Gemeinden der Region
Enzkreis -  28.03.2020
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Busunternehmer der Region hängen bei Einnahmen in der Luft – dünne Fahrpläne wegen Corona

Pforzheim/Enzkreis. Die jüngste Ausdünnung der Fahrpläne durch die Coronakrise kam am Donnerstag: In der Regel fahren die Busse jetzt wie an Samstagen. Der zweite tiefe Einschnitt nach der früheren Umstellung auf einen Ferienfahrplan. Die PZ hat über die Sorgen von Passagieren berichtet, die dadurch zum Teil wieder in riskant vollen Fahrzeugen unterwegs waren – und über die Sorgen der Busunternehmen, die dabei eine große Rolle spielen. Richard Eberhardt, Chef der gleichnamigen Firma in Engelsbrand und Ehrenpräsident des Internationalen Bustouristik Verbands RDA, bestätigt das.

Einnahmen beim Linienverkehr brechen ein und bei den Busreisen, Ausflügen oder Klassenfahrten „ging es binnen weniger Tage von 100 auf Null.“ Auch Eberhardt selbst kommt derzeit an Kurzarbeit im Bereich Reiseveranstaltungen oder bei den Busbetrieben nicht vorbei – eine ganze Reihe von Fahrzeugen steht auf dem Hof. Die PZ hatte bereits von einem anderen Unternehmen der Region, Müller-Reisen, berichtet, dass Kurzarbeit und sogar Kündigungen drohen. Die Lage ist ernst. „Das gilt bundesweit“, sagt Eberhardt. Und die Sorge ist groß, dass es mittelständische Betriebe der Reisebranche nicht unter den geplanten Rettungsschirm schaffen könnten. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht durch den Rost fallen“, so der Engelsbrander.

Sein Blick richtet sich auf die Landespolitik. Und da ist er dankbar für Unterstützung, wie sie der CDU-Landtagskandidat Philippe A. Singer den Firmen geben will. Er richtet einen Appell an Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, die das gleiche Parteibuch hat wie er selbst. „Gerade für unsere kleinen, oftmals familiengeführten Unternehmen ist jetzt eine schnelle und unbürokratische Finanzhilfe von entscheidender Bedeutung. Mittelfristig werden die aktuellen Maßnahmen kaum ausreichen, um großflächig Insolvenzen im Busgewerbe ausschließen zu können“, so Singer. Wenn zu allen aktuellen Einbußen „auch noch Leistungsentgelte wegbrechen“, so der Politiker, sei das nicht mehr zu schultern.

Tatsächlich beklagt Eberhardt, dass die Firmen diesbezüglich derzeit in der Luft hängen. Zuständig für die Verteilung der Vergütungen sind die Verkehrsverbünde. Stuttgarts VVS habe früh zugesagt, dass die bestellten Leistungen für März und April weiterbezahlt würden. Aus Calw seien zuletzt ähnliche Signale gekommen und vom VPE für Pforzheim und den Enzkreis habe er eine mündliche Zusage. Aber noch fehle die Gewissheit, dass dann nicht noch zum Jahresende gekürzt werde. Die finanzielle Sicherheit ist aus Eberhardts Sicht ohnehin Ländersache.

Die Zeit drängt, meint Singer. Ohne eine passgenaue Lösung fürchte er um das gesamte ÖPNV-System. Und damit um einen Teil der Daseinsvorsorge, schreibt er der Ministerin.

Autor: Alexander Heilemann