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Bad Wildbad -  14.03.2022
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Erinnerung ans alte „Fässle“: Weinstube war eine von zahlreichen Wirtschaften in Calmbach

Bad Wildbad-Calmbach. Bott heißen in Calmbach viele. Daher kennt man Wolfgang Bott vor allem als „Wobo“. Der bekannte und waschechte Calmbacher ist 70 Jahre alt geworden. Er feierte und feiert – der Pandemie wegen trifft er seine Freunde einzeln – sein rundes Geburtsjubiläum im Gastraum der einstigen „Weinstube Fässle“. Die Gaststätte wurde vor 50 Jahren aufgegeben. Deshalb kennen das „Fässle“ nur noch die Älteren.

Küfermeister Eugen Seyfried erbaute das Haus 1960 in der Jahnstraße und eröffnete darin 1961 eine Weinstube. Er und seine Familie betrieben diese bis 1971. Dann mussten sie den Betrieb aufgeben. Für kurze Zeit folgte eine Verpachtung, dann veräußerten sie den beliebten Treffpunkt an Erhard und Friedl Bott, die Eltern von Wolfgang „Wobo“ Bott. Diese zogen 1973 mit einem Haushalts- und Schreibwarengeschäft aus der Hauptstraße gegenüber vom heutigen „Kleinen Hirsch“ in die ehemaligen Gasträume.

Stets gut besucht

Gut besucht war das „Fässle“, erinnert sich Wolfgang Bott. „Es gab in Calmbach einst 24 Wirtschaften und Cafés“, weiß er zu berichten. Calmbach war ein beliebter Ferienort, bot zahlreiche Arbeitsplätze und lockte Besucher aus der Spezialklinik Charlottenhöhe. Auch die geselligen Einheimischen trafen sich gerne.

Mit dem Einzug der Botts wurde aus der Gaststube zunächst ein Kaufladen mit großen Schaufenstern. Wolfgang Bott legte 1976 die Prüfung zum „Gas- und Wassermeister“ ab und machte sich selbstständig. Später kam der alte Charakter der Gebäudefront zurück, als Bott für seinen Betrieb, der Sanitärtechnik und Blechnerei-Arbeiten anbot, eine Werkstätte aus den ehemaligen Gasträumen machte.

Bauen und Formen auf verschiedenste Art war nicht nur Wolfgang Botts Beruf. Er sei schon als junger Kerl froh gewesen, die Schule verlassen zu können, um sich handwerklich zu betätigen. So pflegt er bis heute entsprechende Hobbys. In seinem Bastelkeller gibt es zig Modell-Flugzeuge und -Schiffe. Zudem ist er Mitglied im Bad Wildbader Modelbauverein mit dem Fluggelände über Aichelberg.

Auch sonst ist der Siebzigjährige recht unternehmungslustig. Er ist ein Nachtwanderer und gehört der Skizunft Calmbach an. Ab und zu schwingt er sich in den Sattel, um ganz für sich eine Motorradtour zu unternehmen.

Stammtisch noch erhalten

Bott hat auch die ehemaligen Räume der Weinstube und Werkstätte in der Zeit seines kurzen „Unruhestands“ in eine moderne Wohnung umgewandelt, die für Gäste und Besucher bereitsteht. Dinge, wie den einstigen Stammtisch oder die von ihm renovierte Kuckucksuhr im früheren Gastraum, hält er in Ehren.

Mit viel Geschick und Liebe zum Detail gestaltet ist etwa der wiedergeschaffene Abgang aus dem früheren Gastraum zum Weinkeller, wo in einigen eingebauten Wandschränkchen zwar kein Fässle, aber manch guter Tropfen in einer Flasche bereitsteht. Die Stammtischler, die noch zur Nachfeier des Siebzigsten kommen, dürfen sich schon einmal darauf freuen.

Autor: hms