Coronafälle in einem Fünftel der Altenheime im Kreis Calw - Quarantäne-Anordnung für eine Reha-Klinik
Kreis Calw. Das Beispiel der Corona-Masseninfektion in einem Alten- und Pflegeheim in Bretten-Neibsheim mit 104 Infizierten Bewohnern und Mitarbeitern und fünf COVID-19-Todesfällen (Stand 3. April) ist ein mahnendes Beispiel. Um ebendiese Personengruppen bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen und das Einschleppungsrisiko des Erregers SARS-CoV-2 in die Häuser so weit wie möglich zu reduzieren, ist die Calwer Kreisverwaltung bereits frühzeitig mit der dringenden Empfehlung eines Besuchsverbots sowie weiterer Maßnahmen auf die Alten- und Pflegeheime, akutstationäre Einrichtungen sowie Reha-Einrichtungen im Kreis zugegangen. „Leider konnte trotz dieser Bemühungen nicht verhindert werden, dass sich das neuartige Coronavirus auch in den Alten- und Pflegeheimen im Kreis Calw ausbreitet“, erklärt Landrat Helmut Riegger in einer Pressemitteilung.

Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe zählen zur besonders gefährdeten Corona-Risikogruppe. Unter Berücksichtigung ihrer Altersstruktur und/oder oftmals bestehender Vorerkrankungen muss hier im Falle einer Infektion mit schweren und schwersten Krankheitsverläufen gerechnet werden. Durch die Mitte März veröffentlichte Verordnung der Landesregierung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 wurden alle nicht zwingend erforderlichen Zutritte und Besuche sowie Veranstaltungen und Gruppenangebote in den entsprechenden Einrichtungen untersagt.
8 von 40 stationären Alten- und Pflegeheimen betroffen
Trotzdem hat sich das Virus seinen Weg in diese Einrichtungen gebahnt. „Derzeit sind uns insgesamt 47 bestätigte Corona-Fälle bei Bewohnern und Beschäftigten bekannt. Dabei verteilen sich 37 Fälle auf acht der insgesamt 40 stationären Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe und zehn Fälle auf eine der neun ambulant betreuten Wohngruppen im Kreis. Derzeit stehen zwei Pflegeheime bis auf weiteres unter Quarantäne“, listet Landrat Riegger auf. Doch es kommt noch härter, denn auch für eine Reha-Klinik im Kreis Calw wurde eine Quarantäneanordnung ausgesprochen, „nachdem dort rund 60 nicht aus dem Kreis stammende Patienten positiv getestet wurden“, so Riegger. Die Evangelische Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal teilt auf ihrer Homepage mit, dass eines ihrer Häuser in Gechingen (Kreis Calw) unter Quarantäne steht.
Glück im Unglück: In den betroffenen Einrichtungen hat es noch keinen bestätigen Todesfall in Folge einer Coronavirus-Infektion gegeben, wie PZ-news auf Nachfrage im Landratsamt erfahren hat.
Für Mitarbeiter gilt erweiterte Quarantäneanordnung
Wie Riegger hervorhebt, befinden sich die betroffenen Einrichtungen im intensiven Austausch mit den zuständigen Behörden und stimmen das Vorgehen zur bestmöglichen Versorgung der Erkrankten und der Isolierung potentieller Kontaktpersonen ab. Die aktuelle Quarantäneanordnung bedeutet für die Bewohner und Patienten der betroffenen Einrichtungen, dass sie isoliert untergebracht werden. Für die Mitarbeiter gilt eine erweiterte Quarantäneanordnung. Sie dürfen ihre Wohnung nur verlassen, um ihrer Tätigkeit in der Einrichtung nachzugehen.
Denn gemäß den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts darf Personal, das geschützten Kontakt zu bestätigten Corona-Fällen hatte, unter bestimmten Voraussetzungen zur Aufrechterhaltung des Betriebs weiterarbeiten. Dabei muss auf dem Weg zur und von der Arbeitsstätte die Einhaltung des Kontaktverbots zu weiteren Personen sichergestellt sein.
Es ist nicht auszuschließen, dass der Erreger zumindest zum Teil durch Bewohner, die sie sich den Tag über ohne Berücksichtigung der erforderlichen Schutzmaßnahmen außerhalb der Einrichtung aufgehalten haben, selbst in die Heime eingebracht wurde.
