Eine Amtszeit ist nicht genug: Mehrere Fußballtrainer aus Mühlacker hat es zum alten Verein zurückgezogen
Mühlacker. Dass es wird, wie es war, wünschen sich derzeit viele. Beim Fußballverein Lienzingen (Kreisklasse A 1 Pforzheim) ist das bei der Trainerfrage schon sicher: Nachdem Michael Horntrich seinen Abschied angekündigt hat, rückt Imam Özalp von der zweiten zur ersten Mannschaft auf.
Wie Horntrich ist Özalp in Lienzingen groß geworden. Ansonsten war er schon mehrere Jahre Trainer des FVL-Teams, das damals in der B 1 regelmäßig zu den Aufstiegskandidaten zählte. „Das hat sich ergeben“, sagte Lienzingens Vorstandsmitglied Lothar Bergtold zur Neubesetzung der Trainerposition mit einem alten Bekannten. Özalp habe es beim Reserve-Team „sehr gut gemacht“. Obendrein habe nichts dafür gesprochen, einen großen Aufwand zu betreiben, um die Stelle neu zu besetzen. „Wir wissen ja gar nicht genau, wann wir wieder kicken.“
Angesichts der Zwangspause wegen der Corona-Pandemie ist damit zu rechnen, dass die Saison wie die vorherige abgebrochen wird. Da die aktuellen Restriktionen bis zum 18. April gelten, hat Bergtold die Hoffnung, dass es bis zum Stichtag 9. Mai zurück auf den Platz geht, aufgegeben.
Zu neuen Ufern bricht so mancher Trainer auf. Eine Rückkehr wie die von Özalp ist indes nicht einzigartig. Der Lienzinger mit Wohnsitz Enzberg war zwischen den beiden Engagements beim FVL zweimal beim SV Sternenfels, der zwischendurch sogar in die C-Liga musste.
Rolf Bauer war auch Rückkehrer
Der Kontakt zu den Lienzingern blieb, schon weil Özalp stets bei deren Alte Herren dabei war. Beim FVL gab es vor Jahren noch eine Trainer-Rückkehr: Die betraf Rolf Bauer, der damals ein Team betreute, in dem sein Sohn Timo spielte. Als möglicher Retter in der Not kehrte im Frühjahr 2019 Enzbergs Rekordtrainer Sascha John zum FC Viktoria zurück. Bernd Common, der ursprünglich sogar seinen Vertrag verlängern sollte, musste damals plötzlich gehen. Um ein Haar hätte der Club unter John den Abstieg in die B-Liga noch vermieden. Im Nachhinein war das Verfehlen des Klassenziels aber sogar verschmerzbar, denn nach der Rückkehr in die A 1 steht Enzberg unter John ziemlich gut da.
Jürgen Widmann wiederum kann von Zaisersweiher nicht genug bekommen. Nach einer Berg-und-Talfahrt mit Sternenfels kehrte er zur Spielvereinigung zurück. Würde die Pandemie nicht alles durcheinanderwirbeln, hätte Widmann beim neuen alten Club viel Spaß, denn der war schon vorige Saison auf dem Sprung von der A 1 in die Kreisliga.
Karl-Heinz Nagels Mission in Ötisheim war vergangenen Sommer beendet. Fünf Spielzeiten lang war er für den TSV im Einsatz gewesen. Zwischendurch zog es Nagel allerdings zum FV Knittlingen. Nach einem Jahr war der Lehrer aus Ispringen im Sommer 2018 zurück in Ötisheim und das obwohl er mit dem FVK den Kreispokal gewonnen hatte. Die Ötisheimer waren seinerzeit schnell wieder auf Trainersuche, weil Uli Huber im Frühjahr zurücktrat. Sein Nachfolger Manuel Armingeon wiederum stand nur bis Saisonende zur Verfügung. Bei der Frage wie genau es zu Nagels Rückkehr kam, hält sich Abteilungsleiter Thomas Barho sehr bedeckt. Der gute Kontakt sei nach dem Wechsel halt nicht abgerissen, sagt er und fügt an:„Wenn man einen Trainer sucht, kommt man meistens auf die üblichen Kandidaten.“
„Herzblut“ für den Verein
Falls die Rückholaktion von Trainern ein Trend ist oder es zumindest bestimmte Muster gibt, wäre Frank Alber als langjähriger Enzberger Funktionär prädestiniert, dies herauszustellen, doch auch er tut sich schwer. „Er kennt das Umfeld“, sagt Alber (früher Enzberger Vorstandsmitglied). Falls es um den Heimatverein des Trainers gehe, spiele auch „Herzblut“ eine Rolle.
Vielfach kommt ein Trainer aus den eigenen Reihen einen Verein nicht so teuer wie ein auswärtiger. Umgekehrt bekomt Zuspruch, wer sich für seinen Club einsetzt. Bertold kann der Suche nach Gesetzmäßigkeiten oder Trends nichts abgewinnen. „Was vor 20 Jahren war, interessiert doch keinen mehr“, sagt er: „Was zählt, ist das Hier und Jetzt.“ In Pandemie-Zeiten ist die Zukunft aber noch wichtiger. Bevor es nicht Richtung Normalität geht, kann Özalp beim FVL seine Rückkehr gar nicht richtig vollziehen.