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Bad Wildbad -  10.04.2019
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Calmbacher Philipp Bott siegt mit Hilfe von Pfoten und Kufen

Bad Wildbad-Calmbach. Es gibt Sportarten, die weit mehr als nur ein Hobby darstellen. Auch wenn Philipp Bott von seinem Sport nicht leben kann, so wird schnell deutlich, dass dieser für ihn Passion ist. Der in Calmbach wohnende Bott ist Schlittenhundeführer. „In der Fachsprache werden wir Musher genannt“, sagt Bott lächelnd.

Bereits mit zwölf Jahren entdeckte er seine Affinität für den Sport. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich zu Hunden einen guten Draht habe“, sagt er. Sein Feingefühl im Umgang mit den Tieren hat er bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Der 30-Jährige ist mehrfacher deutscher Meister und schaffte bei der Weltmeisterschaft im schwedischen Sveg 2018 den Sprung auf den dritten Rang.

Bott deutet auf das Wohnmobil. Einen beträchtlichen Teil des Jahres ist er mit dem eigens für ihn konstruierten Gefährt unterwegs. Sieben bis acht Rennen in ganz Europa verteilt, bestreitet er jährlich. „Freitags ist die Anreise, und am Wochenende finden zwei Rennen statt“, erklärt er. Dabei gibt es einen festen Ablauf. Vor den Rennen werden die Kufen gewachst, die Hunde mit Suppe versorgt und vor den Schlitten gespannt. „Danach geht die Post, je nach Streckenlänge zwischen 23 Minuten und 32 Minuten, ab“, sagt er.

Nach dem Lauf gibt es Leckerlies, Wasser, Trockenfutter und Fleisch für die Hunde. Relaxen und Streicheleinheiten dürfen nicht fehlen, denn sonntags steht bereits das nächste Rennen vor der Tür. Samstagabends treffen sich die Musher zum Gedankenaustausch. „Wir sind eine große Familie“, so Bott. Obwohl die Szene mit teilweise bis zu 200 Startern pro Rennen groß ist.

Eine große Familie

Beruflich ist Bott als Landschaftsgärtner tätig. Um sich seinen Sport leisten zu können, arbeitet er das Jahr über durch und nimmt von Januar bis März Urlaub. „Ohne den Rückhalt meiner Familie und Freundin wäre das nicht möglich“, gibt er zu verstehen. Zu dem Equipment und Futter für die Hunde kommen Fahrtkosten und Startgelder. „Natürlich würde ich mir hier und da finanzielle Unterstützung wünschen“, legt er offen. Teilweise würden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt. Auch das Training mit einem Rollwagen, ab September im Wald, entpuppt sich als Herausforderung.

Dennoch ist dem 30-jährigen Musher bei all seinen Problemen vor allem die Leidenschaft und das Engagement anzumerken. Disziplin und Ehrgeiz stehen in seiner Tugendliste oben. „Sobald es die Möglichkeit zum Schneetraining gibt, nutzen wir dies“, so Bott.

Am Ende zeigt er sich traurig und erinnert an den kürzlich verstorbenen Musher Andreas Kraft. „Er war ein Aushängeschild für den Dobel und für den Sport. Die große Anteilnahme in der Schlittenhundeszene beweist, welche Lücke er hinterlassen hat“, sagt Bott.

Autor: Stefan Meister