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Kämpfelbach -  24.06.2020
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Große Hilfsbereitschaft: Schritt in die Selbstständigkeit zaubert Giadas Lächeln zurück

Kämpfelbach-Ersingen. Franca Campanozzi und ihre Tochter Giada gehen gemeinsam durch dick und dünn. Sie verarbeiteten gemeinsam im Jahr 2012 den Verlust von Giadas Vater – nach langem Kampf gegen den Krebs. Doch dann schlug die Krankheit auch bei der Tochter zu. Im Februar vergangenen Jahres begann für die Schülerin nach der Entdeckung von Osteosarkomen, bösartigen Knochentumoren, ein Kreislauf aus Diagnose, Operationen, Chemotherapien und Krankenhausaufenthalten. Mit einem Artikel in der PZ vom vergangenen Oktober wird das Schicksal von Giada und ihrer Familie den Lesern bekannt. „Es wollten uns so viele Menschen helfen und so sind wir den Weg in die Öffentlichkeit gegangen“, erinnert sich die Mutter.

Das Einfamilienhaus in Ersingen sollte einen kleinen Anbau erhalten. Unzumutbar und gefährlich sei das tägliche treppauf treppab im Haus der Familie für Giada. Bad und Schlafzimmer liegen im ersten Stock. Und so musste das Mädchen mit den Krücken mehrmals täglich die enge Wendeltreppe bewältigen. Außerdem wurde der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit bei Giada immer größer. Franka Campanozzi richtete also ein Spendenkonto ein und hoffte auf Unterstützung. „Ich konnte überhaupt nicht einschätzen, wie die Menschen reagieren werden.“

Nun sind acht Monate vergangen. Und das häusliche Miteinander der Campanozzis hat sich grundlegend verändert. Der Traum von Giada und ihrer Familie ist in Erfüllung gegangen. Ein Anbau mit Schlafzimmer, kleiner Küche und Bad ist an der Außenwand des Wohnzimmers entstanden. Der Zugang ist ebenerdig. Und Giada kann sogar problemlos direkt auf die sonnige Terrasse der Familie.

Durch die Unterstützung der Unternehmerfamilie Wolfgang und Andrea Scheidtweiler aus Pforzheim, die ihre guten Kontakte und Verbindungen nutzte, ist der Anbau gespendet worden. Einige Handwerksbetriebe und auch der Architekt verzichteten ganz auf eine Rechnung, andere unterstützen mit bis zu fünfstelligen Summen. Den Rest bezahlte Franka Campanozzi mit den Spenden, die nach der Veröffentlichung in der PZ auf dem Konto eingegangen sind.

Im Januar starteten die Bauarbeiten. Dank beständigem Wetter war es Ende März dann so weit, dass Giada umziehen konnte. „Das Gefühl ist unbeschreiblich schön“, sagt Giada. „Ich habe jetzt meinen eigenen Bereich.“ Nun sei sie nicht mehr bei jedem Schritt auf Hilfe angewiesen. Dank beständiger Physiotherapie kommt Giada in ihrem rund 40 Quadratmeter-Heim sogar teilweise ganz ohne Krücken zurecht. „Das Gefühl ist unheimlich gut.“

Mittelpunkt des Anbaus ist das große Bett. Wenn es sich Giada dort gemütlich macht, dann hat sie freie Sicht auf den großen Fernseher. Eine romantische Tapete mit Allee-Motiv ziert den Hintergrund. Fotos, die an wichtige Momente erinnern, sind ebenso in ihrem Blickfeld. Auf dem Weg ins Bad ist der kleine Schminktisch platziert. Hier kann Giada in Ruhe Platz nehmen. Die 15-Jährige mag es, wenn sie zurechtgemacht ist und gut aussieht. Pinsel, Lidschatten, Puder – alles liegt griffbereit. Ist das Make-up fertig, zieht Giada die Baumwoll-Mütze auf. „Ich mag meine Frisur nicht“, verrät sie. Nach den Chemo-Therapien wachsen zwar die Haare wieder. „Aber so, wie ich sie nicht mag und deshalb trage ich die Mütze.“ Giada weiß, was sie will. Und so ist für sie klar, dass sie nach dem Abschluss der 9. Klasse an der Bergschule Singen, weitermachen möchte. „Ich möchte Mediengestalter werden“, so ihre Pläne.

Die Kraft nimmt Giada vom neuen Hausbewohner: Hugo. Der sieben Monate alte Bichon-Friesé-Rüde ist der Sonnenschein im Hause der Campanozzis. „Er bringt uns auf andere Gedanken und ist einfach eine Freude“, so Franka Campanozzi. „Wenn Giada Hugo sieht, dann ist ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu erkennen.“ Und das auch an Tagen, die eigentlich nicht zum Lachen sind.

Autor: suk