Das Virus stoppt die Hilfseinsätze: Birkenfelder hält soziale Projekte mit der Kamera fest
Birkenfeld. Am 20. März war Feierabend. Dann hob in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die Maschine von Ethiopian Airlines Richtung Deutschland ab. Nicht, weil das der Plan gewesen wäre, sondern weil Corona im Begriff war, auch den afrikanischen Kontinent mit seinen Pandemie-Auswirkungen zu verdunkeln. Bereits am 17. März hatte der Fluggast, ein Fotograf aus Birkenfeld, diese Entscheidung getroffen. Die Nachrichtenlage war immer bedrohlicher geworden. Andere Ausländer waren von Einheimischen angegriffen worden. Hysterie und Panik griffen stetig um sich. Von China aus kommend hatte sich Corona nach Afrika übertragen. Todesangst griff um sich. Für einen 23-Jährigen ist Anton Vester aus Birkenfeld schon ganz schön auf dem Globus herumgekommen. Mehr noch: Er hat exotische Länder nicht nur in touristischer Hinsicht bereist, sondern um mit Bekannten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) den Menschen in seinen Zielländern zu helfen.
Ob diese Zeit je wiederkommen wird? Da ist sich der Birkenfelder heute nicht sicher: „Es gibt eine Zeit vor und nach Corona.“ Und vermutlich sei das freie und unbeschwerte Reisen rund um den Globus erst einmal beendet. Vester hatte seine Tätigkeit in den bereisten Ländern mit zahllosen Bildern dokumentiert, getreu seinem Motto „Humans draw the world“, also Menschen zeichnen die Welt. Das hat der 23-Jährige mit seiner Kameraausrüstung getan, indem er mehrere soziale Projekte motivmäßig dokumentiert hat. Das künstlerische, soziale und ökologische Interesse von Vester ist beispielsweise auf Bildungsprojekte ausgerichtet. Gerne porträtiert er auch Menschen, so wie sie sind, und natürlich nicht im Geist von Photoshop-Manipulationen.
Der junge Mann ist in Birkenfeld auf die Friedrich-Silcher-Schule gegangen, dann in Pforzheim aufs Theodor-Heuss-Gymnasium. Dort hat er sein Fachabitur im Zusammenwirken mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr abgelegt. Fotografieren war schon damals seine Leidenschaft.
"Es gibt eine Zeit vor und nach Corona."
Anton Vester
Der konnte er auch frönen, als er seine berufliche Laufbahn zunächst bei der Polizei im Land Baden-Württemberg aufnahm. Er absolvierte eine Ausbildung zum Polizeimeister an der Hochschule der Polizei in Lahr. Tätig war er sowohl auf dem Polizeirevier Pforzheim Nord als auch, während seiner Zeit in Konstanz, für die Autobahnpolizei im Raum Singen. „Das Fotografieren gehörte zum Dienst mit dazu“, sagt Vester. Ob bei Verkehrsunfällen oder Einbrüchen, es gab viel zu dokumentieren. Doch dann habe er sich das mit der Polizei anders überlegt, sich zu früh festgelegt gehabt. Baden-Württemberg zu klein und die Welt sein Revier, um zu fotografieren.
Was sich anschließt, handelt von einer großen Reise mit vielen Stationen. Von März 2019 bis März 2020 bereiste Vester Sri Lanka, Malaysia, Indonesien, Bulgarien, Griechenland, Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien, Österreich, Kenia und schließlich Äthiopien. Die Aufenthalte dauerten Wochen, aber auch Monate. Und während sich am Anfang das Ersparte verbrauchte, konnte der Birkenfelder mit der Zeit auch von Aufträgen für NGOs leben.
Was ihm immer wieder begegnete waren die Folgen der internationalen Migration. Viele Krisenherde seien in Mitteleuropa fast unbekannt.
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