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Enzkreis -  28.10.2020
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Erneute Zwangspause bis zum Jahresende ärgert die Handballer

Pforzheim/Enzkreis. Nun ist das eingetroffen, was viele befürchtet haben. Der Badische (BHV) wie auch der Württembergische (HVW) Handballverband haben wegen der extrem steigenden Corona-Infektionszahlen beschlossen, die Saison zu unterbrechen. Das taten sie, noch bevor die Politik am Mittwoch die nächsten Lockdown-Maßnahmen beschloss, die ab dem 2. November dann auch die oberen Ligen betreffen. Die PZ gibt im Folgenden die wichtigsten Infos zur Saison-Unterbrechung im Amateurhandball.

Was haben die beiden Handballverbände beschlossen?

Auf seiner Präsidiumssitzung am Dienstagabend hat der BHV beschlossen, den Erwachsenen- und Jugendspielbetrieb ab sofort bis einschließlich 31. Dezember 2020 zu unterbrechen. Der BHV traf die Entscheidung, da man am Wochenende schon sehr viele Spielverlegungen verzeichnete, erklärte am Mittwoch Ramona Müller, „So können wir nicht weiterspielen“, meinte die BHV-Geschäftsführerin. Das ist auch im württembergischen Handballverband der Fall. „Es macht keinen Sinn, weiterzuspielen, wenn nur noch 25 Prozent der angesetzten Begegnungen ausgetragen werden“, sagt HVW-Präsident Hans Artschwager. Der württembergische Handballverband beschloss, den gesamten Spielbetrieb bis zum Verbandstag am 28. November 2020 auszusetzen.

Wie lange wird in den 3. Ligen, in der Oberliga und in der A-Jugend Bundesliga ausgesetzt?

In allen Ligen hätte der Spielbetrieb – im Gegensatz zum BHV – eigentlich fortgeführt werden sollen. Die BWOL-Verantwortlichen tagen allerdings am Donnerstag. Wie es nun in diesen Ligen weitergeht, richtet sich nach den Vorgaben der Politik. Eine vierwöchige Zwangspause ist wahrscheinlich.

Was sagen die betroffenen Vereine zur Saison-Unterbrechung?

Wolfgang Lipps, Spielleiter der SG Pforzheim/Eutingen, bedauert dies natürlich. Er betont aber, dass sich jeder Club bei der Umsetzung des Hygienekonzepts und der Einhaltung des Mindestabstands riesige Mühe gegeben habe. Die SG habe sogar vorsorgliche Corona-Tests bei ihren Spielern durchgeführt, so dass ein sicherer Trainings- und Spielbetrieb immer gegeben war. Lipps hätte gerne „solange gespielt, wie nur möglich.“ Die Politik bremste jetzt nicht nur sein Team aus.

Reiner Sorg kann die Unterbrechung teils nachvollziehen. „Die Corona-Zahlen sprechen für sich“, meint der erste Vorsitzende des HC Neuenbürg. „Vielleicht ist es vernünftig, auch wenn das Sportlerherz blutet“, so Sorg. Wirtschaftlich sieht der Vereinsboss nicht einmal so große Probleme, vielmehr macht er sich Gedanken um die Jugendlichen und die Ehrenamtlichen. „Um die tut es mir am meisten leid. Sie leisten so viel für den Verein. Die jungen Spieler aber verlieren wohl irgendwann mal die Lust am Handball. Und bei den Ehrenamtlichen geht dann auch bald die Motivation flöten“, vermutet Sorg. Schon allein das Erstellen des Hygienekonzepts sowie auch das Online-Ticketing sei ein „furchtbarer Aufwand“ gewesen und hätte den Verantwortlichen viel Kraft gekostet.

Wie geht es nach der Zwangspause weiter?

Beim BHV ist die Spielkommission beauftragt, einen Plan zu erarbeiten, um die ausgefallenen Spieltage im Erwachsenenbereich nachzuholen. Wenn dies nicht möglich sein sollte, soll ein Vorschlag zur Wertung der Spiele, die nicht mehr ausgetragen werden können, vorgelegt werden. Alle Spiele müssen bis spätestens 30. Juni 2021 ausgetragen sein. Reiner Sorg würde sich wünschen, dass wenigstens eine halbe Runde zu Ende gespielt wird. „Dann kann man die Saison auch werten.“ Bei der Jugend soll – sofern es die Corona-Pandemie zulässt, eine Qualifikationsrunde in allen Altersklassen für die Zusammensetzung der Spielklassen in der Saison 2021/2022 ausgespielt werden.

Dürfen die Clubs trainieren?

Wenn sie trainieren wollen, dann nur im Freien. Die Hallen sollen laut Regierungsbeschluss von Mittwoch geschlossen werden. Ein handballspezifisches Mannschaftstraining ist somit erst einmal nicht mehr möglich. „Irgendwas müssen die Spieler aber machen, sonst haben wir beim Restart gleich wieder zahlreiche Verletzte“, blickt Reiner Sorg voraus.

„Wir müssen abwarten, was die spielentscheidenden Stellen sagen“, meinte Wolfgang Lipps am Mittwoch. Noch sei eine komplette Hallenschließung in Pforzheim ja nicht beschlossen. Zur Not müsste eben wieder im Freien trainiert werden. „Bei der Jahreszeit ist das aber nicht so einfach.“

Autor: Dominique Jahn