Christina Block: Lasse mich nicht zu Geständnis nötigen
Christina Block soll den Auftrag erteilt haben, ihre beim Vater lebenden Kinder zu entführen. Nun wirft sie der Nebenklage einen Nötigungsversuch vor. Im Gerichtssaal erklärt sie, was dahintersteckt.
Im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder hat die angeklagte Mutter ihrem Ex-Mann schwere Vorwürfe gemacht. Er und sein Anwalt hätten versucht, sie unter Druck zu setzen und zu nötigen. Die Nebenklage habe vor Medien erklärt, dass die Angeklagte ihre Kinder erst wiedersehen könne, wenn sie ihr Verteidigungsverhalten ändere. «Ich soll genötigt werden zu gestehen, was ich nicht getan habe», sagte die Unternehmerin in einer Erklärung vor dem Landgericht Hamburg. Sie regte Ermittlungen der Staatsanwaltschaft an.
Anwalt des Ex-Manns weist Vorwurf zurück
Der Anwalt ihres Ex-Mannes, Philip von der Meden, wies ihren Vorwurf am Rande des Prozesses als «Unfug» zurück. «Ich nehme das als verzweifeltes Strampeln einer Angeklagten wahr», sagte der Jurist. Er nötige Block nicht, wenn er ihr mitteile, dass es selbstverständlich für die Kinder hilfreich sein werde, wenn sie sich offen dazu bekenne, was sie getan habe. «Wenn sie nichts getan hat, dann kann sie sich natürlich zu nichts bekennen.»
Christina Block beteuerte erneut ihre Unschuld. «Was mir vorgeworfen wird, habe ich nicht getan», sagte die 52-Jährige. Auch die Gewaltvorwürfe seien nichts als eine Erfindung ihres Ex-Mannes, Stephan Hensel.
Der hatte den Sohn und die Tochter nach einem Wochenendbesuch im August 2021 nicht mehr zur Mutter nach Hamburg zurückgebracht. Es seien die Kinder gewesen, die wegen angeblicher häuslicher Gewalt nicht zur Mutter zurückwollten, hatte der 51-Jährige als Zeuge angegeben.
Vorwurf: Auftrag zur Kindesentführung
Die Tochter des Unternehmensgründers Eugen Block ist angeklagt, während des Sorgerechtsstreits den Auftrag erteilt zu haben, zwei ihrer vier Kinder in der Silvesternacht 2023/24 aus der Obhut ihres in Dänemark lebenden Ex-Mannes zu entführen. Beihilfe soll unter anderem ihr Lebenspartner, der ehemalige Sportmoderator Gerhard Delling, geleistet haben. Der 66-Jährige betont, nichts Unrechtes getan zu haben.
Der damals zehnjährige Sohn und die 13 Jahre alte Tochter sollen von einer israelischen Sicherheitsfirma nach Deutschland gebracht worden sein. Ein ebenfalls angeklagter Israeli (36) hat seine Beteiligung an der Rückholaktion zugegeben.
Block über dänische Gerichtsentscheidung empört
In dem andauernden Sorgerechtsstreit hatte nach Angaben beider Eltern ein dänisches Berufungsgericht am Montag ein Urteil bestätigt, nach dem Christina Block weiterhin der Kontakt zu ihren beiden minderjährigen Kindern untersagt wird. Block äußerte sich in ihrer Erklärung empört und sprach von einer «radikalen Entscheidung»: «Ich, die die Kinder geboren hat, darf keinen Umgang mit ihnen haben», kritisierte sie. «Was, wenn meine Unschuld am Ende feststeht?»
Auch bei dem Termin habe ihr Ex-Mann sie aufgefordert, ihre Verteidigungsstrategie zu ändern. Dann könne sie irgendwann wieder Kontakt zu ihren Kindern bekommen. «Ich würde alles tun, um meine Kinder zu sehen, aber ein Geständnis ablegen, das kann ich nicht tun», sagte Block.
Überwachungsbilder zeigen mutmaßliche Entführer
Das Gericht nahm zahlreiche Aufnahmen einer Überwachungskamera aus einem Hamburger Luxushotel in Augenschein. Die Fotos zeigten nach Angaben des geständigen Israelis unter anderem den Geschäftsführer und weitere Mitarbeiter der israelischen Sicherheitsfirma. Diese sollte nach Angaben von Christina Block nur die IT-Sicherheit des Hotels, das zur Block-Gruppe gehört, prüfen.
Unbezahlte Hotelrechnungen
Der damalige Chef der Block-Gruppe sagte als Zeuge aus, dass Christina Block ihm im Jahr 2023 vorschlug, die Firma mit der Cybersicherheit für die gesamte Holding zu beauftragen. Das habe er abgelehnt, weil es bereits einen Vertrag mit einer anderen Firma gab, mit der man gut zusammenarbeitete.
Anfang 2024, also nach der Entführungsaktion, habe er erfahren, dass die Israelis ihre Hotelkosten nicht beglichen hätten, sagte der Zeuge. Es sei einmal um 48.000 Euro und dann um knapp 120.000 Euro gegangen. Er habe eine Prüfung und schließlich ein Inkassoverfahren veranlasst, das aber ohne Erfolg geblieben sei. Bei der Untersuchung sei herausgekommen, dass die Israelis unter falschen Namen und ohne Meldeschein eingecheckt hätten. «Das fand ich extrem unschön», sagte der Ex-Chef der Block-Gruppe. Der Finanzchef der Holding, der ebenfalls als Zeuge aussagte, sprach sogar von Hotelkosten bis zu 230.000 Euro, die nicht bezahlt worden sein sollen.
12.000 Euro Vorleistung für israelische Firma
Bereits im Sommer 2023 hatte der frühere Chef der Block-Gruppe sich über eine Rechnung von 12.000 Euro geärgert, die von der Sicherheitsfirma gekommen sein soll. Er habe diese bei seiner Rückkehr aus dem Urlaub vorgefunden. Er habe sie an den Finanzchef weitergeleitet. Dieser erklärte, die 12.000 Euro seien als eine Art Vorleistung an das Unternehmen in Israel überwiesen worden.
Der Finanzchef berichtete weiter, er sei im August 2023 gebeten worden, sich zum Thema Cybersicherheit Erkenntnisse dieser israelischen Firma anzuhören. Wer genau diese Firma ins Spiel gebracht habe, daran könne er sich nicht erinnern, sagte der Zeuge. Die Angeklagte Block betonte anschließend in einem Statement, sie selbst habe nie mit dem Finanzchef über die israelische Firma gesprochen.
Über die israelische Sicherheitsfirma sagte der Zeuge: «Sie haben uns nicht überzeugt mit dem, was sie uns vorgestellt haben.» Im November habe man ganz klar gesagt, dass man diese Dienstleistung nicht brauche. Wenige Wochen später kam es zu der Entführung der Kinder in der Silvesternacht, bei der die Israelis nach Darstellung von Block auf eigene Faust handelten.
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Bis Ende März sind weitere 32 Verhandlungstage terminiert.
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