Gelebte Demokratie
Zur ersten Sitzung hat Bürgermeister Martin Steiner dem neu zusammengesetzten Birkenfelder Gemeinderat eine Tagesordnung vorgelegt, die man locker – inklusive Fachvorträgen – in einer guten Stunde hätte abarbeiten können. Am Ende hat die Sitzung knapp drei Stunden gedauert.
Der Redebedarf war immens – es schien, als ob einige arrivierte Räte zeigen wollten, wer Platzhirsch ist, und einige Neue gleich mal Duftmarken setzen wollten.
Gut, das ist gelebte Demokratie. Allerdings passten die Relationen nicht ganz. Diskutiert wurden Ausgaben, die angesichts der Summen, die der Rat üblicherweise bewegt, sonst überhaupt nicht der Rede wert sind.
So wie die 12 100 Euro für neue Schulmöbel an der LUS. An der Notwendigkeit zweifelte keiner, und doch wurde der Posten mit einer ausführlichen Erklärung und mehreren Wortbeiträgen bedacht. In Arbeitszeit umgerechnet war jedes Wort, das dazu gesagt wurde, praktisch Gold wert.
Oder die Frage, ob die Verwaltung freihändig über rund 30 000 Euro verfügen soll, damit über die Sommerzeit die ausstehenden Aufträge zur Fertigstellung eines Blockhauses für den Waldkindergarten vergeben werden können. Knapp eine halbe Stunde und zwei Anträge brauchte es, bis feststand: Ja, die Verwaltung soll.
Etliche Besucher haben das Ergebnis gar nicht mehr mitbekommen – sie hatten vorher schon kopfschüttelnd den Saal verlassen.
Aber gut, dass wir drüber geredet haben … Sven Bernhagen