Frankfurter Sinfoniker und Solisten begeistern beim Calwer Klostersommer
Calw-Hirsau. Flammen lodern vom Kreuzgang der Hirsauer Klosterruine mehrere Meter hoch in die Luft. Neben der Bühne drehen sich zwei funkensprühende Kreise immer schneller. Hinter der Bühne startet eine Rakete nach der anderen. Rote, gelbe und grüne Leuchtkugeln schießen in die Höhe, Fontänen sprühen, und glitzernde Sterne regnen vom Himmel. Es kracht, zischt und donnert. Das Orchester spielt Stücke von Grieg, Puccini, Offenbach und aus „Fluch der Karibik“.
Mit einem zur Musik passenden Feuerwerk ist am späten Sonntagabend der Calwer Klostersommer eindrucksvoll zu Ende gegangen. Bevor es allerdings so weit ist, bekommen die 1450 Besucher im bereits Monate im Voraus ausverkauften Klosterhof ein buntes musikalisches Programm geboten: Operetten, Belcanto-Arien, Musicalnummern, Rock- und Popsongs. Die ganze Bandbreite beherrschen die Frankfurter Sinfoniker und die fünf Solisten. Äußerst beweglich agieren die Musiker unter der Leitung von Volker Christ bei der farbenreichen Ouvertüre aus Mozarts „Zauberflöte“, die den Abend mit drei feierlichen Akkorden eröffnet. Stimmgewaltig meistert Barbara Felicitas Marin die anspruchsvollen Koloraturen der Arie der Königin der Nacht, eine Rolle, die die Sopranistin bereits mehrfach gegeben hat. Auch Operetten kann sie singen. Etwa „Dieser Anstand, so manierlich“ aus Johann Strauss’ „Fledermaus“, ganz kokett, im Duett mit Richard Wiedl, der dabei vor ihr auf die Knie fällt.
Aus der „Csárdásfürstin“ schmettert der Tenor mit seinen drei Kollegen Rafael Cavero, Theodore Browne und Matthias Stockinger „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ und von Lehár „Dein ist mein ganzes Herz“. Feurige Stücke wie „Funiculi, Funicula“ und „O sole mio“ zeigen, wie gut die Stimmen der vier Tenöre harmonieren. Trotzdem ist jeder einzigartig. Browne, der gebürtige Brite mit den roten Haaren, etwa hat einen schier endlosen Atem und schießt auch die Spitzentöne zielsicher, scheinbar mühelos heraus. Neun Mal kommt das hohe C in Donizettis Arie „Ah! mes amis“ vor. Stockinger, der gebürtige Saarländer, hat ein Händchen fürs Dramatische. Voller Hingabe singt er „Kalte Sterne“, ein Stück aus dem Musical „Ludwig 2“, mit dem er seit 2016 regelmäßig im Füssener Festspielhaus zu erleben ist.
Gefühlvolles Duett
Cavero, bekannt unter anderem durch einen Auftritt beim „Supertalent“, hat immer ein breites Lächeln im Gesicht und unterstützt seinen Gesang mit ausdrucksstarken Gesten. Auch, als er „Besamé Mucho“, ein mexikanisches Liebeslied und mittlerweile auch Jazz-Standard, im gefühlvollen Duett mit Marin präsentiert.
Überhaupt haben Musiker und Sänger viel Modernes im Gepäck. Etwa „New York, New York“ und „My Way“ von Frank Sinatra oder „Barcelona“ und „We Are The Champions“ von Queen. Bei Letzterem ist das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Eine Aufforderung, der die Zuhörer am Sonntagabend gerne nachkommen. Immer wieder spenden sie tosenden Beifall – am Ende des fast dreistündigen Konzerts sogar teilweise im Stehen und so lange, bis die Zugabe gewährt wird.