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Mühlacker -  01.09.2020
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Die wechselvolle Geschichte des Mühlhäuser Schlosses unter die Lupe genommen

Mühlacker-Mühlhausen. Dass eine Frau im 19. Jahrhundert ihren Gatten finanziell nach der Scheidung unterstützte, war für die damalige Zeit eher ungewöhnlich. Mühlackers Stadtarchivarin Marlis Lippik, die zurzeit ein Buch über die Geschichte des Mühlacker Stadtteils Mühlhausen erstellt, hat eine solche Geschichte jedoch ausgegraben.

Bis September 2021 soll das Werk fertig sein. Ein Kapitel handelt von dem im Jahr 1566 gebauten Renaissanceschloss in Mühlhausen und seiner bewegten Geschichte der Eigentümer und Bewohner. Am Dienstag berichtete Lippik nun über ihre neuesten Erkenntnisse hinsichtlich der Erben des Schlosses im 19. Jahrhundert. „Mich faszinieren Frauenbiografien wie die von Adelheid von Neubronn als Schlossherrin“, sagt Lippik. Denn über die jüngste Anfrage einer schweizerischen Wissenschaftlerin stieß Lippik darauf, dass Adelheid von Neubronn, geborene Grab, 1871 das Schloss von ihrer reichen Pforzheimer Schmuckfabrikantenfamilie erbte und dort bis 1874 lebte. Das allein wäre noch nicht berichtenswert. Interessanter findet Marlis Lippik die Tatsache, dass Adelheid von Neubronn zweimal geschieden und so reich war, dass sie im 19. Jahrhundert ihren ehemaligen Männern Unterhalt bezahlen musste. Das geht aus den Archivunterlagen hervor. Ihr erster Gatte war der Schweizer Carl Anton Ludwig von Orelli, der in der Schweiz als Stadtforstmeister tätig war. Der zweite Ehemann war Freiherr Leopold von Neubronn. Nur in Württemberg gab es vom 16. bis zum 19. Jahrhundert ein Gesetz, das besagte, dass die Besitztümer der Familien aufgelistet werden mussten. Dies habe mit der sogenannten Realteilung zu tun, nach der in Württemberg immer alle Kinder erben konnten und nicht, wie in anderen Ländern, nur die Ältesten oder die Söhne. Die Verbindung von Adelheid von Neubronn zum Mühlhäuser Schloss findet Lippik auch noch aus einem anderen Grund interessant. Denn Adelheids Bruder Albert Grab war, wie der heutige Inhaber Roland Rauschmayer, ein Pforzheimer Schmuckunternehmer. Rauschmayer kaufte das Schloss im Jahr 2008, sanierte es liebevoll und erweckte es somit aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf.

Mehr lesen Sie am Mittwoch, 2. September, in der „Pforzheimer Zeitung - Region Mühlacker“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: Ilona Prokoph