Feinfühlig das Leben meistern: Erblindeter Michael Frey ist zu Gast im Kindergarten „Sonnenblume“
Ölbronn-Dürrn. Fast 50 Jahre lang hat Michael Frey ein normales Leben geführt, las Bücher, schaute fern, fuhr Auto und war Schichtleiter in der EDV-Abteilung eines Pforzheimer Unternehmens. Doch von heute auf morgen war alles anders, als er im Alter von 49 seine Sehkraft verlor. „Ich bin heute vollkommen blind und wenn ich die Augen aufmache, sehe ich noch nicht mal das Sonnenlicht“, erzählt der heute 57-Jährige seinem wissbegierigen Publikum im Ölbronner Kindergarten „Sonnenblume.“
Frey ist Leiter der Bezirksgruppe Pforzheim-Enzkreis des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins und war gestern im Rahmen der Aktionstage zur bundesweiten Aufklärungskampagne „Woche des Sehens“ zu Gast im kommunalen Kindergarten. Immer dicht an seiner Seite, die Blindenführhündin Lena, eine sechsjährige Großpudel-Dame, die mindestens ebenso feinfühlig ist, wie er selbst. Begleitet wurde er zudem von Anne Marie Rouvière-Petruzzi, der Enzkreis-Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung, und ebenso wie Michael Frey Mitglied im Inklusionsbeirat Enzkreis/Pforzheim.
Jede Menge Fragen
„Das ist ein cooler Trick mit Deinem Blindenstock. Noch mal“, ruft eines der Kinder aus der Gruppe, als der 57-Jährige gekonnt an seiner Tasthilfe mit Gummiband und Kugelspitze hantiert. An diesem Vormittag muss er jede Menge Fragen beantworten: Wie ziehst Du Dich an? Wie liest Du ein Buch? Kannst Du Farben unterscheiden? Und wie ist das mit dem Essen, wenn Du nichts sehen kannst? – lauten nur einige davon. „Ich ziehe mich an wie jeder Andere auch und Farben kann ich mit einem Scanner erkennen, der mir die Farbe sprachlich nennt“, erläutert Michael Frey und führt das Ganze auch gleich in der Praxis vor. Ähnliches demonstriert er dem staunenden Publikum mit seinem Smartphone und dessen Sprachsteuerung.
Speziell, was das Lesen angehe, gäbe es für ihn zwei Möglichkeiten: „Entweder mit Blindenschrift als kleine Stichel auf einer Papieroberfläche oder mit einem automatischen Vorlesesystem“, erklärt er und zaubert eine Schablone aus seiner Tasche, mit der er einige Vornamen der Kinder in Blindenschrift zu Papier bringt. Darüber hinaus führt Frey anhand eines leeren Eierkartons und Tischtennisbällen vor, wie sich die einzelnen Buchstaben der Blindenschrift zusammensetzen.
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