Gemeinden der Region
Neulingen -  30.06.2020
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Gestohlene Ortstafeln: In Neulingen treiben Schild-Bürger ihr Unwesen

Neulingen/Enzkreis. Was nur treibt die Schilderdiebe um? Das fragte sich Neulingens Bürgermeister Michael Schmidt nicht erst seit dem jüngsten Vorfall, bei dem am Wochenende mehrere Ortsschilder in seiner Gemeinde verschwunden sind. Mal wieder. „Es kommt fast alle zwei Jahre vor, dass wieder etwas an der Straße fehlt“, sagt er. Und tatsächlich hat die PZ im Frühjahr 2018 von leeren Metallrahmen berichtet, aus denen Unbekannte Schilder geschraubt hatten. In Neulingen.

Aber auch in Königsbach und in Stein. In Maulbronn verschwinden die Hinweistafeln ebenfalls immer mal wieder. Und in Kieselbronn haben Diebe 2011 tatsächlich alle Ortsschilder verschwinden lassen.

In Bauschlott hat ein aufmerksamer Anwohner dieses Mal das Verkehrszeichen an der Ölbronner Straße gerettet, sagt Bürgermeister Schmidt. Das bestätigt der Bericht des Polizeipräsidiums Pforzheim. Der Bauschlotter habe drei männliche Personen gesehen, wie sie das Ortsschild abschrauben wollten. Als die Täter bemerkten, dass sie beobachtet wurden, seien sie in einem weißen VW Passat geflüchtet, so die Polizei weiter. Noch ist ihre Identität unbekannt. Die Ermittler hoffen auf Zeugen und Hinweisgeber, die sich unter der Rufnummer (07231) 186-3211 ans Polizeirevier Pforzheim-Nord wenden können.

Lustig sei der ständige Klau nicht, betont Schmidt. Vor allem die Sinnlosigkeit ärgert ihn. Denn dass hier Metalldiebe am Werk sind, wie sie in der Region immer wieder zuschlagen und vor denen Dachverkleidungen und Regenrinnen so wenig sicher sind wie Metallreste auf Firmengeländen, kann sich der Bürgermeister nicht vorstellen. Den reinen Materialwert eines Ortsschilds beziffert seine Verwaltung auf PZ-Anfrage auf 80 oder 90 Euro. „Da würde ich dann sagen, dass Verbrechen sich wirklich nicht lohnt“, sagt Schmidt. Er tippt eher darauf, dass Leute hinter den Diebstählen stecken, die die Schilder sammeln. „Warum auch immer“, meint der Rathauschef und frotzelt dann doch: „Da ehrt es uns ja fast, wenn sich irgendjemand unbedingt eine Erinnerung an Neulingen bei sich aufhängen möchte.“

Trotzdem kann er den „Unfug“ nicht mit einem Lachen Abhaken. Für die Kommunen und für den Enzkreis ist es mit dem Materialwert der Schilder schließlich nicht getan. Von der Anfertigung des Ersatzes bis hin zur Montage kommt dann doch einiges zusammen. Die Straßenmeisterei des Kreises hat die Kosten bei einer früheren Anfrage einmal mit über 1300 Euro angegeben. Bei den stetigen Wiederholungen ist das nicht Nichts. Zahlen muss der Enzkreis, wenn die verschwundenen Zeichen an Kreis-, Landes- oder Bundesstraßen stehen. Bei Ortsstraßen blieben die Kosten an der Gemeinde hängen.

In Bauschlott ist das Ortsschild nun ein Zeugnis der Aufmerksamkeit des Nachbarn. Oben ist es im Rahmen noch befestigt, unten scheint die Sonne durch die Bohrlöcher, in denen die Schrauben fehlen.

Autor: hei