Gemeinden der Region
Remchingen -  06.10.2022
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Firmen aus der Region buhlen bei Lehrstellenbörse in Remchingen um Nachwuchs

Remchingen. Der Ausbildungsmarkt steht zu Corona-Zeiten keineswegs still – allerdings waren insbesondere im Jahr 2020 kaum Schülerpraktika, persönliche Gespräche auf Messen oder spontane Firmenbesuche möglich. „Das sorgt bis heute dafür, dass viele Jugendliche gar nicht über das vielfältige Angebot in der Region Bescheid wissen“, stellte Knut Lorisch von der IHK Nordschwarzwald am Mittwochabend in der Remchinger Kulturhalle fest. Umso mehr freute er sich, dass die Lehrstellenbörse Westlicher Enzkreis unter Organisation der CDU-Gemeindeverbände sowie der Jungen Union aus Remchingen und Umgebung einmal mehr Betriebe und Schüler zusammenbrachte. Mit 50 Ausbildungsbetrieben und Schulen aus der Region hatte der ehrenamtliche Organisator Christian Wallisch die Halle samt Bühne gefüllt.

„Es geht wieder bergauf mit den Ausbildungen“, freute sich Lohrisch mit Blick auf 1858 unterzeichnete Verträge im Kammerbezirk Nordschwarzwald im aktuellen Jahr. „Wir gehen Hand in Hand, um gemeinsam die Wirtschaftskraft zu fördern und etwas gegen die Flucht junger Leute aus den ländlichen Regionen zu tun“, stellte er neben Uwe Müller von der Bundesagentur für Arbeit fest. Gemeinsam setzen sie sich unter anderem für Ausbildungsverbünde kleinerer oder spezialisierter Firmen ein. Dabei hören sie auf den Messen auch die Sorgen und Anregungen der Unternehmen. So sucht Oliver Mende beispielsweise seit zwei Jahren händeringend nach einem Azubi für den speziellen Beruf des Präzisionswerkzeugmechanikers: „Es gibt einen hohen Bedarf, aber der Trend der Schüler geht weiter zum Studieren und die Berufsschule dafür ist 300 Kilometer weit entfernt“, verdeutlichte der Geschäftsführer aus Remchingen, der bereits das Gespräch mit hiesigen Schulen gesucht hat, um Lösungen zu finden.

Auch hinter der Fleischertheke brennt es an allen Ecken und Enden, wie Innungsobermeister Andreas Beier verdeutlichte. Um Nachwuchs für die Wurstküche, den Verkauf, aber auch das immer gefragtere Büro zu locken, schloss er das eigene Ladengeschäft früher und karrte mit seinem Team kistenweise Fleischkäse in die Kulturhalle: „Unser Beruf hat noch immer ein kaltes Bild, dabei sind wir Fleischveredler und Food Manager, die tagtäglich Spaß bei der Arbeit haben – wer Interesse daran hat, kann einfach bei den Kollegen vorbeikommen und reinschnuppern“, erklärte Beier. Ausprobieren konnten sich die Jugendlichen nicht nur an technischen Spielen der Industriefirmen, sondern auch mit Kelle und Zement an einem Mauerstück der Bauinnung. Zwischen Banken, Pflegeeinrichtungen, der Polizei und der Bundeswehr präsentierten die Stadt Pforzheim und die Gemeinden Remchingen, Pfinztal, Königsbach-Stein und Straubenhardt ihre vielfältigen Angebote und verdeutlichten den Personalmangel im öffentlichen Dienst. „Gerade im Verwaltungsbereich suchen wir händeringend und bieten selbst flexible Ausbildungen in Teilzeit an, beispielsweise neben der eigenen Kundenbetreuung“, motivierte Caroline Haas, Personalleiterin der Gemeinde Straubenhardt.

Autor: Julian Zachmann