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Mühlacker -  09.11.2025
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Ende eines langen Wahlkampfs: Stephan Retter ist neugewählter Mühlacker Oberbürgermeister

Mühlacker. Er ist als letzter Bewerber in das Rennen um den Mühlacker Oberbürgermeisterposten eingestiegen und ging am Sonntag als Erster durchs Ziel. In der Stichwahl konnte Stephan Retter, der 49-jährige Verwaltungsfachmann aus Erdmannhausen und Beisitzer der Stadt Steinheim an der Murr, die Wählerinnen und Wähler davon überzeugen, dass er der richtige Mann ist, um die Senderstadt in die Zukunft zu führen. Mitbewerber, Lokalmatador und SPD-Stadtrat Paul Renner, der schon seit April einen engagierten Wahlkampf mit unzähligen Terminen und viel Bürgernähe geführt hatte, blieb letztlich auf der Strecke.

Mühlacker Stichwahl Retter Renner
Strahlender Wahlsieger in Mühlacker: Stephan Retter und Ehefrau Sabine nehmen im Ratssaal der Senderstadt die Glückwünsche von Oberbürgermeister Frank Schneider in Empfang. Bei der Stichwahl hat der 49-jährige Verwaltungsfachmann seinen Vorsprung vom ersten Wahlgang auf Paul Renner noch vergrößern können. Foto: Röhr

„Die Nervosität war da. Aber je länger der Abend und die Stimmenauszählung gedauert haben, desto entspannter bin ich geworden“, schilderte der neugewählte Mühlacker OB sein Innenleben am Sonntag. Es habe sich ausgezahlt, dass er seinen Wahlkampf mit klaren Inhalten und offenen Worten gegenüber der Bürgerschaft geführt habe und auch im Endspurt vor der Stichwahl authentisch geblieben sei, führte Retter aus. „Ich freue mich wahnsinnig, zum Oberbürgermeister von Mühlacker gewählt worden zu sein. Ich bin hier mit offenen Armen empfangen worden und durfte in den vergangenen Wochen viele nette Menschen kennenlernen. Es steckt viel Energie in der Stadt und ich werde alles dafür einsetzen, damit wir Mühlacker voranbringen“, betonte der Wahlsieger.

Dennoch hat auch Paul Renner mit 44,37 Prozent der Stimmen ein durchaus starkes Ergebnis eingefahren. Der neue OB hingegen konnte sein Resultat vom ersten Wahlgang mit 31,89 Prozent in der Pole-Position vor Renner mit seinerzeit 26,84 Prozent allerdings am Sonntag bei der Stichwahl sogar noch ausbauen und erzielte in der Endabrechnung 55,63 Prozent der Stimmen. Zu wünschen übrig ließ bei dieser doch richtungsweisenden Wahl für die Senderstadt jedoch die Wahlbeteiligung. Hatten im ersten Wahlgang noch 49,81 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgegeben, waren es bei der Stichwahl lediglich 44,49 Prozent. Die Freude des Wahlsiegers konnte das aber kaum trüben.

Seinem Mitbewerber Paul Renner war die Enttäuschung über den Wahlausgang hingegen deutlich anzumerken. „Kein Kommentar an diesem Abend“, äußerte sich der SPD-Stadtrat, der aus Mühlacker stammt, kurzangebunden. Getröstet wurde er von Familie, Freunden und Parteikollegen wie der Bundestagsabgeordneten Katja Mast, die trotz Sitzungswoche in Berlin eigens wegen der Wahl angereist war. Dasselbe galt für den CDU-Bundestagsabgeordneten und Staatsminister für Europa, Gunther Krichbaum. Neben Landrat Bastian Rosenau, dem Vaihinger OB Uwe Skrzypek verfolgten auch die Landtagsabgeordneten Stefanie Seemann (Grüne) und Erik Schweickert (FDP) sowie etliche Stadträte, Bürgermeister und Bürgermeisterinnen aus der Region die Stimmenauszählung. Nachdem Renner dem Wahlsieger gratuliert hatte, verließ der Unterlegene zügig den Ratssaal.

Zuvor hatte der scheidende Mühlacker OB Frank Schneider aber noch Renners Engagement in dessen Wahlkampf gewürdigt, der sieben Monate dauerte. Es sei bis zuletzt spannend geblieben, fasste Schneider zusammen und betonte, dass es bei dieser Wahl leider keinen zweiten Sieger gebe. „Chapeau vor ihrer Leistung. Davor habe ich allergrößten Respekt“, lobte der langjährige Rathauschef Paul Renner. „Ich sehe vor allem positiv, dass das Wahlergebnis am Ende recht klar ausgefallen ist“, betonte Schneider. Denn ein deutliches Mandat der Wählerschaft erleichtere den Einstieg – gerade als neuer Oberbürgermeister.

