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Gemeinden -  15.04.2024
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Gemeindejubiläum Ersingen: Wenn im Rathaus das nackte Chaos regiert

Kämpfelbach-Ersingen. Als seine Tochter ihm den Brief vorliest, kann es der Bürgermeister kaum fassen: Seine Frau ist weg. Auf unbestimmte Zeit hat sie ihn verlassen, um das zu tun, was sie schon immer tun wollte: nichts. Wenige Wochen vor der Wahl kommt dem Rathauschef diese Nachricht äußerst ungelegen. Was sollen die Leute denken, wenn er ohne seine Frau bei öffentlichen Veranstaltungen auftaucht?

Der Bürgermeister glaubt, seine lebenslustige Schwägerin vor sich zu haben. Doch am Ende stellt sich heraus, dass sich seine angeblich verschwundene Frau verkleidet hatte.
Der Bürgermeister glaubt, seine lebenslustige Schwägerin vor sich zu haben. Doch am Ende stellt sich heraus, dass sich seine angeblich verschwundene Frau verkleidet hatte. Foto: Nico Roller

Und was kann er gegen die Gerüchte tun, die sich dann zwangsläufig ausbreiten wie ein Lauffeuer? Es ist eine verzwickte Situation, die am Samstag auf der Bühne der Ersinger Turn- und Festhalle bereits nach wenigen Minuten entsteht. Passend zum Gemeindejubiläum hat dort eine engagierte Laienschauspielgruppe aus dem Ort wieder ein humorvolles Theaterstück zur Aufführung gebracht – und dafür vom Publikum tosenden Beifall erhalten: sowohl nachmittags von den zahlreichen Kindern und Jugendlichen als auch bei einer glanzvollen Abendvorstellung, die bereits etliche Tage im Voraus restlos ausverkauft war. Als Verein ist die rührige Schauspieler-Truppe zwar nicht organisiert, aber der katholischen jungen Gemeinde (KjG) allein schon deshalb freundschaftlich verbunden, weil viele von ihnen früher dort aktiv waren.

Fleißig geprobt

Seit Januar haben die insgesamt sieben Mitwirkenden für ihren Auftritt geprobt: zunächst einmal, später zweimal die Woche, meistens in den Räumen der KjG im alten Pfarrhaus, zwischendurch auch im benachbarten Bernhardusheim. In der heißen Phase wurde sogar dreimal die Woche intensiv geübt. Mehr als 60 Seiten Text haben die Schauspieler auswendig gelernt und sich um ihre Kostüme selbst gekümmert. Für die aufwendigen Requisiten waren engagierte Helfer der KjG und des Männervereins zuständig, für den reibungslosen Ablauf zahlreiche weitere Ehrenamtliche hinter den Kulissen.

Selbstverliebter Provinz-Bürgermeister

Karl-Willi Schuster und Jan Reiling haben nicht nur die Gesamtleitung inne, sondern auch das Stück ausgewählt. Es stammt aus der Feder von Walter G. Pfaus und rückt einen Provinz-Bürgermeister in den Mittelpunkt, der vor Selbstverliebtheit fast zerplatzt. Als ihm kurz vor der Wahl seine Frau davonläuft, ist er auf die Hilfe seiner Tochter angewiesen, die er trotz ihrer 25 Jahre wie ein kleines Kind behandelt. Sie hat einen Plan, in dem allerdings die quirlige Oma „Dodo“ und die leichtlebige, dreimal geschiedene Schwägerin des Bürgermeisters eine entscheidende Rolle spielen: zwei Menschen, die der selbstherrliche Rathauschef überhaupt nicht leiden kann. Er macht lieber zweifelhafte Deals mit seinem Kumpel, dem Bauunternehmer Karton, der ihn allerdings beim Rathausneubau gehörig hinters Licht führt und zudem ein Auge auf seine Tochter geworfen hat. Das begeisterte Publikum kommt zuerst aus dem Lachen, dann aus dem Applaudieren nicht mehr heraus.

Autor: rol

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