Fliegenfischen statt Lego: In Calmbach entsteht für 890.000 Euro ein Naturkindergarten
Bad Wildbad-Calmbach. Der geplante Naturkindergarten auf dem Gelände des ehemaligen Calmbacher Minigolfplatzes ist eines der Lieblingsprojekte der Bad Wildbader Stadtverwaltung. Weil dringend Kindergartenplätze benötigt werden, wird bei der Umsetzung kräftig aufs Gas gedrückt.
Fast hätte der offizielle Baustart an diesem Mittwoch aber verschoben werden müssen. Der Grund: Bei der virtuellen Gemeinderatssitzung am Dienstagabend streikte die Übertragungstechnik. Die Öffentlichkeit konnte die Sitzung nicht mehr verfolgen und so musste Bürgermeister Klaus Mack die Gelder für die Rohbau- und Entwässerungsarbeiten per Eilentscheid freigeben. Gerade noch rechtzeitig, denn zum Baustart am Mittwoch rückte die beauftragte Firma bereits an.
Eile ist geboten, schließlich platzen die Kindergärten in der gesamten Stadt fast aus allen Nähten. Obwohl noch gar nicht klar ist, wann der dreigruppige Naturkindergarten mit seinen 60 Plätzen eröffnen kann, gibt es bereits zwölf Anmeldungen für diese in Bad Wildbad bisher einigartige Form der Kinderbetreuung, wie Nadine Keller von der Stadtverwaltung berichtet.
Hütten aus Holz
Die Bad Wildbader sind stolz auf das, was da auf dem 6500 Quadratmeter großen Gelände entsteht. Für die beiden geplanten Blockhütten wird Holz aus dem eigenen Stadtwald verwendet, das im örtlichen Sägewerk zugeschnitten wird, so Revierförster Andreas Wacker, der mit seinen Leuten auch das Gelände gerodet hat. Die jeweils 40 Quadratmeter großen Hütten werden von den städtischen Waldarbeitern gebaut, die sich inzwischen zu wahren Alleskönnern entwickelt haben. Geheizt wird mit Holz, ebenfalls aus dem Stadtwald. Außerdem wird noch ein Versorgungsgebäude gebaut, wie Stadtbaumeister Volkhard Leetz berichtet. Die dritte Kindergartengruppe wird schließlich in einem ausgebauten Bauwagen untergebracht, den die Stadt von der Gemeinde Schömberg gekauft hat (die PZ hat berichtet).
„Das ist ein beeindruckendes Projekt, das perfekt zu uns passt“, schwärmt Mack. Ganz günstig wird der Naturkindergarten allerdings nicht. 890.000 Euro sind veranschlagt. Darin enthalten sind neben der Bausumme auch Gelder für eine aufwendige Entwässerungsanlage sowie für den Geländekauf. Noch befinden sich einige Grundstücke im Privatbesitz. Mit mindestens 396.000 Euro Fördergelder rechnet die Stadt.
Aufnahme ab drei Jahren
Angelika Seyfried, die Leiterin des Goßweilerkindergartens ist damit beschäftigt, dem Naturkindergarten, der von 8 bis 14 Uhr geöffnet sein wird, eine Struktur zu geben. Aufgenommen werden Kinder ab drei Jahren aus der Gesamtstadt. Auch Eltern, die in Bad Wildbad arbeiten, können ihren Nachwuchs unterbringen. Durch die Hanglage ist der Naturkindergarten nicht barrierefrei. Der Inklusionsgedanke werde aber wie in allen anderen Kindergärten umgesetzt.
Die kleinen Besucher sollten wetterfest sein, denn das Leben wird sich hauptsächlich draußen abspielen. Gespielt wird nicht mit Lego oder Barbie, sondern mit Tannenzapfen und Steinen. Sogar die Enz wird in das Geschehen einbezogen. Ein Schaubienenkasten ist bereits bestellt und Wacker verspricht, den Kindern das Fliegenfischen beizubringen.
Mehr über über das Thema lesen Sie am Donnerstag, 10. Juni,. in der „Pforzheimer Zeitung Nordschwarzwald“ oder im E-Paper auf PZ-news oder über die Apps auf iPhone/iPad und Android-Smartphones/Tablet-PCs.
