwa für das Kurzstreckenticket (1,60 Euro) oder den Einzelfahrschein für eine Zone (2,30 Euro), bleiben gleich. Steigerungen um je zehn Cent gibt es aber unter anderem beim Ticket für zwei und mehr Zonen sowie fürs gesamte VPE-Netz (dann 2,60 bis 5,20 Euro). Die Kosten der Tagestickets steigen ebenfalls – zum Beispiel bei drei Zonen für eine Person von 5,50 auf 5,70 Euro, für fünf Personen von 9,90 auf 10,20 Euro. Und auch für Monatskarten ist mehr fällig: bei einer Zone 56 statt bisher 54 Euro, bei drei Zonen 81 statt 78 Euro, im VPE-Netz 106 statt 103 Euro.
Einfaches und rasches Bezahlen
Elektronische Vertriebswege, etwa übers Handy, sollen ausgebaut werden, um zeitaufwendige Bezahlvorgänge zu reduzieren. Ab Mitte Dezember können auch Zeitkarten im Baden-Württemberg-Tarif erworben werden.
Von da an werden Gruppen aus Kindergärten und Grundschulen, wie zuvor von der SPD-Gemeinderatsfraktion beantragt, im VPE-Gebiet kostenlos befördert. Hierzu wird der Preis für das sogenannte TagesTicketKids auf null Euro gesetzt. Der „Erwerb“ dieses Tickets sei erforderlich, „um den Abmangel, der den Verkehrsunternehmen hierdurch entsteht, berechnen und ausgleichen zu können“, heißt es in der Vorlage. Kalkuliert wird im Regionalverkehr mit einem Minus von 20 000, im Stadtverkehr von 16.000 Euro.
Indes dringt der Regionalbusverkehr Südwest (RVS) auf eine pandemiebedingte Reduzierung seiner Leistungen im Stadtverkehr. So soll das Fahrtenangebot ab Mitte März 2021 bei den Linien 1, 2, 3, 5 und 6 vom 15-Minuten- auf einen 20-Minuten-Takt schrumpfen. Dafür muss der RVS aber bis spätestens Mitte Februar nachweisen, dass die Fahrgastzahlen im Januar erheblich unterm Vergleichswert des Vorjahresmonats liegen.
Ziele für die Zeit danach
Durch Corona seien diese Zahlen seit Mitte März deutlich zurückgegangen, heißt es in der Begründung. Die Auswirkungen hielten an. Derzeit sei nicht gewiss, ob der Rettungsschirm von Bund und Land auch 2021 gewährt werde. Beim einstigen Abschluss der Verträge mit der Stadt sei mit einer solchen pandemiebedingten Entwicklung nicht zu rechnen gewesen.
Deshalb hält auch die Stadtverwaltung eine teilweise, zeitlich begrenzte Entbindung von der Betriebspflicht für stimmig. Nach Auslaufen der Pandemie solle der RVS aber den vereinbarten Takt wieder aufnehmen und zudem ein Konzept vorlegen, wie der ÖPNV Fahrgäste zurückgewinnen kann. Insgesamt würde sich bis dahin die erbrachte Leistung um bis zu 100 000 Nutzkilometer reduzieren. Ausgenommen von dieser Maßnahme blieben die morgendliche Hauptverkehrszeit sowie die Verstärkerfahrten im Schul- und Berufsverkehr. Sie soll spätestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 enden.