Gemeinden der Region
Mühlacker -  25.05.2021
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Debatte um hohe Corona-Zahlen in Mühlacker: Landratsamt hat "zahlreiche Maßnahmen ergriffen"

Mühlacker. Die Debatte rund um die hohen Corona-Zahlen in Mühlacker und die Suche nach möglichen Ursachen hat in den vergangenen Tagen für etliche Schlagzeilen gesorgt. Nun antwortet das Landratsamt auf einen Fragenkatalog des Senderstädter Lokalpolitikers Günter Bächle.

Der CDU-Stadt- und Kreisrat Günter Bächle wollte wissen, weshalb die Corona-Zahlen in Mühlacker hoch waren.
Der CDU-Stadt- und Kreisrat Günter Bächle wollte wissen, weshalb die Corona-Zahlen in Mühlacker hoch waren. Foto: Elke Hötzel - stock.adobe.com

Der CDU-Stadt- und Kreisrat hatte unter anderem wissen wollen, weshalb die Inzidenz in Mühlacker teilweise einen Wert von über 400 erreicht hat und welche konkreten Maßnahmen man zur Eindämmung des Virus ergreifen wolle. Zudem fragte Bächle, was das Kreis-Gesundheitsamt unternehmen möchte, um Migranten mit Informationen bezüglich Corona zu erreichen und sie für das Problem zu sensibilisieren. Bächle hatte darauf hingewiesen, dass die Sozialstruktur in Mühlacker einer der Gründe für die hohen Infektionszahlen sein könne.

„Seit Beginn der zweiten Welle Ende September steht das Gesundheitsamt im intensiven Austausch mit der Stadtverwaltung Mühlacker“, heißt es in einer Antwort des Landratsamts an Stadt- und Kreisrat Günter Bächle aus der Großen Kreisstadt.

Dabei sei es unter anderem darum gegangen herauszufinden, ob einzelne Stadtteile besonders betroffen sind oder es lokale Häufungen gibt. Auch was Maßnahmen angeht, habe man ein besonderes Augenmerk auf Mühlacker gehabt – immer zusammen mit der Stadt selbst. In der Antwort verweist das Landratsamt auf die Maskenpflicht in Mühlacker im Oktober oder die aktuell geltende Testpflicht in Kitas. Bei der Stadtverwaltung war und ist auch an den Wochenenden regelmäßig eine Ansprechperson im Dienst, um schnelle Absonderungsmaßnahmen zu besprechen und auch kontrollieren zu können. „In mehreren Videokonferenzen besprach sich die Leitung des Gesundheitsamtes mit Oberbürgermeister, Ordnungsamt und Integrationsbeauftragter zur Lage und zu möglichen weiteren Maßnahmen. Die Stadtverwaltung war selbst früh im Austausch mit der dortigen türkischen Community“, heißt es im Antwortschreiben.

Diffuses Infektionsgeschehen in der Region

„Sowohl in der zweiten, mehr noch in der dritten Welle handelte es sich in der Region (Enzkreis und Pforzheim) um ein diffuses Infektionsgeschehen. Dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass sich keine klaren Infektionsherde ausmachen lassen“, schreibt das Gesundheitsamt. Es gebe keine schlüssigen Erklärungen für besonders hohe Werte in einzelnen Städten oder Regionen. Dass der hohe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund in Mühlacker (oder in Pforzheim) zu einem verstärkten Infektionsgeschehen beitrage, sei durch vorliegende Daten nicht belegt. Dagegen spreche auch ein baden-württembergische Vergleich: So hätten Regionen wie Calw, der Hohenlohe- oder zuletzt der Zollernalbkreis hohe Inzidenzwerte aufgewiesen, obwohl dort der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund unter dem Landesdurchschnitt liege.

Selbstverständlich habe man diese Bevölkerungsgruppe im Blick und versuche, diese Menschen noch besser mit Informationen zu versorgen, beispielsweise über die aktuellen Regeln, die Impfung und das Virus selbst. Auch zahlreiche Vor-Ort-Aktionen für Tests oder als Pop-up-Impfungen sollten diesem Ziel dienen, hatte das Landratsamt erst letzte Woche mitgeteilt.

Wie erklärt man sich im Gesundheitsamt die hohen Werte in Mühlacker?

„Eigene Erfahrungen ebenso wie aktuelle Studien zeigen, dass die überwiegende Mehrzahl an Ansteckungen im häuslichen Bereich und am Arbeitsplatz erfolgen“, heißt es in der Antwort.

Und beim Arbeitsplatz spiele es eine erhebliche Rolle, ob Menschen im produzierenden oder verarbeitenden Gewerbe tätig seien oder im Dienstleistungs-Bereich. „Wo Menschen auf engem Raum miteinander arbeiten müssen und keine Möglichkeit für Homeoffice besteht, ist das Risiko einer Ansteckung ungleich höher“, schreibt das Gesundheitsamt.

Was die Transparenz der Information betrifft, verweist das Landratsamt erneut darauf, dass die Infektionszahlen zu jedem Zeitpunkt öffentlich zugänglich waren. Zweimal wöchentlich stehe auf der Homepage eine tagesaktuelle Tabelle mit der Zahl der Fälle in den Kreisgemeinden insgesamt sowie die Zahl der neu Infizierten in den letzten drei oder vier sowie in den letzten sieben Tagen. Diese bewährte Praxis werde man auch beibehalten.

Aktuell entspannt sich die Lage – auch in der Großen Kreisstadt. Für den Enzkreis vermeldete das Landesgesundheitsamt am Montagabend einen Inzidenzwert von 82,2. Von den 176 Neuinfektionen im Kreis, die beim Gesundheitsamt in den vergangenen sieben Tagen registriert worden sind, entfallen auf Mühlacker 35. Die Stadt liegt damit im oberen Drittel, was die Fallzahlen im Verhältnis zur Bevölkerung betrifft, aber nicht an der Spitze.

Autor: max/pm