Besonders gut abgeschnitten hat Wahlsieger Stephan Retter derweil mit 66,24 Prozent der Wählerstimmen in Lienzingen. Paul Renner erzielte sein bestes Ergebnis mit 51 Prozent in der Kernstadt, wo mit 26,7 Prozent aber auch die geringste Wahlbeteiligung herrschte. In Mühlhausen gaben mit 42,27 Prozent die meisten Wähler ihre Stimme ab.

Kommentar von PZ-Redaktuer Peter Hepfer

Die Würfel sind gefallen. Die Mühlacker Bürgerinnen und Bürger haben entschieden, dass Stephan Retter künftig die Geschicke der Senderstadt lenkt. Der 49-Jährige aus Erdmannhausen mit langjähriger Verwaltungserfahrung hat offenbar vor allem mit pragmatischen Konzepten und Inhalten bei seinen Wahlkampfthemen überzeugen können. Schon im ersten Durchgang lag er fünf Prozentpunkte vor Paul Renner. Dass dieser aus Mühlacker stammt, hatte in der Stichwahl nicht den gewünschten Effekt. Die Stimmen der zuvor ausgeschiedenen Mitbewerber Ulrich Hagenbuch und Stefan Aßmus sind zum Teil auch Retter zugeflossen. Das Endergebnis zeigt, dass die Mehrzahl der Wähler einen OB präferiert, der mit unverstelltem Blick von außen die Probleme der Stadt angeht. Ob Retter die Erwartungen erfüllen kann, wird sich zeigen.

Stimmen zur OB-Wahl

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, das Ergebnis kann sich für beide Kandidaten sehen lassen“, sagte Landrat Bastian Rosenau am Sonntagabend in Mühlacker bei der Wahl des neuen Oberbürgermeisters.

„Der Letzte ist nun der Erste, wir hatten den richtigen Riecher“, sagte zufrieden Mühlackers CDU-Fraktionschef Günter Bächle, der Stephan Retter als Kandidat unterstützte. Denn Stephan Retter hatte sich als letzter um das OB-Amt beworben und wurde im Vorfeld der Stichwahl außer von der CDU, schließlich auch von den Mühlacker Gemeinderatsfraktionen der Freien Wähler und der FDP unterstützt. „Ich konnte die Stimmung schlecht einschätzen“, sagte der Freie-Wähler-Fraktionssprecher Rolf Leo. Aber in den kommenden schwierigen Zeiten, so Leo, sei ein Oberbürgermeister mit Erfahrung, wie sie Stephan Retter als Beigeordneter von Steinheim mitbringe, gut für die Senderstadt.

„Wir sind nicht erfreut, denn wir haben uns einen besseren Wahlausgang für Paul Renner erhofft“, sagte hingegen SPD-Sprecher Jürgen Metzger.

„Paul hat alles gegeben, aber es hat leider nicht gereicht“, bedauerte Metzger. „Wir gratulieren Herrn Retter und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit“, sagte Gemeinderat Theo Seemann von der Liste Mensch und Umwelt (LMU). Mühlacker habe sich, so Seemann, entschieden. „Das ist ein gutes Ergebnis, das die Bürger gewählt haben“, war die FDP-Sprecherin im Mühlacker Gemeinderat, Natascha Blattner, überzeugt.

Eine gute Zukunft für Mühlacker wünschte auch der Wurmberger Bürgermeister Jörg-Michael Teply. „Ich freue mich für den Gewinner“, sagte die Sternenfelser Bürgermeisterin Antonia Walch. „Ich hatte keine Präferenz und nun schauen wir, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt“, sagte Illingens Bürgermeister Armin Pioch. „Gratulation für Mühlacker, dass es sechs Bewerber gab“, sagte Vaihingens OB Uwe Skrzypek. Aber: „Es war ein Riesen-Foul von einem OB-Stellvertreter bei den Kandidaten von Laiendarstellern zu sprechen“, sagte Skrzypek.

Was hatten die Bewerber mit der Senderstadt vor?

Zwei Bewerber, zwei Wege, ein Ziel: Mühlacker voranbringen. Wie die beiden OB-Kandidaten Stephan Retter und Paul Renner das erreichen wollten, haben sie im PZ-Duell erzählt, wo sie sich den Fragen von PZ-Redakteur Johannes Rose stellen mussten.

Wie sich die beiden Anfang November geschlagen hatten, sehen Sie hier.