Doppeltes kleines Weihnachtswunder: Nach vielen Komplikationen können Zwillingsfrühchen Helios Klinikum verlassen
Pforzheim. Was für Carina und Michael voriges Weihnachten aufgrund von Schwangerschaftskomplikationen noch ein Sehnsuchtsgedanke war, wird endlich wahr: gemeinsam mit ihren frühgeborenen Zwillingen Heiligabend im heimischen Wohnzimmer feiern.

Im vergangenen Jahr um diese Zeit sind Carina und Michael aus Mühlacker erfüllt von Vorfreude, das erste Mal Eltern zu werden und das sogar von Zwillingen. Doch an Weihnachten, in der neunten Schwangerschaftswoche, treten plötzlich Blutungen auf, weshalb sich die werdende Mama nach einem kurzen stationären Aufenthalt von nun an schonen muss. Dennoch senkt sich in der 18. Schwangerschaftswoche ihre Fruchtblase nach unten ab. „Bei unserer schwangeren Patientin hat sich der Muttermund zu früh geöffnet. Mit einer sogenannten Zervixcerclage haben wir diesen während eines operativen Eingriffs mit einer Naht umschlungen und stabilisiert, um eine extreme Frühgeburt zu verhindern“, erklärt Dr. Shaojian Ji, Leitender Oberarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
Jeder zusätzliche Tag zählt
Ab jetzt heißt es für die werdende Mama: komplette Bettruhe und stationäre Überwachung in der Frauenklinik des Helios Klinikums. Auch die professionellen psychosozialen Elternberaterinnen betreuen das Ehepaar von da an, um sie für die speziellen Bedürfnisse von Frühgeborenen zu sensibilisieren. Dr. Ji steht zu diesem Zeitpunkt bereits in enger Abstimmung mit den Kollegen und Kolleginnen der Kinderklinik. Ziel der Ärzte ist es, die Geburt der Zwillinge so weit wie möglich hinauszuzögern. „Jeder Tag länger im Mutterleib ist für die Kinder entscheidend“, betont Dr. Kai Siedler, Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin. Dies gelingt bis zur 26. Schwangerschaftswoche, in der die Fruchtblase platzt und die Wehentätigkeit beginnt. Sofort holt das erfahrene Team des Mutter-Kind-Zentrums die Zwillinge per Kaiserschnitt auf die Welt. „Nach insgesamt sieben Wochen Liegen durfte ich am 13. April 2024 meine Söhne Robin und Jonas endlich begrüßen. Dr. Ji hat es sich nicht nehmen lassen, den Eingriff selbst durchzuführen. Ich war froh, dass das Liegen nun ein Ende hatte, auch wenn ich immer wusste, wofür ich es mache: zum Schutz meiner Babys“, erinnert sich Mama Carina.
Mit 690 beziehungsweise 800 Gramm bringen die Zwillinge, trotz Frühgeburt, ein starkes Geburtsgewicht auf die Waage. Auf der Kinderintensivstation im Perinatalzentrum Level 1 erhalten die beiden Frühgeborenen die benötigte Versorgung und werden von spezialisierten Pflegekräften und Neonatologen betreut.
Viel Rückhalt
Drei Tage nach der Geburt wird bei Jonas eine Hirnblutung festgestellt. „Das war für uns ein Schock. Ich bin so dankbar, dass gerade in dieser Zeit die Elternberaterinnen immer für uns da waren, und uns auch während Gesprächen mit den Ärzten begleitet haben“, berichtet seine Mutter. „Für uns war klar: Wir schaffen das und negative Gedanken helfen nicht weiter“, erinnert sich Papa Michael, der als Feuerwehrmann viel Rückhalt von seinen Kameraden erhalten hat.
„Ich habe größten Respekt vor meiner Frau“, betont Michael. „Wir sind zwar jede Herausforderung als Team angegangen, aber sie ist einfach die beste Mama der Welt“.
Es dauert vier Wochen, bis Chefarzt Siedler eine vorsichtige Entwarnung geben kann. „Mittlerweile ist von der Hirnblutung nichts mehr zu sehen. Jonas hatte keine Probleme und benötigt diesbezüglich keine weiteren medizinischen Maßnahmen. Für unser Team ist es immer ein schöner Moment, wenn unsere kleinsten Patienten ihr Gewicht aufgeholt haben und in einem guten Zustand nach Hause entlassen werden können“, erklärt der Kinderarzt.
Wenige Wochen nach dem errechneten Geburtstermin Ende Juli darf die Familie nach Hause. „Die ersten beiden Nächte daheim habe ich kein Auge zugemacht, denn erstmals wurden unsere Söhne nicht von Geräten überwacht, und es war kein ausgebildetes Pflegeteam um uns herum“, erzählt Carina. Gut nur, dass Sie sich weiterhin jederzeit an die Elternberaterinnen im Helios wenden konnte.
Was nach der Entlassung bei Robin noch anstand, war die Operation einer Leistenhernie, die besonders bei frühgeborenen Jungen häufig auftritt. Auch diesen Eingriff, durchgeführt vom Team der Kinderchirurgen, meistert der kleine Held ohne Komplikationen. Jetzt steht der Vorfreude auf Heiligabend nichts mehr im Weg. „Dieses erste gemeinsame Weihnachtsfest wird uns wahrscheinlich für immer im Gedächtnis bleiben, denn nach dem, was wir hinter uns haben, ist es nicht selbstverständlich, dass wir Heiligabend zu viert feiern dürfen“, ist sich Papa Michael sicher. „Was die beiden kleinen Kämpfer durchgemacht haben, ist enorm. Sie sind für uns ein echtes Wunder.“