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Remchingen -  17.03.2019
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Historischer Abend zum Start ins Jubiläum: Singen wird 1250 Jahre alt

Remchingen-Singen. Wie gut, dass vier Männer aus „Sigincheim“ im Jahr 769 dem Kloster Lorsch ein paar Grundstücke stifteten, in der Hoffnung, Fürbitte für ihr Seelenheil zu bekommen. Ob sie Letzteres durch die Schenkung ihrer Wiesen und Wälder erhielten, steht nicht in den Geschichtsbüchern. Doch dass sie damit 1250 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung des drittältesten Dorfs im Enzkreis für einen fulminanten Festbeginn sorgten, das wird sicherlich noch lange in Erinnerungen bleiben.

Zum historischen Abend strömten fast 700 Besucher in die Kulturhalle – und das war erst der Auftakt eines ganzen Jahres voller Überraschungen. Zahlreiche gut erhaltene, historische Schwarz-Weiß-Fotografien, großteils aus den Nachlässen der Fotografen und Ortshistoriker Walter Dennig und Otto Schlegel, sowie eine alte Filmrolle des Nieferner Reporters Erich Mahner, die viel zu lange im Rathausarchiv schlummerte, anschaulich mit Fakten aufgearbeitet von Alexander Zachmann und seinem Team, begeisterten Jung und Alt. Kaum flimmerten Sankt-Wendelins-Kapelle, „Schwobe-Fritzles-Haus“, Dreschhalle und Co. über die Leinwand, kaum öffnete der alte Bahnübergang seine Schranken, kaum sangen die jungen Kehlen zum Richtfest im Rohbau der 1969 eingeweihten Bergschule, schon drang ein emotionales Raunen durch die ganze Halle und alte Erinnerungen wurden wach. Als dann noch Siegfried Roller, der im Film eben noch als Lehrer in der Bergschule den Takt angab, seine farbigen Szenen aus dem Singener Alltagsleben zwischen Konsum, Schmidt’s Lädle oder dem noch florierenden Brodbeck-Sägewerksgelände präsentierte, gab es für viele kaum ein Halten mehr auf ihren Stühlen.

Dass die Geschichte des zusammen mit Königsbach zweitältesten Siedlungsortes in Baden-Württemberg eigentlich schon wesentlich länger zurückreicht, erklärte Museumsleiter Jeff Klotz in seinem Vortrag über Singen, wo auch keltische Grabhügel gefunden wurden. „Viel Leid, viel Freude und viele Erkenntnisse liegen in der gemeinsamen Geschichte, aber so gut wie es uns heute geht, ging es in 1250 Jahren den Menschen nicht“, gab Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon auf der vom OGV und Monika Kellenberger dekorierten Bühne zu bedenken und dankte Ausschussleiter Volker Bräuninger und den Vereinen, die im Foyer neben der Bewirtung für eine historische Ausstellung sorgten, bereichert von Werner Weisweilers Postkartensammlung. „Die Geschichte lebt in uns, jeden Tag“, ermutigte Moderatorin Anke Kainka. Für den humorvollen Blick aus der Nachbarschaft sorgten die Wilferdinger Waschweiber Helene Schwarz und Monika Foemer. Musik machten Jennifer Loosemore und Kulturhallenleiter Paul Taube am Klavier.

Autor: Julian Zachmann