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Kreis Calw -  26.11.2025
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Erweiterung des Nationalparks: Neue exklusive Details über den Waldtausch in Enzklösterle

Die Erweiterung des Nationalparks hat auch in Enzklösterle wegen der dortigen Tauschgebiete ganz schön für Furore gesorgt. Die FDP/DVP hatte im Landtag sogar einen Antrag gestellt. In den Antworten stecken interessante Details.

Nationalpark-Erweiterung
Langsam lichtet sich der Nebel über dem Tauschgeschäft zwischen ForstBW und der Murgschifferschaft für die Erweiterung des Nationalparks. Foto: Philipp von Ditfurth/picture alliance/dpa

Damit aus den beiden Teilen des Nationalparks ab 2026 eine zusammenhängende Schutzfläche werden kann, müssen auch Waldgebiete rund um Enzklösterle den Besitzer wechseln. Um welche es sich genau handelt, war lange Zeit ein gut gehütetes Geheimnis. Keines der beteiligten Ministerien wollte zunächst eine bereits fertige Karte veröffentlichen. Auch im Rathaus der Gemeinde wusste man bis vor kurzem nicht, welche Flächen vom Staatsbetrieb ForstBW an die private Holzhandelsgesellschaft Murgschifferschaft gehen sollen – und welche Auswirkungen das beispielsweise auf Wanderwege, das Rotwildgehege, den Skihang und den Waldkindergarten im Ort haben wird. Die FDP/DVP-Fraktion im Landtag hat daher einen Antrag mit Fragen an die Regierung in Stuttgart gestellt. Die Antworten hat die PZ nun exklusiv bekommen.

Die 14 Abgeordneten – darunter Hans-Ulrich Rülke aus Pforzheim und Erik Schweickert aus dem Enzkreis – wollten unter anderem wissen, wann die Karte mit den Tauschflächen fertig war. Und damit Licht ins Dunkel bringen, warum diese vorab niemand im Rathaus in Enzklösterle einsehen durfte. Die Karte sei ab Mitte August bei 30 Terminen entstanden, bei denen ForstBW, die Murgschifferschaft, ein Gutachterbüro sowie das Umweltministerium (UM) und das Ministerium für Ländlichen Raum (MLR) beteiligt gewesen seien, antwortet das UM nun.

Am 30. September sei sie fertig gewesen, aber noch bis zum 23. Oktober unter Verschluss gehalten worden. „Aus Respekt vor dem Parlament“, so das UM weiter. An diesem Tag hatte sich der Finanzausschuss des Landtags mit dem Flächentausch beschäftigt. Enzklösterle sei dennoch eine exklusive Vorstellung angeboten worden, um dem frühen Informationsinteresse gerecht zu werden.

Auswirkungen für Enzklösterle 

Bürgermeisterin Sabine Zenker hat immer wieder auf die wichtige Infrastruktur ihrer Gemeinde auf den Waldtauschflächen aufmerksam gemacht: Wanderwege, Rotwildgehege, Wasserquellen. Die entsprechenden Pachtverträge würden von der Murgschifferschaft übernommen, heißt es aus dem UM. „Eine Garantie, dass die laufenden Verträge in der Zukunft nicht gekündigt werden, kann es naturgemäß jedoch nicht geben.“ Es sei dennoch nicht ersichtlich, warum die private Holzhandelsgesellschaft die Pachtverträge kündigen sollte. Sollten wirtschaftliche Gründe dahinter stehen, so wäre dies auch beim alten Besitzer ForstBW wahrscheinlich gewesen. Die Murgschifferschaft hat immer wieder klargemacht, die bestehenden Verträge nicht kündigen zu wollen.

An den Tauschflächen lässt sich jetzt nicht mehr rütteln, antwortet das UM auf die Anfrage der FDP/DVP-Fraktion.

„Um die Wertgleichheit sicherzustellen, sind keine nachträglichen Änderungen vorgesehen.“

Gespräche zum Waldtausch seien dagegen geplant, um „Detailfragen“ zu klären. Auch Treffen der Gemeinde und der Murgschifferschaft seien geplant, um über die künftige Zusammenarbeit zu sprechen. Das kündigte Bürgermeisterin Zenker so auch Anfang des Monats schon an. Eine entsprechende Anfrage der PZ dazu hat sich bisher nicht beantwortet.

Wollte Enzklösterle Waldgebiete kaufen, in denen sich wichtige Infrastruktur für die Gemeinde befindet? So liest sich auf jeden Fall die Antwort des UM auf die Anfrage der FDP/DVP-Fraktion. „Wünsche zum Grundstückserwerb konnten schlussendlich nicht berücksichtigt werden“, heißt es aus Stuttgart, als es um Forderungen der Kommune im Oberen Enztal geht. „Das Herauslösen einzelner Flächen oder der Ausschluss dieser Flächen vom Waldtausch bedeuten zudem erhebliche Unterschiede für die forstliche Bewirtschaftung, die auch die Wertgleichheit betrifft.“ Daher habe auch ForstBW Kaufofferten in der Vergangenheit abgelehnt. Das UM weiter: Die Murgschifferschaft könne jedoch selbst entscheiden, ob sie ihre neuen Waldgebiete rund um Enzklösterle verkaufe oder nicht. Auch dazu wollte die PZ Antwort von Zenker, die aber noch aussteht.

Fällen ForstBW und die Murgschifferschaft in ihren alten Gebieten noch einmal kräftig Bäume, bevor es zum Flächentausch kommt? Insbesondere diese Befürchtung ist laut UM im Beteiligungsportal zur Weiterentwicklung des Nationalparks geäußert worden. Stuttgart habe dem selbst mit einem sogenannten Einschlagstopp einen Riegel vorgeschoben.