Dividenden-Reform findet Mehrheit - Vertreterversammlung der VR Bank Enz plus stimmt Anpassung zu
Remchingen. Nach Ehekrisen sucht man vergeblich in der 2017 aus vier Banken in der Region zusammengeschlossenen VR Bank Enz plus: „Aufsichtsrat und Vorstand blicken sehr zufrieden auf das Jahr eins nach der Fusion zurück“, stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhard Engel bei der Begrüßung der 366 anwesenden Vertreter sowie einiger Gäste bei der zweiten Vertreterversammlung in der Kulturhalle fest. „Wir haben 2018 alle Bewährungsproben mit Bravour bestanden.“
Obwohl der aktuellen Kreditwirtschaft enge Grenzen gesetzt sind, konnte die 35 000 Mitglieder und 67 000 Kunden starke Bank im Kundengeschäft deutliche Zuwächse erzielen. Das betreute Kundenvolumen ist durch Steigerungen sowohl beim Kundenanlagenvolumen (1,77 Milliarden Euro) als auch beim Kundenkreditvolumen (1,23 Milliarden Euro) auf drei Milliarden Euro gestiegen (plus 3,7 Prozent).
Die Bilanzsumme liegt mit über 1,4 Milliarden Euro nur unwesentlich über dem Wert des Vorjahres, was der Vorstandsvorsitzende Jürgen Wankmüller mit der Rückführung von Interimsbankengeldern begründete – aufgrund der guten Entwicklung der Kundeneinlagen und als Synergie aus der Fusion.
Als Betriebsergebnis vor der Bewertung werden 9,1 Millionen Euro ausgewiesen (Vorjahr 8,5 Millionen Euro), wenngleich schwierige Rahmenbedingungen, insbesondere die anhaltende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, zu verkraften waren.
Für einen regen Meinungsaustausch sorgte indes der Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat, die Dividende künftig von vier auf 2,5 Prozent zu reduzieren, dafür aber Mitglieder, die gleichzeitig als Kunden aktiv mit der Bank zusammenzuarbeiten, an anderer Stelle zu belohnen, indem sie bei der Kontoführung sparen.
Im Rechenbeispiel sprachen die Vorstände bei 2,5 Geschäftsanteilen, dem derzeitigen Durchschnitt der Mitglieder, von anschließend 42 Prozent mehr Ausschüttung durch das innovative Modell: „Unsere Mitglieder werden hierdurch weiter bevorzugt“, erklärte Wankmüller auch im Hinblick auf die exklusive Generationenberatung und Vorteile bei Versicherungen.
Kritische Stimmen einer „Milchmädchenrechnung“ gab es dennoch von Mitgliedern, die mehrere Geschäftsanteile und nur ein Girokonto haben. Ab sechs Anteilen ist der Rabatt aus den Kontoführungspreisen aufgebraucht und die Ausschüttung geringer als zuvor und auch Vereine profitieren davon nicht. Allerdings sei eine sehr hohe Zahl von Geschäftsanteilen pro Mitglied eine historisch bedingte Seltenheit und bei Neumitgliedern ohnehin nur noch ein Anteil möglich. Zudem seien 2,5 Prozent immer angemessen, erklärten die Verantwortlichen und bekamen mit 325 zu 41 Stimmen eine breite Zustimmung.
Die Silberne Ehrennadel des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands für 25 Jahre Aufsichtsratstätigkeit durfte Thomas Föller entgegennehmen. Für sein genossenschaftliches Lebenswerk wurde Reinhold Linzmeier von Wirtschaftsprüfer Michael Lauterbach mit der Ehrenurkunde in Gold ausgezeichnet.
Dieser war 32 Jahre im Aufsichtsrat aktiv, 17 Jahre Aufsichtsratsvorsitzender der VR Bank im Enzkreis und seit der Fusion 2017 erster stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Vorstandsmitglied Klemens Schork dankte Linzmeier für seine herausragenden Leistungen und gab gleichzeitig bekannt, dass er selbst nach zwei Jahrzehnten Vorstandtätigkeit im November in die passive Phase seiner Altersteilzeit wechseln werde, wodurch sich die Zahl der Vorstände dann auf vier verringert.
Auf die Frage eines Vertreters, ob langfristig die Filialen in Nussbaum und Göbrichen weiter existieren, antwortete Wankmüller, dass derzeit ein großes Untersuchungsprojekt alle 26 Geschäftsstellen und ihre Frequentierung auf den Prüfstand stelle und es im Herbst erste Ergebnisse gebe.