Corona-Lockdown fördert lange Schlangen vor der Wertstoffanlage
Maulbronn. Trotz der Kälte rund um den Gefrierpunkt kann Tobias Mezger aus Kieselbronn an diesem Samstag wieder lächeln. In den vergangenen Tagen war er mit seiner Frau Carina quasi Dauergast im Entsorgungszentrum Hamberg bei Maulbronn, das vom Enzkreis betrieben wird. Alte Matratzen, sperrige Schrankteile und diverse Elektro-Artikel mussten raus. „Mittlerweile bin ich tiefenentspannt“, sagt Mezger. „Auch weil wir einen geschulten Blick dafür entwickelt haben, wann wir drankommen könnten.“ Schlange stehen am Recyclinghof und den Geduldsfaden nicht reißen lassen, war von Weihnachten bis Anfang Januar ein Dauerzustand auf der Anlage.
„Ich bin heilfroh, dass wir jetzt nach einer knüppelharten Woche wenigstens am Samstag ein bisschen durchschnaufen konnten“, betont Thomas Hauber, Leiter des Entsorgungszentrums auf dem Hamberg.
Bereits vor Weihnachten hatten sich unglaubliche Szenen auf dem Gelände abgespielt. Warteschlangen bis zu 800 Meter, von der Zufahrtsstraße bis hoch zur Abgabestelle auf dem Hamberg. „Um die Jahreswende hatten wir rund 250 Privatkunden und in der ersten Januarwoche waren es noch mehr“, erinnert sich Werner Glöckler, der zum Personal an der Waage im Eingangsbereich gehört. Während seine Kollegen draußen pro Fahrzeug abschätzen, wie viel Kubikmeter Wertstoffe angeliefert werden, bittet Glöckler die Kunden zur Kasse.
Corona-Lockdown bringt Recycling-Kunden
„Schon seit des ersten Corona-Lockdowns im März hat sich der Publikumsandrang erhöht. Aber in den letzten drei Wochen war hier die Hölle los“, schildert Glöckler die Lage. Er und Thomas Hauber wissen, warum sie sich zuletzt kaum vor Arbeit retten konnten. „Wegen der Corona-Beschränkungen, der Kurzarbeit und der Urlaubszeit nutzen viele Leute die Zeit, um zu Hause klar Schiff zu machen“, ist sich das Duo sicher. Und weil wegen Corona derzeit nur drei Kunden gleichzeitig auf den Recyclinghof vorgelassen werden dürfen, seien Autostaus vorprogrammiert. Am vergangenen Montag und Dienstag musste die Anlage sogar geschlossen werden, weil der Kundenandrang von den fünf Mitarbeitern nicht mehr zu bewältigen war. „An Samstagen unterstützt uns nun auch eine Security-Firma. Seither wird deutlich weniger gepöbelt“, berichtet Thomas Hauber.
Viele halten sich an Corona-Regeln
„Problematisch ist bei den Warteschlangen vor allem, dass die Leute aus den Fahrzeugen steigen, und trotz der angespannten Corona-Lage Gruppen bilden“, weiß Hauber. Manche müssten auch hartnäckig ermahnt werden, ihre Maske aufzubehalten. „Die meisten halten sich aber an die Regeln“, versichert er. Ärgerlich sei allerdings, dass beim Ausladen viel Zeit auf der Strecke bleibe, weil die Wertstoffe oft nicht vorsortiert würden. Auch der Umgangston sei wegen Corona rauer geworden. „Ich denke, viele ältere Menschen kommen einfach nur der Abwechslung wegen zu uns.“
An diesem Samstag geht es aber eher beschaulich auf dem Hamberg zu – von 9 bis 11 Uhr sind kaum zehn Kunden am Start. „Ein dickes Dankeschön – die Mitarbeiter hier haben alles im Griff und geben kompetent Auskunft“, loben Carina und Tobias Mezger. Das hört Recyclinghof-Leiter Thomas Hauber natürlich gern. Und wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann dass der Ansturm nachlässt und es um ihn und seine Kollegen endlich ruhiger wird.