Testungen in verstärktem Maße
„Daher befürworte ich die jüngste Entscheidung der Landesregierung zur Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen für Alten- und Pflegeheime. Dass für die Bewohner bis auf weiteres ein Verlassen der Einrichtung nur noch in begründeten Ausnahmefällen wie beispielsweise für Arztbesuche möglich sein wird, ist ohne Zweifel eine tiefgreifende Entscheidung. Dennoch ist sie in der aktuellen Situation zwingend erforderlich, um nicht weitere besonders gefährdete Personen einem erhöhten Risiko auszusetzen“, erläutert der Kreischef.
Darüber hinaus werden derzeit in den entsprechenden Einrichtungen im Kreis Calw in verstärktem Maße Testungen auf eine mögliche Infektion mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) durch-geführt.
Über Ostern abweichender Betrieb des Bürgerinfotelefons und der Drive-in-Testzentren
„Um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zur Regeneration zu geben, haben wir uns entschieden, dass das Bürgerinfotelefon am Karfreitag nicht besetzt ist“, erläutert Landrat Helmut Riegger. An diesem Tag sowie am Ostersonntag werden auch keine Testungen auf eine etwaige Infektion mit dem Coronavirus an den beiden Drive-in-Testzentren in Calw und Nagold durchgeführt. "Hierfür bitten wir um Verständnis.“
Am Karsamstag findet der Betrieb wie an einem Samstag, am Ostermontag wie an einem Sonntag der vergangenen Wochen statt. Somit ist das Bürgerinfotelefon mit der Rufnummer 07051 160-160 am Karsamstag von 9 bis 17 Uhr und nach Ostern wieder ab Dienstag, 14. April 2020, von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Die Testergebnisse vom Gründonnerstag werden voraussichtlich am Karsamstag, die Testergebnisse vom Karsamstag voraussichtlich am Ostermontag vorliegen.
Mit Blick auf die nahenden Ostertage sowie auf die bis dato im Kreis Calw angezeigten, überwiegend das Versammlungsverbot betreffenden, rund 80 Verstöße gegen die Corona-Verordnung der Landesregierung, wendet sich der Landrat mit der eindringlichen Bitte an die Kreisbevölkerung, weiter soziale Kontakte zu meiden und voneinander Abstand zu halten. Wie der Kreischef betont, könnten die von den zuständigen Stellen beschlossenen Maßnahmen und Regelungen zur Eindämmung des Coronavirus nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn sich alle an sie halten.
Digitales Auskunftssystem „Corey“ auf Website des Landkreises Calw
Um auch außerhalb der Öffnungszeiten des Landratsamtes und vor allem am Wochenende auf Anfragen rund um das Thema COVID-19 reagieren zu können, steht ab Karfreitag, 10. April 2020, neben den bereits bekannten Informationskanälen zusätzlich ein virtueller Ansprechpartner auf der Website des Landkreises Calw zur Verfügung.
Der sogenannte Chatbot „Corey“ beantwortet landesweit einheitlich Fragen zum Coronavirus und gibt Verhaltenstipps. Zusätzlich werden über eine Wissensdatenbank im Hintergrund regionale Besonderheiten und Eigenheiten eingepflegt, sodass Bürger immer auch regional aktuelle Antworten erhalten.
Das digitale Auskunftssystem basiert auf einer künstlichen Intelligenz und ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung positiv zur öffentlichen Daseinsvorsorge beitragen kann. Gerade in dieser Krisenzeit sieht die Landkreisverwaltung auch die Chance, neue Lösungen und Systeme in den Bereichen Innovation und Digitalisierung zu etablieren.
Der Chatbot ist über die Website www.kreis-calw.de/corona zu erreichen. Falls gestellte Fragen nicht ausreichend beantwortet werden, können sich die Kreisbewohner unter der Rufnummer (07051) 160-160 an die Bürgerinfohotline des Landratsamts wenden. Diese ist derzeit – mit Ausnahme von Karfreitag und Ostermontag – montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und bis auf weiteres zudem sams-tags von 9 bis 17 Uhr erreichbar.