Calws CDU-Kreisvorsitzender stellt Wahlweichen
Calw/Nordschwarzwald. Gerne wäre Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) zur Calwer Tanzschule Danek gefahren. Thomas Blenke, Vorsitzender der Christdemokraten im Landkreis Calw, hatte ihn eingeladen, auf dem Parteitag in der Hesse-Stadt Aussichten zur Zukunft der Region Nordschwarzwald aufzuzeigen.
Für den Rathauschef, in jungen Jahren Balletttänzer, eigentlich ein richtig passender Ort. Doch Boch musste absagen. Die Abberufung von zwei Geschäftsführern der Pforzheimer Stadtwerke und die Folgen (die PZ berichtete) „ließen die Reise nach Calw nicht zu“, bedauerte Blenke. Der Parteichef machte aus der Not eine Tugend. In Gesprächsrunden unter Regie von Ricarda Becker vom Kreisvorstand stellten mehrere CDU-Mitglieder Initiativen vor, mit denen der Kreisverband bei den Kommunalwahlen und der Europa-Wahl am 26. Mai punkten will.
„Wir stehen gut da“, sagte Blenke. Der Kreisvorsitzende, zugleich Landtagsabgeordneter, legte aber auch den Finger in eine Wunde: „Die Partei wird immer älter und wir haben zu wenig weibliche Mitglieder.“ In Zahlen: Rund drei Viertel der 725 Mitglieder sind männlich. Leuchtendes Beispiel sei der Stadtverband Bad Liebenzell: „Dort sind im engeren sechsköpfigen Vorstand fünf Frauen.“ Zudem kandidiere Heike Gäbler aus Altensteig für Europa.
Ein großes Plus sieht Blenke in den Gemeinschaften der CDU: „Wir haben die Junge Union, die Frauenunion, die christlich-demokratische Arbeitnehmerschaft, die Mittelstandsvereinigung und die kommunalpolitische Vereinigung, das hat sonst niemand.“ Es sei jedoch immer schwieriger, Kandidaten zu finden, die sich für ihre Kommunen, die Graswurzeln der Demokratie, einsetzen. „Doch wir brauchen Menschen, die gerne mitmachen wollen und nicht nur meckern“, sagte Blenke – „gerade in einer Zeit, in der sich rechtspopulistische Kräfte breitmachen.“
Die Bürger forderten mehr Sicherheit, mehr Polizisten gegen Straftäter, umso freue er sich, dass der Nordschwarzwald nun ein Polizeipräsidium mit Pforzheim als Oberzentrum erhält – „und dass es mir bei dieser Reform gelungen ist, die Kriminalpolizeidirektion nach Calw zu holen.“
Strategische Eckpunkte der Kreistagsarbeit präsentierte Fraktionschef Jürgen Großmann. Der Landkreis habe große Chancen, so der Nagolder Oberbürgermeister, müsse aber neue Wohngebiete schaffen, gerade in Tourismusorten wie Schömberg, Bad Wildbad, Bad Herrenalb oder Dobel. Im Nahverkehr spiele die neue Hesse-Bahn von Calw nach Renningen mit der Anbindung an den Großraum Stuttgart eine große Rolle. Als Verkehrsachse müsse die Bundesstraße im Nagoldtal Richtung Pforzheim die geplanten dreispurigen Überholbereiche bekommen. Das Aus der Hochschule in Calw sei ein herber Verlust. Großmann hofft allerdings, dass die anvisierte Zusammenarbeit mit der Hochschule Pforzheim klappt.
Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack (CDU) schilderte den Parteifreunden, warum der Tourismus wie ein Entwicklungsmotor funktionieren kann. „Wir brauchen private Investoren, wie bei unserem Baumwipfelpfad oder der Hängebrücke, das geht indes nur mit einem gemeinsamen Marketing für die Region. Kirchturmdenken müssen wir aufgeben.“ In die gleiche Kerbe hieb Sabine Zenker aus Calmbach, Bad Herrenalbs Kämmerin und Geschäftsführerin der Gartenschau 2017 in dem Schwarzwaldstädtchen: „Phänomenal, was uns dieses Programm mit Zuschüssen des Landes gebracht hat.“