Die Kirche sucht ihren Platz in der Zukunft
Bad Wildbad. Unter dem etwas provokativen und durchaus zu hinterfragenden Thema „Kirche hat Zukunft!“ bot die Katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius in Bad Wildbad einen Vortrag mit Diskussion an, den Dekan Holger Winterholer aus Nagold hielt. Die Veranstaltung war erstaunlich gut besucht.
Nach der Begrüßung durch Organisator Franz Schiegl stellte Winterholer die derzeitige Situation der Kirche dar. Katholiken werden weniger, das Personal, sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche, nehme ab, der Bezug zum Glauben und damit zur Kirche schwinde, das Kirchensteueraufkommen werde geringer, die Austritte würden zunehmen. Bis 2060, so Winterholer, verringere sich die Zahl der Katholiken im Bistum Rottenburg-Stuttgart um 47 Prozent. Dies habe verschiedene Ursachen. Andererseits, so Winterholer, bestehe durchaus ein starker Aufbruchswunsch, der sogenannten synodale Weg oder „Maria 2.0“.
Inspiriert vom französischen Bistum Poitiers und bereits umgesetzt in der Petrusgemeinde in Bonn und auch in anderen Bistümern nennt Winterholer seine Überlegungen für das Dekanat Calw den „Schwarzwaldweg“. Die Ziele des sogenannten Petruswegs sind vielfältig, so das Wahrnehmen, was die Menschen im Ort bewegt, weitere Menschen mit ihren Fähigkeiten erkennen, ermutigen und rufen, neue Ideen und Initiativen fördern und sogar an die Ränder der Kirche gehen. Dazu gehöre eine Art „Gemeinde-Equipe“ mit vier Beauftragten für die Grundaufgaben der Kirche: Begegnung und Gastfreundschaft, Solidarität und Nächstenliebe, Glaubenszeugnis und Glaubensvertiefung, Gebet und Feiern des Glaubens.
Mit der Frage, ob dies auch eine Option für die Katholische Kirchengemeinde Bad Wildbad sei, eröffnete Holger eine Diskussion, die außergewöhnlich vielseitig, teilweise konträr und intensiv war.
Die mehrheitliche Meinung der Gesprächsteilnehmer an diesem Abend zeigte deutlich, dass man Veränderungen gegenüber aufgeschlossen ist, zumal es in der Kirchengemeinde erfreulich viele Menschen gibt, die sich gerne einbringen. Schwierig sei es, Priester aus anderen Kulturen mit diesen Überlegungen vertraut zu machen. Winterholer forderte deutlich: „Schlagen Sie etwas vor, was man ändern kann! Denn wir müssen zu anderen Formen kommen.“ cht
