Entlassung von Zlatan Bajramovic beim KSC: Das Stochern im Karlsruher Nebel
Karlsruhe. Der österreichische Philosoph Paul Watzlawik hat fünf Axiome zum Thema Kommunikation aufgestellt. Eines lautet: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Will heißen: Auch wenn man nichts sagt oder tut, sendet man damit eine Botschaft. Womit wir beim Karlsruher SC wären. Und bei der Entlassung von Zlatan Bajramovic vor gut einer Woche. Man kann dem Verein nicht vorwerfen, dass er nicht versucht hätte, zu kommunizieren. Der KSC hat eine Pressemitteilung verschickt, die mehr als 250 Worte umfasste. Der Inhalt ist allerdings – vorsichtig gesagt – etwas dürftig und umfasst vor allem Textbausteine, die jedem Nachwuchsmanager-Seminar zur Ehre gereichen würden: „Nach intensiver interner und langfristiger Analyse im Sinne der Gesamtstrategie“ ist da ebenso zu lesen wie „den sportlichen Bereich mit dieser Veränderung kurz-, mittel- und langfristig gezielt und konsequent weiterzuentwickeln“.
Aha. Für die Empfänger der Botschaft – darunter Cheftrainer Christian Eichner, Mannschaft und Fans – dürfte diese Botschaft eher wie eine Nicht-Kommunikation wirken und wenig hilfreich sein, um zu verstehen, was da denn tatsächlich passiert ist. Oder passiert sein soll. Karlsruhes Sportchef Mario Eggimann hat am Samstag nach dem 0:4 gegen Paderborn der Kommunikation zwar viele weitere Worte hinzugefügt („Wir sind nicht morgens aufgestanden und haben die Entscheidung getroffen. Das hat sich länger so entwickelt. Wir hätten auch noch warten können. Aber wir haben in der Vergangenheit mit Entscheidungen immer lange gewartet.“), den Zuhörern half das aber nicht wirklich weiter.
Wo Erklärungen dürr ausfallen, blühen die Spekulationen. Die naheliegendste, die kursiert: Man habe auf Bajramovic geschossen, wollte aber eigentlich Eichner treffen. Der Cheftrainer sollte durch den Abschuss seines engsten Vertrauten zum eigenen Rücktritt „motiviert“ werden. Durch diesen Umweg wolle man viel Geld sparen. Nun ist man beim KSC aus der Vergangenheit einiges gewohnt, aber das wäre eine Eselei, die selbst den leidgeprüften Hardcore-Anhängern des badischen Fußballvereins nicht ernsthaft zu vermitteln wäre. Kaum zu glauben, dass ein Verein, der in den vergangenen Jahren eigentlich solide und halbwegs skandalfrei agiert hat, sich so bloß stellt.
Noch ein spekulativer Erklärungsansatz: Während einige Neuzugänge (Roko Simic, Philipp Förster, Andreas Müller) immer wieder Bewährungschancen erhielten, ohne mit Leistung zurückzuzahlen, bekamen andere Neuzugänge (Leon Opitz, Shio Fukuda, Paul Scholl) kaum Gelegenheit dazu. Dies habe vor allem mit Bajramovic zu tun, dessen Wort bei Eichner viel Gewicht habe. Aber auch dann wäre das Handeln des Vereins kaum nachvollziehbar. Wenn der Chef nicht die nötige Durchsetzungsstärke im eigenen Trainerteam hat, dann hilft auch ein neuer Assistent kaum weiter.
Es bleibt also vieles diffus, als würde der Nebel, der zuletzt die Karlsruher City im Griff hatte, gnädig sein graues Mäntelchen über die Causa Bajramovic hängen. Diesen Nebel kann nur die Vereinsführung lüften. Da dürfen sich auch gerne einmal Vereinschef Holger Siegmund-Schultze und Geschäftsführer Michael Becker zu Wort melden. Sonst droht das Stochern im Nebel den Blick in die Zukunft zu verstellen. Zum Beispiel im Fall Christian Eichner. Über die Rückendeckung, die er von Mario Eggimann am Samstag trotz der sportlichen Krise verbal erhielt, habe er sich gefreut. Es tue gut und komme auch nicht überraschend, so der KSC-Coach. Er hat aber auch zu keiner Sekunde einen Zweifel daran gelassen, wie schwer ihn die Entlassung seines Freundes getroffen hat. Eichner sprach „von der schwierigsten Woche in sechs Jahren, weil Du jemanden verloren hast, der wie Arsch und Eimer zu Dir gehört hat“. Jetzt müsse er sich erst einmal seiner Rolle klar werden. Dazu brauche es nach dem anstehenden Spiel in Bochum den „einen oder anderen ruhigen Moment“, um die Dinge zu verarbeiten.
Wenn Christian Eichner das getan hat, wird er kommunizieren. Es ist davon auszugehen, dass seine Kommunikation dann substanzieller sein wird als die des Vereins in der Sache Bajramovic.
