Der Rat fährt Rad: Kieselbronner Gemeinderat fährt mit dem Drahtesel zum Waldbegang
Kieselbronn. Helm auf und los: Die Mitglieder des Kieselbronner Gemeinderats traten am Mittwochabend ordentlich in die Pedale. Aber nicht etwa, weil sie in ihrer Freizeit gemeinsam einen Ausflug unternahmen, sondern weil sie sich auf den Weg in den Wald machten, um dort vor Ort zu sehen, was ihnen Forstamtsleiter Andreas Roth, Revierförster Bernd Obermeier und Forsteinrichterin Cristina Ganter zuvor in der Festhalle erläutert hatten: den Forsteinrichtungsplan für die kommenden zehn Jahre.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen Betriebsplan, der festlegt, was in den Jahren 2021 bis 2030 im Kieselbronner Forst geschehen soll. Ziele sind unter anderem der Aufbau klimastabiler Mischbestände, das Ermöglichen von Erholung auf gepflegten Wegen, der Unterhalt von Erholungseinrichtungen, die Weiterführung des Alt- und Totholzkonzepts.
Zudem soll ein angemessener Nadelholzanteil erhalten werden, die klimabedingten Waldänderungen sollen dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit vermittelt werden. In ihrem Vortrag klärte Ganter die Ratsmitglieder über den aktuellen Zustand des Walds auf, berichtete unter anderem über Baumarten, Holzvorrat und Ökologie. Ganter sagte, einige Bestände hätten sich zwischenzeitlich durch Einflüsse wie Dürre, Käfer und das Eschentriebsterben zu Bruchbeständen entwickelt. Wie die Entwicklung, insbesondere der Buchenbestände, weitergehe, sei noch nicht abzusehen. Aber es zeichne sich ab, dass vorhandene Eichen und Buntlaubhölzer in den nächsten Jahren das Bild in diesen Beständen deutlicher prägen.
Fast nur Laubbäume, davon viele Eichen
Aktuell machen Laubbäume einen Anteil von 90 Prozent aus. Den Schwerpunkt bildet dabei die Eiche mit fast 40 Prozent. Weil sie für den Standort gut geeignet ist, soll sie auch künftig großflächig vorkommen. Rund ein Viertel der Bäume sind Buchen, die trotz ihrer Probleme mit der Trockenheit langfristig das Waldbild prägen werden. Buntlaubhölzer sollen auf geeigneten Standorten weiter gefördert werden, um klimastabile Mischbestände aufzubauen. Dagegen nahm der Nadelholzanteil in den zurückliegenden Jahrzehnten ab. Künftig soll er auf gleichem Niveau gehalten oder leicht erhöht werden.
In den kommenden zehn Jahren soll der Hiebssatz deutlich unter dem der vorausgegangenen Forsteinrichtung liegen und damit ungefähr genauso groß wie der laufende Gesamtzuwachs sein. Ganter sagte, in den kommenden Jahren habe man erhöhte Ausgaben für die Etablierung und Pflege von Kulturflächen zu erwarten, wenn man die gewünschten Baumarten Douglasie und Eiche etablieren wolle. In großen Teilen setze man auf Naturverjüngung – mit der Folge, dass sich die Kosten reduzieren.
Keine größeren Absatzschwierigkeiten in Sicht
Parallel wird man allerdings die Kosten für sogenannte kalamitätsbedingte Hiebmaßnahmen wie die Verkehrssicherung oder die Ernte abgängiger Buchen und Eschen weiterhin tragen müssen, eventuell sogar in höherem Maß als bisher. Die aktuelle Situation auf dem Holzmarkt lasse für einen von Laubholz geprägten Betrieb wie den in Kieselbronn keine größeren Absatzschwierigkeiten erwarten. Beim Hiebsatz plant man mit 6,6 Erntefestmetern pro Jahr und Hektar.