„Glaube und Musik haben Trauer in Freude verwandelt“
Mit dem Sprössling auf dem Schoss beim Predigtschreiben, mit der ganzen Familie hoch oben auf den Bergen und später wieder mit der Gitarre mitten in der Gemeinde: Glückliche Erinnerungen aus dem Fotoalbum der früheren Wilferdinger Pfarrfamilie Thiel umspannten das Konzert von Jasmin Gorenflo, geborene Thiel, in der Christuskirche. „Ich wollte schon immer mal hier oben stehen, wo früher der Papa stand“, begrüßte die 27-Jährige von der Kanzel.
Im März 2011 stellte die Magenkrebs-Diagnose ihren Vater, Pfarrer Armin Thiel, auf die härteste Probe seines Lebens. Einem weiteren Krebsschub folgte im April 2012 der vorzeitige Ruhestand – drei Monate später verstarb er mit 47 Jahren. Bis zuletzt fragte er nach dem Warum.
„Auch ich habe bis heute keine Antwort auf das Warum“, verdeutlichte Jasmin. Doch sie durfte etwas Wunderbares erleben – wie Gott Trauer und Tränen in Freude verwandelt: „Gott half mir, mit Musik den Schmerz zu bewältigen.“ Sie fing an, eigene Lieder zu schreiben – eines davon inspiriert von Zeilen ihres Vaters, die sie nach seinem Tod auf seinem Handy gefunden hatte, und erlebte dadurch Gottes Trost. Während des Studiums der Sozialen Arbeit in Ludwigsburg lernte sie eine Freundin kennen, die ebenfalls ihren Vater verloren hatte und Trost in der Musik fand. Dann traf sie ihren Mann Johannes Gorenflo – auch er verlor als Jugendlicher seinen Vater an Krebs. 2017 heirateten sie. Neben Studium und Beruf packten sie bei der Gründung einer christlichen Gemeinde in ihrer neuen Heimat Nürnberg mit an, machen leidenschaftlich gerne Musik und arbeiten an der ersten gemeinsamen CD.
Die Musik führte sie zurück nach Wilferdingen. Mit einer Mischung aus selbst geschriebenen, trostspendenden Liedern, gesungen und am Klavier begleitet von Jasmin, an der Gitarre ihres Vaters von Johannes, an den Schlaginstrumenten von Tim Zilly und am Gesang abwechselnd von Andrea Simolka-Walter und Corinna Brunkhorst, mit Lebensgeschichten und „Predigtjuwelen“ verdeutlichten sie vor allem eines: Dass die Trauer nicht plötzlich weg sei, aber es wunderschön sei, mit dem Schmerz nicht alleine zu sein.