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Höfen -  25.02.2019
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Ein Berliner Kindel in Höfen

Abwartend sitzt Anneliese Ehrenfeld vor dem Fenster ihres Zimmers im Seniorenheim Burkhardt in Höfen an der Enz. Wach und interessiert ist der Blick der alten Dame, die heute ihren hundertsten Geburtstag feiert und damit älteste Höfener Bürgerin ist.

Dass ihre Augen allerdings nicht mehr so gut funktionieren, wie sie das gerne hätte, betrübt sie. „Ich habe immer gerne und viel gelesen und geschrieben“, erzählt die Berlinerin, die nach dem Tod Ihre Mannes Ende der 80 Jahre des vergangenen Jahrhunderts von Offenbach am Main nach Höfen gekommen ist.

„Am Anfang war es hier nicht ganz einfach für mich“, erinnert sie sich. Sowohl die Sprache, als auch die Mentalität hätten ihr Probleme bereitet. Aber Anneliese Ehrenberg beschwert sich nicht. Sie stellt sachlich, nüchtern fest und ergänzt: „Diese Anfangsprobleme habe ich überwunden. Die Zeit bringt das mit sich.“

Zweimal war die 100-Jährige in ihrem Leben verheiratet. Aus erster Ehe sind ein Sohn und eine Tochter, die inzwischen verstorben ist, hervorgegangen. Ihr Sohn, erzählt sie nicht ohne Stolz, sei zuletzt Küchenchef beim Berufsförderungswerk in Bad Wildbad gewesen. Sie hat eine Enkeltochter und sogar ein Urenkelkind, die heute alle mit ihr feiern werden. „Mein Sohn macht Canapés und unsere Küche kocht einen Wirsingeintopf“, erzählt sie. Auch Landrat Helmut Riegger und Bürgermeister Heiko Stieringer hätten sich zum Gratulieren angesagt.

Einen Draht zur Politik hatte Anneliese Ehrenberg schon immer gehabt. In der Silvesternacht 1948/49 siedelte sie von Berlin zu ihrem Vetter nach Salzgitter um. Dort sei sie viele Jahre bei der Stahlhütte beschäftigt und auch für den Deutschen Gewerkschaftsbund aktiv gewesen. Irgendwann habe ihr Mann ein Hotel im Harz gekauft, das sie gemeinsam betrieben. Nach vier Jahren war aber wieder Schluss damit und es ging nach Offenbach am Main. „Dort war ich Personalleiterin in einem Schweizer Unternehmen“, erzählt die 100-Jährige. „Als das Unternehmen verkauft wurde gab es eine Entlassungswelle.“ Übrig geblieben seien nur 100 Leute. „Für mich als Gewerkschafterin war das einfach furchtbar“, so die Seniorin, die bis heute für ihr Leben gerne politische Talkrunden im Fernsehen verfolgt. „Da kann man sich so schön aufregen“, lacht sie.

Autor: Yvonne Dast-Kunadt | Höfen