HCB Rutronik Racing - ein Rennstall aus dem Enzkreis gibt Gas
Remchingen/Ispringen. Wenn an diesem Wochenende die ADAC GT Masters ihre Rennsaison starten, dann sind zwei Renner aus dem Enzkreis mittendrin. Denn HCB Rutronik Racing hat den Aufstieg von der GTC-Rennserie gewagt. Die GT-Masters zählen zu den bedeutendsten Sportwagen-Rennserien weltweit. Der ehemalige DTM-Fahrer Manuel Reuter, den der Rennstall als Berater angeheuert hat, weiß, um was es geht. „Es ist ein riesengroßer und mutiger Schritt. Die GT Masters sind die härteste Sprintmeisterschaft, die es gibt. Die PZ stellt die Rennserie vor und beleuchtet die Situation für das Enzkreis-Team.
Der Rennstall:
HCB Rutronik Racing wurde 2010 gegründet. In der hochmodernen Firmenhalle des Rennstalls in Remchingen-Wilferdingen kümmern sich Techniker und Mechaniker auf 4000 Quadratmetern um insgesamt 18 Rennfahrzeuge. Angefangen hat alles im Bereich der Sport-Prototypen, zuletzt fuhr der Rennstall drei Jahre erfolgreich in der GT3-Klasse mit. Namensgeber und Hauptsponsor des Rennstalls ist die Firma Rutronik aus Ispringen. Mit dem Rennsport kann Thomas Rudel private Begeisterung und Geschäftssinn auf das Trefflichste vereinigen. „Motoren waren schon immer eine Leidenschaft für mich. Technik interessiert mich einfach“, sagt der Rutronik-Chef. Sein Unternehmen mit Milliardenumsatz vertreibt weltweit elektronische Bauteile. Und viele dieser Bauteile stecken in den Hochleistungsfahrzeugen der GT Masters, werden damit Runde für Runde und Rennen für Rennen einen harten Praxistest unterzogen.
Die Autos:
HCB Rutronik Racing schickt zwei Audi R8 LMS ins Rennen. Die Fahrzeuge wiegen zwischen 1200 und 1300 Kilogramm und bringen bis zu 650 PS auf die Straße. Insgesamt werden pro Rennwochenende 30 bis 40 Fahrzeuge am Start sein, Neben Audi sind Porsche, Mercedes, BMW, Corvette, Aston Martin, Ferrari und Lamborghini am Start. Um Chancengleichheit zu schaffen, wird teilweise massiv in die Fahrzeuge eingegriffen. Wer (zu) schnell ist, wird mit Zusatzgewichten ausgebremst. Auch die Motoren werden teilweise deutlich gedrosselt. So werden aus den 650 PS eines Audi oder den 700 PS eines Ferrari schon mal 500 PS – weil andere Konkurrenzfahrzeuge auch nur diese Motorenleistung bringen. Damit soll Chancengleichheit garantiert sein – und die wiederum soll spannende Rennen garantieren.
Die Fahrer:
Der Südafrikaner Kelvin van der Linde (22) und Patric Niederhauser (27) teilen sich bei HCB Rutronik Racing das eine Fahrzeug, Carrie Schreiner (20) und Dennis Marschall (23) pilotieren den zweiten Audi aus der Remchinger Rennwagenschmiede. Es ist ein ausgesprochen junges Team. Van der Linde gewann die Masters-Serie bereits als 18-Jähriger 2014. Carrie Schreiner wird die einzige Frau im Fahrerfeld sein, wenn die Renner am Samstag in Oschersleben im fliegenden Start erstmals die Startlinie überqueren.
Der Berater:
Manuel Reuter war einst erfolgreicher DTM-Pilot (203 Rennen) und hat die 24 Stunden von Le Mans zweimal gewonnen, einmal in einem Mercedes (einer der Teamkollegen war Jochen Maas), einmal im TWR/Porsche. Anschließend war er Markenbotschafter für Opel und zuletzt auch für VW. Jetzt unterstützt er den HCB-Rennstall aus Remchingen als Berater. „Er ist sehr penibel, kennt sich unheimlich gut aus“, sagt Thomas Rudel über den 57-Jährigen.
Die ersten Tests:
Der Vorsaisontest in Oschersleben verlief vielversprechend für die Debütanten aus dem Enzkreis. In der ersten Session fuhren Carrie Schreiner und Dennis Marschall auf Platz zwei, in der Abschlusssitzung waren Kelvin van der Linde und Patric Niederhauser sogar Schnellste. „Wir sind gut durch unser Programm gekommen“, so Teamchef Fabian Plentz. Im ersten Freien Training gab es aber keine Spitzenzeiten.
Die Zielsetzung:
Eine Klasse tiefer hat HCB Rutronik Racing zuletzt die GTC-Rennserie dominiert. Als „Aufsteiger“ steht man nun vor deutlich größeren Herausforderungen. Das Ziel des Rennstalls aus dem Enzkreis formuliert Teamchef Fabian Plentz dennoch offensiv. „Wir wollen unter den besten Audis dabei sein und auch um die Podestplätze mitfahren.“ Langfristig will man sogar den besten Audi im Feld stellen. Schließlich treten auch andere Rennställe mit Fahrzeugen aus Ingolstadt an. Und nur die besten einer Marke haben die Chance, zum Werksteam aufzusteigen und dann mit entsprechender Unterstützung des großen Konzerns durchzustarten. Manuel Reuter weiß, wie eng es im GT Masters an der Spitze zugeht: „Die ersten fünf, sechs Plätze liegen oft nur eine Zehntel Sekunde auseinander.“
Das liebe Geld:
Darüber spricht man auch bei Rutronik nicht so gerne, endgültige Zahlen sind auch schwer zu ermitteln sind. Für den Vertreiber elektronischer Bauteile ist der Motorsport aber eine Win-Win-Situation. 55 Prozent ihres Umsatzes macht die Ispringer Firma mit der Automobilindustrie. Diese Kunden wiederum sind hochinteressiert daran, dass ihre Bauteile im Rennsport unter extremen Bedingungen getestet werden. Rutronik profitiert ebenfalls von Entwicklungen im Motorsport. „Hier werden auch Teile benutzt, die erst zwei, drei Jahre später in Serie gehen“, sagt Thomas Rudel. Gleichzeitig nutzen die Rutronik-Kunden den Motorsport, um für ihre Produkte zu werben – auch auf Autos von HCB Rutronik Racing. Darüber wiederum finanziert sich der Rennstall zu einem nicht geringen Teil.
Die ADAC GT Masters:
Starten dürfen im ADAC GT Masters seriennahe Sporwaten, die nach dem weltweit gültigen GT3-Reglement gebaut sind. Die Fahrzeuge leisten zwischen 500 und 650 PS und wiegen zwischen 1200 und 1310 Kilogramm. Die Motoren sich zumeist Serientriebwerke, die angepasst werden. Es ist ausschließlich Heckantrieb zugelassen. Die Chancengleichheit auf der Strecken stellt ein komplexes System, Balance of Performance (BOP), sicher, das über Gewicht oder Motorleistung für ausgeglichene Leistunge sorgt. Zwei Fahrer teilen sich jeweils ein Auto, zur Rennmitte ist ein Fahrerwechsel Pflicht. Es gibt sieben Rennwochenenden mit insgesamt 14 Rennen.Die Startaufstellung für jedes Rennen wird in einem Qualifying ermittelt, jeder der beiden Fahrer bestreitet ein Qualifying für jeweils eines der beiden Rennen an diesem Wochenende. Jedes Rennen dauert 60 Minuten.