Getreide trotzt der Trockenheit - Dennoch hat die Qualität im Korn abgenommen
Enzkreis/Ölbronn-Dürrn. Die Getreideernte im Enzkreis ist in vollem Gange. Die Wintergerste ist eingebracht, nun gilt es, Sommergerste und Weizen schnell zu dreschen. Der reife Weizen und Roggen neigt in einer längeren feuchten Phase zum Auswuchs. Dadurch könnte die Qualität leiden.
Davon geht Matthias Burkert von der Bäckerinnung Nordschwarzwald jedoch nicht aus. „Die Eiweiß-Qualität im Korn hat zwar abgenommen, das können wir aber ausgleichen“, sagt er.
Laut Jürgen Krepp, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes im Enzkreis, ist trotz anhaltender Trockenheit von einer gut durchschnittlichen Getreideernte auszugehen. Rund siebzig Prozent der Arbeit in der Region sei bereits getan, im Heckengäu sowie im Biet habe die Ernte allerdings traditionell später begonnen. Grundsätzlich gelte es aber festzuhalten, dass sich schon die fünfte frühe Getreide- und Rapsernte in Folge ergeben habe, was ein deutliches Indiz für den Klimawandel sei. „Es ist ja nicht so, dass wir weniger Niederschlag hätten“, betont der Amtsleiter. „Er verteilt sich nur anders. Und darauf müssen sich die Landwirte einstellen.“
Wie Krepp weiter erläutert, habe der Niederschlag nach der Trockenperiode im Sommer und Herbst 2018 nicht ausgereicht, um das vorhandene Defizit auszugleichen. „Gerade der Grundwasserpegel ist dadurch nicht aufgefüllt worden“, sagt der Amtsleiter. Der trockene Herbst habe nicht nur die Aussaat des Wintergetreides beeinträchtigt, sondern vor allem auch dem früh zu säenden Raps mit schlechten Startbedingungen geschadet.
Die Lage zusätzlich verschärft habe die starke Hitze im Juni. Aber auch die hohe UV-Strahlung habe zu einer äußerst schnellen Abreife der Feldfrüchte beigetragen, so dass keine Spitzenerträge zu erzielen sind. Hinzu kämen beim Raps noch Probleme mit Schädlingen. Daher hätten viele Landwirte ihre Rapsäcker umgebrochen und andere Kulturen angebaut, so Krepp.
Mais und Soja als Alternative
Ein Beispiel dafür ist der Dürrner Landwirt Uwe Kiefer. „Ich habe stattdessen Mais und Sojabohnen gepflanzt“, sagt er. Gerade bei seiner Sommergerste erwartet Kiefer ordentliche Erträge. Der anhaltende Wassermangel auf den lehm- und tonhaltigen Böden in Dürrn mache aber auch ihm zu schaffen. „Es sind zwar gute Ackerflächen, aber wenn das Wasser fehlt, geht halt nicht viel“, klagt der Landwirt, der 200 Hektar Ackerland auf verschiedenen Parzellen bewirtschaftet. Wie andere Landwirte auch, stellt er sich auf den Klimawandel ein, indem er zunehmend Fruchtkulturen anbaut, die früher reif werden.
Raps will Kiefer aber auch weiterhin anbauen, obwohl es schwierig ist. „Hier könnten die Preise steigen, weil es in Europa zu wenig Anbauflächen gibt“, weiß Hermann Frey vom Vermarkter ZG Raiffeisen und weist auf die von 2018 bis 2019 stark gesunkenen Rapsflächen in Deutschland hin. Getroffen hat die Hitzewelle auch das Grünland. „Durch die Trockenheit wird nach dem zweiten Schnitt nicht mehr viel möglich sein“, prophezeit Ulrich Hauser, Bauernverbandsvorsitzender im Enzkreis.