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Mühlacker -  22.01.2019
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„Django“ doch kein Spielverderber: Mühlacker Fußballer bezieht Stellung

Mühlacker. Vor 15, 20 Jahren hat Cihangir „Django“ Köksal von einer Profi-Karriere geträumt, nun hat er erfahren, wie anstrengend es sein kann, im Blickpunkt zu stehen. Der PZ-Artikel „Wenn `Django` nicht durchzieht“ hatte offenbar zahlreiche Kontaktaufnahmen zur Folge.

So sehr auf dem Fußballfeld auch einmal Emotionen eine Rolle spielen, behielt Köksal kühlen Kopf, als ihn wegen des Artikels immer mehr Nachrichten und Anrufe erreichten. Zu sehen, dass es viele gut mit ihm meinen, freute den Familienvater, aber durch Mutmaßungen, die Berichterstattung sei rufschädigend oder gar rassistisch motiviert, ließ er sich nicht aufstacheln.

Beim Alte-Herren-Stadtturnier gehe es darum, Freude am Fußball und am Miteinander zu haben, da brauche man auch im Nachhinein nicht zu überziehen, begründete Köksal, als er sich bei der „Pforzheimer Zeitung“ meldete, seine relativ gelassene Reaktion. Dass ihm ein Turnier-Beobachter in der PZ eine arrogante Spielweise attestiert hatte, habe ihn aber gewurmt.

Köksal bestätigte Äußerungen gegenüber PZ-Mitarbeiter Volker Henkel, die letztlich zur Frage führten, ob der Spieler der Fußballvereinigung 08 Mühlacker im Neunmeterschießen gegen die Sportfreunde gar nicht hatte treffen wollen („Dazu stehe ich“).

Während der Journalist keinerlei Anzeichen von Ironie wahrnahm, meint Köksal im Nachhinein, was er direkt nach dem Spiel dahingesagt habe, hätte besser nicht für bare Münze genommen werden sollen.

Elfmeter seien grundsätzlich eine Schwäche von ihm, erzählte Köksal nun, gut eine Woche später: „Wenn ich Glück habe, ist ein Schuss aber platziert und ich treffe auch mal.“ Erfolgreich war er im Sportfreunde-Spiel im ersten Versuch. Zuvor hatte er im Halbfinale gegen den späteren Sieger FV Lienzingen „draufgehalten und verschossen“. Bei diesem Neunmeterschießen versuchte er sich übrigens auch im Tor.

Als sich das Neunmeterschießen gegen die Sportfreunde hinzog und ein zweiter Durchgang begonnen hatte, habe er sich entschieden, statt mit dem etwas stärkeren rechten mit dem linken Fuß zu schießen. Anvisiert habe er da die linke Ecke. Doch sein Experiment sei eben missglückt. Dadurch war den gastgebenden Sportfreunden, als dem aus seiner Sicht besten Team beim Turnier in der Enztalsporthalle, zumindest Platz drei sicher.

Vorhaltungen habe ihm kein Mitspieler gemacht. Nach dem Fehlschuss habe einfach Verwunderung geherrscht: „Da haben alle gelacht.“

Gewundert hat sich ebenso ein Augenzeuge, den die Nachberichterstattung dazu veranlasste, sich bei der PZ zu melden. Der junge Mann hatte den spielentscheidenden Köksal-Fehlschuss spontan als „fahrlässig locker“ bewertet.

Viele Sportler werden nachempfinden können, dass die Spannung nachlässt, wenn die Chance auf den Finaleinzug dahin ist, wie Köksal nun gegenüber der PZ ausführte: Ob man letztlich Dritter oder Vierter werde, mache kaum einen Unterschied.

Wichtig ist ihm aber hervorzuheben, dass eine lockerere Herangehensweise nicht bedeutet, dass man nicht gewinnen will. „Wir spielen doch, weil wir diesen Sport lieben.“

Spaß macht das Ganze, wenn die Kameraden auch einmal zusammensitzen. So kündigte Köksal auch an, zum ersten Training nach dem Stadtturnier mindestens einen Kasten Bier mitzubringen – die übliche Entschädigung nach einem Fehlschuss vom Punkt.

Seine fünf und sechs Jahre alten Söhne hätten auch mit Fußball angefangen, verriet Köksal nebenbei. Da müsse er schon irgendwie Vorbild sein und sich in Zukunft überlegen, was er nach dem Spiel von sich gebe – und in welcher Art und Weise er dies tue.

Autor: Ralf Kohler