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Enzkreis -  19.10.2024
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Es wird immer noch später mit der A8 im Enztal: Ende des Umbaus statt Ende 2026 womöglich erst im Jahr 2028

Enzkreis. Im Herzstück des gewaltigen Umbaus der A8 klemmt es mittlerweile in der Talsenke: Vor 18 Monaten sperrten die Planer der für den Ausbau zuständigen Autobahn-Gesellschaft des Bundes an der Anschlussstelle Pforzheim-Ost die Auffahrt von der B10 Richtung Stuttgart, auch die Ausfahrt für Fahrer aus Karlsruhe war nicht mehr möglich.

A8 Pforzheim Ost Fahrbahn
Die Sperrung der Anschlussstelle Pforzheim-Ost, hier ein Bild aus dem Sommer 2023, wird wohl ein Jahr länger bestehen als bisher geplant. Foto: Meyer

Eigentlich sollten die neu gestalteten Rampen spätestens im Dezember wieder offen sein. Aber in einer dürren Meldung mit gerade einmal fünf Zeilen teilte die Niederlassung Südwest vor einer Woche mit, die Bauarbeiten verzögerten sich nun noch einmal um mehr als ein Jahr. Kein Wort über die Gründe. Und keine Angaben, bis wann jetzt die neue A8 insgesamt fertig wird. Denn die wird sich noch einmal verzögern.

In einem Video der PZ zur Dauerbaustelle machen denn auch zahlreiche Autofahrer ihrem Unmut Luft. Viele Leser fragen sich, ob die Auffahrt nach Stuttgart wirklich bis Anfang 2026 wieder möglich ist. Pendler aus Niefern und Eutingen leiden unter den langen Bauzeiten, müssen sie doch täglich große Umwege nach Wurmberg bis zum Anschluss Pforzheim-Süd nehmen. Es zeigt sich nun, dass selbst ein Weltkonzern wie die federführende Baufirma Strabag mit Schwierigkeiten in den engen Räumen im Enztal kämpft. Zum Beispiel mit der neuen A8-Überführung über die B10, nachdem die erste Hälfte der alten Brücke abgerissen worden war. Auf einer Seite der Bundesstraße wird kräftig betoniert und die Basis für einen Pfeiler gelegt, auf der gegenüberliegenden Seite klafft dagegen bisher nur ein großes Erdloch.

Gibt es womöglich Probleme mit Erdschichten? Oder reicht der Bauplatz nicht, zumal dort ein sogenannter Abwehrbrunnen eingerichtet worden ist, um die Trinkwasserquellen der Stadtwerke Pforzheim zu schützen? Zudem haben an dieser Stelle die Bauunternehmen bereits Unmengen von Erde aufgeschichtet – denn die künftig höheren Öhrchen für die A 8-Auffahrt Richtung Landeshauptstadt stehen bereits. Allerdings ist die Aufgabe in diesem Kernbereich riesig. Ein Stufenproblem will gemeistert sein: In der Senke muss die zweite Enzbrücke angelegt werden, dann folgen die höher gelegten Auf- und Abfahrten und wie eine Staffel den Hang hinauf die neue Brücke über die B10.

Und wann ist alles fertig rund um die A8-Großbaustelle? Die Antwort ist offen. Eigentlich wollte die Autobahn-Gesellschaft Ende 2026 die ganze A8 mit sechs Spuren einweihen. Fest steht: Es wird sicher später. Mindestens 2027, wenn nicht gar 2028. Ursprünglich rechneten die Planer mit jeweils zweijährigen Bauzeiten für die beiden Richtungsfahrbahnen Stuttgart sowie Karlsruhe. Will heißen: Läuft der komplette Verkehr mal über die erste neue Trasse auf Eutinger Seite, geht es anschließend von 2026 an auf Nieferner Seite voraussichtlich noch einmal 24 Monate lang zur Sache.

Und ob sich die Baukosten, beim Start der Baustelle von 150 auf 340 Millionen Euro hochgerechnet, noch einmal erhöhen, ist vollends ungeklärt. Bisher hat die Autobahn-GmbH beteuert, mit diesem Rahmen kämen die Bauunternehmen aus.

Ein Kommentar von PZ-Redakteur Ralf Steinert

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, besagt eine alte Redewendung. Will heißen: Bei langwierigen Problemen wie zurzeit beim A8-Ausbau ist es viel besser, Tausende Autofahrer, die täglich das Enztal passieren, regelmäßig über schmerzhafte Verzögerungen zu informieren. Doch die Planer der Autobahn-Gesellschaft scheuen offensichtlich bittere Wahrheiten wie der Teufel das Weihwasser. Glauben sie tatsächlich, sie könnten die Bürger und Kommunen mit einer minikleinen Meldung abspeisen, die noch nicht einmal die Gründe benennt, warum die bereits seit eineinhalb Jahren gesperrte Auffahrt in Niefern nach Stuttgart noch einmal mehr als ein Jahr zu bleibt? Die A8-Anwohner würden es ja verstehen, wenn die Planer auf die hochkomplizierten Bedingungen eingehen, die ihnen gerade im aktuellen baulichen Herzstück schwer zu schaffen machen. Und die Pendler wissen doch schon ewig um die Unwägbarkeiten des Umbaus der alten Autobahn, das haben sie jahrelang leidvoll erlebt, als die Strecken bis Heimsheim und Leonberg sowie nach Karlsbad von vier auf sechs Spuren wuchsen.

Liebe Autobahn-GmbH, keine Angst vor den Anwohnern, die machen A8-Baustellen im Enzkreis seit fast 20 Jahren mit. Bitte regelmäßig Klartext, zumal Planer und Baufirmen schon länger wissen, wo es klemmt. Mehr Mut! Autofahrer sind sauer, wenn sie an der Nase herumgeführt werden. Wahrheit und Klarheit werden sie honorieren.