Davis-Cup-Spieler David Oringa trainiert in Neulingen
Neulingen-Bauschlott. Zum Saisonausklang kommen die Spieler des 1. TC Neulingen nochmal kräftig ins Schwitzen. Seit ein paar Wochen schlägt ein ganz besonderer Trainingsgast den Cracks in Bauschlott die Bälle um die Ohren. David Oringa, Davis-Cup-Spieler aus Uganda, die Nummer zwei in seinem Land. Der 25-Jährige mischt in Afrika die Konkurrenz gehörig auf, engagiert sich aber auch mit vielen sozialen Projekten. Oringa will nun auch die europäische Tenniswelt kennenlernen. Gut möglich, dass er im kommenden Jahr für den TC Wolfsberg aufschlägt.
Doch wie in aller Welt, kommt ein Tennisspieler aus Uganda nach Neulingen? Die Pforzheimerin Alessa Wacker-Dutt lernte Oringa 2016 während ihres Freiwilligen Soziales Jahres in Uganda kennen. Sie arbeitete in den Slums, dort wo auch Oringa als Tennislehrer die Kinder unterrichtet. 2017 war der in Naguru geborene Spieler zum ersten Mal bei Freundin Alessa in Deutschland, dieses Jahr ein zweites Mal. Seinen Tennisschläger hat er immer dabei. Und da Alessas Mutter Beate die Lebensgefährtin von Neulingens Tennistrainer Hans-Jürgen Lahm ist, lag es nahe, dass „Chappi“, wie sie ihn alle beim 1. TCN nennen, seinen Gast aus Uganda mit auf die neue, moderne Anlage in Bauschlott nahm.
Der großgewachsene, schlaksige Oringa verbreitete gleich gute Laune – obwohl er die Herren 40 auf dem Platz von links nach rechts scheuchte. „Er hat kürzlich in 30 Minuten vier Spieler verschlissen“, grinst TCN-Sportwart Carsten Ilg. „Seine Bälle haben eine wahnsinnige Länge.“
Das durfte auch Andreas Bauer erfahren. Der Routinier packte zwar sein ganzes Tennis-Repertoire aus. Doch Oringa fischte alle Bälle aus den Ecken. „Er hat eine unglaubliche Spannweite“, ist Andreas Bauer beeindruckt.
Die körperlichen Voraussetzungen verhalfen dem Rechtshänder in Uganda schnell, zu einer Tennisgröße aufzusteigen. Mit sieben Jahren hielt er erstmals einen Schläger in der Hand. Das Spiel mit dem Filzball brachte er sich selbst bei. Bei Junior-Championships fegte er dann seine Konkurrenten vom Platz, wenig später spielte er erstmals auf der African Tour. Ein Erfolg jagte den anderen. Durch Siege beim Africa Cup oder auch bei den Uganda Open, sowie bei weiteren Future-Turnieren erhielt er die Einladung ins Davis-Cup-Team, mit dem er kürzlich gegen Kenia spielte. Auch bei den Europaspielen in Baku 2017 war er dabei. In der ATP-Rangliste belegte er mal Platz 1000. „Mein Traum sind die Olympischen Spiele“, sagt Oringa.
Ärmliche Verhältnisse
In Uganda hat es das Tennis-Ass nicht leicht. Sein Vater starb, als er ein kleiner Junge war. Heute versucht Oringa, mit dem Tennis seine Mutter sowie sechs Geschwister zu ernähren. Zehn Euro bekommt er auf die Stunde als Tennislehrer. Hauptsächlich unterrichtet er Europäer in seinem Land. Mit zahlreichen Projekten versucht er außerdem, den armen Kindern auf der Straße ein besseres Leben zu ermöglichen. „50 Kinder, vier Schläger, zehn Bälle – für uns in Deutschland unvorstellbar“, erzählt „Chappi“ von ärmlichen Gegebenheiten vor Ort.
Doch Oringa macht die Arbeit mit den Kids Spaß. „Ich will ihnen auch zeigen, dass man viel erreichen kann, wenn man an sich glaubt“, sagt er.
Kann er sich vorstellen, in Deutschland zu leben? „Durchaus.“ Oringa grinst: „Ich mag die freundlichen Menschen hier und ganz besonders Linsen mit Spätzle von meiner ’deutschen Omi’“.
Auch am Weizenbier hat er mit den Neulinger Jungs schon genippt. „Der Sprudel bekommt ihm nicht so“, schmunzelt Carsten Ilg.
Nächstes Jahr beim Wolfsberg?
Nicht nur in Neulingen, auch bei der PSG Pforzheim und beim TC Wolfsberg, wo er vergangenes Jahr schon im Gespräch war und wo er gerne in der kommenden Saison spielen würde, hinterließ David Oringa seine Visitenkarte. Demnächst muss er wieder zurück nach Uganda. Sein Visum läuft ab. Beim 1. TC Neulingen würde man sich freuen, den sympathischen Davis-Cup-Spieler im kommenden Jahr wieder begrüßen zu dürfen.