Gemeinden der Region
Enzkreis -  18.11.2018
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Für mehr Hausärzte: Regionales Bündnis „Docs4PFenz“ umwirbt junge Mediziner

Enzkreis/Pforzheim. Immer mehr ältere Hausärzte hören auf, finden aber vor allem in Dörfern kaum noch Nachfolger für ihre Praxen. Die Krankenhäuser spüren die Folgen: Patienten strömen in die Notaufnahmen der Kliniken.

Junge Mediziner auch für kleine Gemeinden gewinnen will die regionale Initiative „Docs4Pfenz“ – übersetzt: mehr Ärzte für Pforzheim und den Enzkreis. Am Wochenende stellte das Netzwerk des Enzkreises, der Stadt Pforzheim und des Arbeitskreises „Ärztliche Versorgung“ mit seiner nunmehr dritten Veranstaltung in den vergangenen Jahren erneut die Chancen in der Region heraus. Im Landratsamt schilderte zum Beispiel Anne Lutz, Ärztin am Siloah-Krankenhaus in Pforzheim, Nachwuchsmedizinern die Angebote im ländlichen Raum.

Schon in der Weiterbildung in Kliniken können sich angehende Mediziner wie Anne Lutz mit niedergelassenen Ärzten in den Gemeinden verzahnen. Diesen zentralen Punkt der Werbeoffensive stellten Landratsvize Wolfgang Herz und Pforzheims Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn heraus. Wie das so läuft in einer Hausarztpraxis, zeigte Dr. Till Neugebauer auf, auch als Kreisrat der SPD. Alf Conrad erzählte von seinem Weg als Quereinsteiger. Der frühere Anästhesist ließ sich in Knittlingen als Allgemeinmediziner nieder. Matthias Nabrotzki vom Medizinischen Versorgungszentrum in Öschelbronn erklärte „die Möglichkeiten einer etwas anderen Praxisorganisation“ in dieser Einrichtung.

So zeigte sich den Ärzten in Weiterbildung und Interessenten, die eine Hausarzt-Praxis ins Auge fassen: Das Bündnis vereint viele Kräfte, hat es aber nicht leicht. Denn Geld bietet die Region praktisch keines an. Dagegen winken Bundesländer mit Fördergeldern, wenn junge Ärzte Praxen in Dörfern eröffnen. Baden-Württemberg bietet in einem Sonderprogramm, das dieses Jahr ausläuft, 30.000 Euro als Investitionszuschuss. Der Landkreis Calw lockt seit 2015 mit Stipendien, befürchtet man doch, bis 2030 die Hälfte aller Hausärzte zu verlieren. Monatlich 400 Euro Hilfe, bis zu sechs Jahre, bekommen Mediziner, wenn sie sich verpflichten, die Weiterbildung im Kreis zu machen oder nach dem Abschluss dort auch zu arbeiten.

Solche Zuschüsse haben die Macher von „Docs4PFenz“ intern diskutiert. „Doch wir setzen auf Überzeugungsarbeit“, so Gesundheitsamtsleiterin Dr. Brigitte Joggerst. Allein 15 Themen beleuchteten den „Markt der Möglichkeiten“, wie das Bündnis sein Infopaket beschrieb. „Wir werden uns das Calwer Modell aber noch genau anschauen“, sagte Joggerst.

Autor: Ralf Steinert