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Bad Wildbad -  22.08.2022
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Die Musik des Wassers: Spaziergang im Kurpark Bad Wildbad entführt in Clara Schumanns Zeit

Bad Wildbad. Clara Schumann ist wohl die bekannteste Pianistin und Komponistin, welche dieses Land jemals hervorgebracht hat. Sie war deshalb sogar ab 1990 auf dem 100-Mark-Schein abgebildet. Und auch eine Verbindung in den Schwarzwald hatte sie. Was es damit genau auf sich hatte, erklärte die Autorin Lea Ammertal am Sonntag bei einem Spaziergang durch den Kurpark.

Lea Ammertal führt die Interessierten durch Stadt und Kurpark und liest aus den Briefen Clara Schumanns.  Foto: Biermayer
Lea Ammertal führt die Interessierten durch Stadt und Kurpark und liest aus den Briefen Clara Schumanns. Foto: Biermayer Foto: Biermayer

Seit über zehn Jahren erinnert die Stadt Bad Wildbad mit Veranstaltungen im August an die Komponistin. Denn, so erzählte es die historisch passend gekleidete Ammertal am Sonntag, Schuhmann habe im Juli und August des Jahres 1859 zur Kur in Wildbad geweilt. Sie wollte hier ihren Gelenkrheumatismus im Thermalwasser lindern.

Gemeinsam mit ihrer ältesten Tochter und einer Freundin nahm Schumann die Reise auf sich. Ammertal hielt bei ihrem Spaziergang immer wieder an, las Gedichte oder aus Briefen Schumanns an berühmte Zeitgenossen. Über die beschwerliche Anreise schrieb Schuhmann zum Beispiel an Johannes Brahms, dass sie in der Kutsche von Pforzheim fünf Stunden gebraucht hätte. Und die Hitze sei fürchterlich gewesen.

Im gleichen Brief findet Schuhmann aber auch positivere Worte über die Gegend. „Der Ort (Wildbad) liegt gar friedlich, etwas melancholisch, rings von schwarz bewaldeten Bergen umgeben, viel Tannen, die den Saum der Berge schön dunkel erscheinen lassen. Das Tannen-Aroma wird man wohl erst spüren, wenn’s einmal regnet!“, schrieb die Komponistin am 20. Juli 1859.

Schuhmann habe Wildbad gerade auch wegen der Nähe zur Natur gefallen, so Ammertal. Denn die Pianistin und ihre Zeitgenossen hätten in der Epoche der Romantik gelebt. „Das war damals als Lebensgefühl wichtig“, erklärte Ammertal. Die Sehnsucht habe damals eine große Rolle gespielt. Und in der Romantik war das vor allem die Sehnsucht nach einer Idylle, Sagen, einer großen Vergangenheit und einer idealisierten Natur. Vor allem als Gegenpol zur aufkommenden Industrialisierung und Verstädterung und dem Materialismus ist das zu verstehen.

„Die Musik des Wassers“, so bezeichnete Ammertal zum Beispiel in passendem Stil das Rauschen der Enz im Kurpark. Und das habe auch damals Schuhmann begeistert. In einem Brief an Theodor Kirchner berichtet sie vom angenehmen Thermalwasser und der Möglichkeit allein in der Natur zu sein. „Man braucht keinen Menschen zu sehen, wenn man nicht will“, schrieb sie. „Wald außen, Musik innen“, fasste Schuhmann es zusammen.

Und die Musik spielte natürlich auch immer eine Rolle in ihrem Leben. So kritisierte sie im gleichen Brief Kirchners Kompositionen. Und Brahms erzählte sie in einem Brief, wie sie sich für ihren Kuraufenthalt extra einen Schiedmeyer-Flügel aus Stuttgart nach Wildbad bringen ließ.

Autor: Felix Biermayer