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Kreis Calw -  18.12.2025
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Hermann-Hesse-Bahn wird ins Stuttgarter Tarifsystem eingebunden: Großer Tag schon vor der großen Jungfernfahrt

Kreis Calw/Stuttgart. Der lang ersehnte Tag, an dem die ersten Züge auf der wiederbelebten Bahnlinie von Calw nach Weil der Stadt fahren, ist erst in sechs Wochen. Doch schon vor der Einweihungsfeier am 31. Januar strömten nun alle Macher der neuen Hermann-Hesse-Bahn zu einer Vollversammlung ins Calwer Landratsamt. Fürs künftige Tarifsystem mit dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) unterschrieben sie unter Federführung des Landrats Helmut Riegger die Verträge. Für wenig Geld ein Meilenstein im gemeinsamen Nahverkehr mit dem Nachbarkreis Böblingen und dem Ballungsraum Stuttgart.

Macher der Hermann-Hesse-Bahn (von rechts): Verkehrsminister Winfried Hermann, Landrat Helmut Riegger sowie Cornelia Christian und Jan Neidhardt von der VVS-Geschäftsführung, die den Kreis Calw in ihr Tarifsystem einbindet.
Macher der Hermann-Hesse-Bahn (von rechts): Verkehrsminister Winfried Hermann, Landrat Helmut Riegger sowie Cornelia Christian und Jan Neidhardt von der VVS-Geschäftsführung, die den Kreis Calw in ihr Tarifsystem einbindet. Foto: Steinert

Denn die Fahrgäste müssen sich nicht durch einen Tarifdschungel zwischen der Verkehrsgesellschaft Calw (VGC) und dem VVS quälen – ein einziger Fahrschein reicht. Besonderes Schmankerl: Das Stuttgarter Netz-Tagesticket gilt auch in allen Bussen im Landkreis Calw.

Über diesen ersten Schritt des Kreises hinein in den großen Stuttgarter Verbund freute sich denn auch Riegger: „Die Fahrgäste wollen doch mit Zug und Bus ganz einfach von A nach B kommen, ohne an Tarifgrenzen zu denken.“ VGC-Chefin Gisela Volz deutete bereits den nächsten Schritt an. Will heißen: Der Kreis soll vollständig im leistungsstarken VVS aufgehen. So ein Zusammenschluss im Nahverkehr ist auch ganz im Sinne des Landesverkehrsministers Winfried Hermann (Grüne), der sich bester Laune im Sitzungssaal einfand:

„Dies ist ein wunderschöner Termin vor Weihnachten.“

Seit ersten Überlegungen vor 15 Jahren, den Bahnbetrieb auf der 1983 stillgelegten Strecke wieder einzurichten, ist Hermann zum Paten für dieses Vorhaben geworden. „Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft“, lobte ihn Kreischef Riegger. Der grüne Minister warf denn auch schmunzelnd einen Blick zurück, als alle noch glaubten, das Projekt gehe wohl ruckzuck über die Bühne. „Wir dachten, das geht doch schnell, die Gleise waren noch da, nur bisschen Gras und Sträucher wegmachen, schon können Züge fahren“, sagte Hermann, der damals im Jahr 2011 gerade ins Regierungsamt gekommen war.

Aber einfach wurde es nicht. Ernste Fragen rund um den Naturschutz tauchten auf, denn eine Unmenge Fledermäuse hatten sich im über vier Jahrzehnte langen Stillstand in den Tunneln angesiedelt.

„Der Erhalt solcher geschützten Räume für die Tierarten ist wichtig“, sagte Hermann.

Der Ausweg: ein Doppelsystem mit vorgebauten Tunneln, die die Flattertiere umleiten, und inneren Tunnelabschottungen – eine weltweit einzigartige Lösung. Die Kosten schnellten in die Höhe, am Ende verschlingt die Hesse-Bahn 220 Millionen Euro.

Zu viel Geld für eine 22 Kilometer lange Bahnverbindung? Nicht aus Hermanns Sicht. Als langjähriger Herr über die Autobahnen, schließlich machte der Grüne den Weg frei für die neugebauten, sechsspurigen A8-Abschnitte von Wurmberg bis Heimsheim und von Pforzheim bis Karlsbad, führte er das Beispiel des aktuellen A8-Umbaus im Enztal ins Feld: „Dort kosten die nur fünf Kilometer rund 340 Millionen Euro.“ Will heißen:

„Diese Hesse-Bahn ist ein Leuchtturm und Vorbild für andere Strecken im Land, die wir reaktivieren wollen.“

Das i-Tüpfelchen ist für Hermann die zunächst teilweise Einbindung der Hesse-Bahn ins VVS-Verbundgebiet: „Die Fahrscheine von Calw bis Stuttgart sind jetzt einfach und spürbar günstiger, das ist perfekt für Tagesausflüge.“ Bisher gab es unterschiedliche Angebote in die Landeshauptstadt, alle rund 25 Euro teuer. „Ab 1. Februar brauchen Fahrgäste nur noch ein Ticket, und fürs Netz ist der Preis 16,60 Euro, mithin fast neun Euro günstiger“, so der Landesminister.

Der VVS sieht zudem gute Chancen für Liebhaber von Ausflügen aus dem Raum Stuttgart – „wer die Fachwerkstadt Calw erkunden, in Bad Liebenzell in die Therme oder nach Bad Wildbad zum Baumwipfelpfad möchte“, sagten Cornelia Christian und Jan Neidhardt von der VVS-Geschäftsführung. Der Calwer Rathauschef Florian Kling sah es so:

„Der VVS gewinnt damit unseren berühmten Schriftsteller und Nobelpreisträger Hermann Hesse.“