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Heimsheim -  29.09.2020
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Das Testlabor der Superlative: TÜV Süd hat sein neues Mobilitäts- und Antriebszentrum in Heimsheim eröffnet

Heimsheim. In Heimsheim hat der TÜV Süd für 20 Millionen Euro das größte unabhängige Testlabor für Emissionsprüfungen nach zwei Jahren Bauzeit in Europa errichtet. „Ich glaube, das ist eine großartige Investition“, sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei der Eröffnung am Dienstagnachmittag.

„Wir sind stolz, dass wir 20 Millionen Euro investieren durften“, sagte Matthias J. Rapp, Vorstand Finanzen TÜV Süd. Er bezeichnete das neue Mobilitäts- und Antriebszentrum (MAZ) als einzigartig in Europa. „Wir wollen den Wandel aktiv begleiten“, erklärte er. „Die Entscheidung für den Standort Heimsheim ist uns leicht gefallen – durch die Nähe zu unseren Kunden und die Verwurzelung in der Region“, sagte Rapp.

Minister Hermann verriet, dass er und die Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann (Grüne) für Pforzheim und den Enzkreis gerade die Fraktionssitzung „schwänzten“, um bei der Eröffnung dabei zu sein. „Die Automobilbranche und die Politik haben an Glaubwürdigkeit verspielt“, erinnerte er an den Abgasskandal und hielt es deshalb für wichtig, neu und gut zu testen. „Sie tragen dazu bei, Vertrauen zu schaffen“, hielt er fest und zeigte sich beeindruckt über die Kapazität von 25 000 Emissionstests im Jahr.

Hermann betonte, dass die Europäische Union deutlich gemacht habe, dass für den Klimaschutz mehr getan werden müsse, um die Klimaziele zu erreichen. „Das heißt für den Verkehrssektor, dass wir nicht mehr hoffen dürfen, dass andere Bereiche das übernehmen“, erklärte er. Die regionale Nähe sah er als Voraussetzung für Innovationsgeschwindigkeit und lobte deshalb den gut gewählten Standort.

Pascal Mast, Leiter Operation Automotive Deutschland TÜV Süd, stellte den Eröffnungsgästen die Eckdaten des Neubaus vor. „Aus technologischer Sicht ist das MAZ etwas Besonderes“, sagte er. Das Gebäude mit vier Ebenen und 23 000 Quadratmetern Fläche hätte sechs Prüfstände, denen 130 klimatisierte Stellplätze zur Vorkonditionierung der Fahrzeuge zugeordnet seien. Viele Fahrzeuge werden für ganze Testreihen mehrere Wochen vor Ort bleiben, wobei auch die Temperatur der Umgebung eine Rolle spiele. Die Eröffnungsgäste saßen deshalb in einer angenehm temperierten Etage. Auch Messungen im kalten Umfeld könnten vorgenommen werden. Für Prototypen gebe es außerdem abgeschirmte Bereiche sowie eine eigene Prüfebene für Nutzfahrzeuge.

Insgesamt wurden in Heimsheim 35 neue Arbeitsplätze geschaffen und die Kapazität am Standort verdoppelt. Geprüft werden die unterschiedlichsten Antriebstechnologien: von den klassischen Verbrennungsmotoren bis hin zu Hybrid- oder reinen Elektroantrieben. Die Fahrzeuge können hinsichtlich ihrer Emissionen und Umweltverträglichkeit getestet und verglichen werden. Weitere Tests betreffen Typgenehmigungen nach internationalen Richtlinien, Überprüfung der Produktkonformität sowie Tests für die Fahrzeugentwicklung.

Mast berichtete, dass man sich auch Gedanken gemacht habe, was zukünftig noch durch Euro 7 abgeprüft werden könnte. Dazu zählte er den Kaltstart für Dieselfahrzeuge auf, die Verdunstungsemissionsmessungen sowie die gleichen Grenzwerte für Diesel und Benzinfahrzuge.

Anlässlich der Eröffnung konnten die Gäste in den neuen Räumlichkeiten auch eine kleine Ausstellung mit historischen Fahrzeugen und älteren Technologien bewundern.

Autor: Tilo Keller