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Enzkreis -  18.12.2025
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Geflügelpest rückt näher: Wird die Weihnachtsgans im Enzkreis jetzt teurer?

Enzkreis. Die Geflügelpest rückt näher und ist seit einiger Zeit bereits im Nachbarkreis Ludwigsburg angekommen. Dort, wo sonst Vorfreude auf Familienzeit und die traditionelle Weihnachtsgans am Heiligen Abend herrscht, macht sich nun Sorge breit. Könnte der festliche Braten deshalb auch bei uns teurer werden? Die „Pforzheimer Zeitung“ ist dieser Frage auf den Grund gegangen.

Gänse laufen über eine Wiese
Rund um den Martinstag und Weihnachten ist Hochsaison für Gänsehalter. (Archivbild) Foto: Robert Michael/dpa

Die Geflügelpest, umgangssprachlich auch als Vogelgrippe bezeichnet, verpflichtet aktuell Betriebe im Kreis Ludwigsburg entlang des Neckars, sowie auf weiteren Gemarkungen seit dem 2. Dezember dazu, ihr Geflügel einzustallen. Dies wurde in einer Pressemeldung des Landratsamtes Ludwigsburg bekanntgegeben.

Dort heißt es:

„Eine Aufstallung von Geflügel wird dann amtlich angeordnet, wenn der Seuchendruck und das Risiko eines Eintrags des Virus aus der Wildgeflügelpopulation in die Hausgeflügelpopulation hoch ist und diese Maßnahme somit zwingend erforderlich ist. Bei der Entscheidung, an welchen Orten im Landkreis eine Aufstallung angeordnet wird, spielen örtlichen Gegebenheiten und das Vorkommen infizierter Wildvögel eine Rolle.“

In Pforzheim und dem Enzkreis gilt diese Pflicht bislang noch nicht. Trotzdem sind auch Landwirte aus der Region in Alarmbereitschaft. Die „Pforzheimer Zeitung“ hat mit zwei Landwirtsfamilien aus der Region gesprochen, die Weihnachtsgänse großziehen und anschließend verkaufen.

Eine Belastung für Landwirte

Sina Aichele, vom gleichnamigen Bauernhof Aichele in Lomersheim erklärt: „Die Geflügelgrippe betrifft uns jedes Jahr während der Zugvogel-Periode“, sie möchte sich deswegen aber nicht verrückt machen. „In der Landwirtschaft hat man das ganze Jahr mit Abhängigkeiten zu tun: so auch im Herbst mit der Vogelgrippe. Wir sind uns dessen stets bewusst.“ Dieses Jahr, so erzählt sie, sei ohnehin ein besonders schwieriges für den Hof gewesen. Daher hoffe sie, dass die Gänse bis Weihnachten gesund bleiben würden.

Daniela Bischoff vom gleichnamigen Bauernhof Bischoff in Dietlingen ist ebenfalls besorgt: „Für den Landwirt ist sowas natürlich sehr belastend und ein großer Stress. Für den Betrieb wäre eine Infektion mit der Geflügelpest ein enormer finanzieller Schaden.“ Der Wert der Tiere sei zwar versichert, sie sagt aber auch: „Es würde dann sehr viel Umsatz fehlen, man investiert über die Zeit viel in die Tiere, was man dann tatsächlich gar nicht mehr zurückbekommt, unter anderem Futter- und Personalkosten.“ Das sei allerdings nicht alles. „

Sollte es in unserem Betrieb zu einer Infektion kommen, würde das ganze Geflügel, egal ob infiziert oder nicht, sofort getötet werden“,

erklärt die Dietlinger Landfrau.

Dann wären, so vermutet sie, wohl auch ihre Kunden sehr enttäuscht.

Höhere Produktionskosten

Zu einer möglichen Preiserhöhung wegen der Vogelgrippe äußert sich Sina Aichele folgendermaßen:

„Wir haben uns entschlossen, die Preise für die Gänse nicht anzuheben, beziehungsweise nur in dem Rahmen, den uns die äußeren Bedingungen geben: höhere Löhne der Mitarbeiter, erhöhte Futterpreise, die Geflügelgrippe zählt nicht dazu.“

Auch Daniela Bischoff bestätigt, dass die Preise für Gänse aus den genannten Gründen wie Personal- und Energiekosten gestiegen seien. Auf die Frage hin, ob sie daher einen größeren Konkurrenzdruck von günstigeren Import-Gänsen aus Ungarn oder Polen spüre, antwortet sie gelassen: „Egal ob deutsche Gans oder ausländische Gans, auch dort sind die Preise bestimmt gestiegen.“ Ihre Kunden würden aber ohnehin viel Wert auf Regionalität legen. „Eine Import-Gans aus dem Ausland wäre für sie vermutlich kein Ersatz“, sagt sie.

Sina Aichele setzt ebenfalls auf ihre treuen Stammkunden und erklärt, dass die Konkurrenz durch importierte Waren in allen Bereichen der Landwirtschaft zu spüren sei. „Hierbei kommt es aber maßgeblich auf den Verbraucher und sein Kaufverhalten an. Wir können uns sehr glücklich schätzen, eine verantwortungsbewusste und treue Kundschaft zu haben, und setzen auch deshalb weiterhin auf unsere bewährten Produkte und Tiere.“

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