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Mühlacker -  30.09.2023
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Der erste Eindruck täuscht: Bahnhof von Mühlacker zunehmend verdreckt

Mühlacker. Der Bahnhof ist gewissermaßen die Visitenkarte einer Stadt. Und in Mühlacker ist diese Visitenkarte in den vergangenen Jahren ziemlich aufpoliert worden. Bereits 2015 – zur Gartenschau – konnten die neuen Aufzüge in Betrieb gehen, Ende 2016 startete die grundlegende Sanierung und damit verbunden auch der Ausbau der Barrierefreiheit, der im Juli 2019 abgeschlossen werden konnte.

Äußerlich steht er ganz gut da, der Bahnhof in Mühlacker. Rundherum herrscht an manchen Tagen – vor allem in den sommerlichen Abendstunden – aber das Chaos.
Äußerlich steht er ganz gut da, der Bahnhof in Mühlacker. Rundherum herrscht an manchen Tagen – vor allem in den sommerlichen Abendstunden – aber das Chaos. Foto: Stäbler

Also alles in bester Ordnung am Senderstädter Bahnhof? Dieser Eindruck täuscht – und zwar vor allem in den Sommermonaten.

Allerlei Unrat

Ganz offensichtlich – und das stellt auch die PZ bei ihrem Besuch am Bahnhof fest – werden das Gebäude und sein Umfeld in den Abendstunden zunehmend zum Treffpunkt für ein ganz spezielles Publikum: Migranten jeden Alters, Wohnungslose, modisch gekleidete junge Damen aber auch Deutsche lassen den Bahnhof und die Flächen darum nicht gerade zum Wohlfühlort werden. In der einen Ecke türmt sich ein Müllberg, in der anderen sitzt ein junger Mann mit glasigen Augen ebenfalls zwischen allerlei Unrat. Ob er Alkohol konsumiert hat oder gar Drogen? Das ist unklar. Jedenfalls berichten auch PZ-Leser von massivem Alkoholkonsum in den Abendstunden. Hinzu kommt, dass – ohne Rücksicht zu nehmen – geraucht wird, obwohl das eigentlich nur in ausgewiesenen Zonen auf den Gleisen erlaubt ist.

„Gefühlt einmal im Monat schaut die DB-Security nach dem Rechten und spricht die Leute auch auf ihr Fehlverhalten an. Aber das ist einfach viel zu wenig“, so der regelmäßige Pendler.

In Pforzheim am Bahnhof könne man es sich nicht leisten zu rauchen, dort würde das Bahnhofspersonal sofort einschreiten. Und auch in anderen Bereichen würden Stadt und Bahn „nicht ansatzweise Herr der Lage“ werden. Nämlich dann, wenn es um den Müll und Taubenkot geht.

Dem Mühlacker Rathaus würden vereinzelt Mitteilungen über Müllhinterlassenschaften am Bahnhofsgelände gemeldet, teilt Ordnungsamtsleiter Ulrich Saur auf Nachfrage mit. Dies würde an die Bahn weitergemeldet.

„Im vergangenen Jahr gab es mehrfach Probleme mit der mutwilligen Verschmutzung der Toilette am Bahnhofsvorplatz, die von der Stadt betrieben wird“, so Saur.

Hier habe mit erhöhten Reinigungsintervallen reagiert. Eine offene Drogenszene indes gebe es am Bahnhof nicht. Allgemein könne man beim Zustand keine signifikanten Unterschiede zu Bahnhöfen vergleichbarer Städte feststellen.

Verstöße gegen Hausordnung

Eine Bahnsprecherin teilt auf Anfrage mit, dass der Bahnhof in Mühlacker regelmäßig durch eine Streife der DB-Sicherheit begangen werde. In welchem Turnus ist unklar. Dabei stehe die DB in engem Kontakt mit der Bundespolizei, die den Bahnhof ebenfalls regelmäßig kontrolliere. Bei den Kontrollen seien in der näheren Vergangenheit aber lediglich vereinzelt Verstöße gegen die Hausordnung festgestellt worden. Auch das Ordnungsamt und die City-Streife seien regelmäßig vor Ort, so Saur. Auch finde Streetwork im Bereich des Bahnhofsumfeldes statt. Die mobile Jugendarbeit der Stadt Mühlacker sei regelmäßig dort unterwegs.

Ähnlich verhalte es sich mit den Beamten der Polizei. Im Rahmen der Streifentätigkeiten werde der besagte Bereich miteinbezogen, berichtet Sprecherin Banu Kalay vom Polizeipräsidium Pforzheim. Ergänzend komme hinzu, dass aufgrund der örtlichen Nähe vom Bahnhof zum Polizeirevier Mühlacker Fahrten auf dieser Strecke vermehrt durchgeführt werden. In den vergangenen zwölf Monaten sind 120 registrierte Ereignisse mit Bezug zum Bahnhof Mühlacker aufgetreten. Diese würden ein breites Spektrum von allgemeinen Ereignissen bis hin zu diversen Straftaten abdecken.

Autor: Christoph Stäbler