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Dobel -  18.04.2019
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Einblicke in Gefahren des Islamismus beim Sportfreunde-Forum Dobel

Dobel. „Natürlich geht vom radikalen Islamismus eine Gefahr aus“, legte Erik Petersen offen. Im Rahmen des Sportfreunde-Forums auf dem Dobel referierte er über gewaltbereite Islamisten und die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört. „Allerdings gilt es dabei zu differenzieren und den Islam nicht zu verallgemeinern“, so der Referent weiter. Erik Petersen ist Islamwissenschaftler und seit 2007 beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg tätig.

Angesichts von fünf Millionen in Deutschland lebenden Muslimen, sei eine Diskussion über die Zugehörigkeit überflüssig. Petersen betonte aber, dass es den „einen Islam“ nicht gibt, da historisch bedingt zahlreiche unterschiedliche Deutungen vorhanden seien. Die Existenz von Parallelgesellschaften hierzulande sei nicht zu leugnen. „Vielfach sehen sich die Menschen ausgegrenzt und entwickeln so ihre eigene Identität“, erläuterte Petersen. Dabei entstehen häufig patriarchalische Strukturen. Bei Problemen entscheide dann nicht die deutsche Justiz, sondern ein Friedensrichter.

Laut Petersen gibt es in Deutschland rund 2500 Moscheevereine. Sorge bereitet ihm, dass hinter einem großen Teil der Moscheen zum Teil staatliche oder umstrittene Organisationen, wie DITIB, Milli Görüs oder die Grauen Wölfe stecken. „Zwar gibt es durchaus liberale Bestrebungen einer islamischen Religion, doch derzeit sind diese nicht mehrheitsfähig“, bedauerte der Referent. Als Problem sieht er vor allem, dass nur rund 20 Prozent der Muslime in religiösen Vereinen organisiert sind.

Petersen zeigte eine deutliche Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Deutschland und der Türkei unter Erdogan auf. Während der Islamwissenschaftlicher bei Bewegungen wie Milli Görüs durchaus positive Entwicklungen sieht, stelle der Salafismus weiterhin eine enorme Gefahr dar. „Hier wird der Koran wortwörtlich ausgelegt“, erklärt Petersen. 2018 sind in Deutschland 761 Gefährder festgenommen worden. Rund 1000 Islamisten aus Deutschland waren beim Kriegsgeschehen im Irak und Syrien beteiligt. Derzeit erkennt Petersen deutliche Veränderungen bei Anschlägen. Die Komplexität habe deutlich abgenommen und oftmals gehen die selbstradikalisierten Täter ohne jede Planung vor. In der nahen Zukunft rechnet der Experte damit, dass sich die Kriegsschauplätze in Richtung Afrika verlagern.

Autor: Stefan Meister